Erfahrungsbericht Iveco Daily 3.0 (146 PS) von Anonymous, Mai 2009
Fahre ehrenamtlich öfters einen Iveco Daily in der höchsten Gewichtsklasse, als Doppelkabiner mit einem Werkstatt-Kastenaufbau,hat bisher nur knapp 5000 km drauf, da gibt es aber trotzdem viel zu berichten...
Fangen wir mal mit der Karosserie an: Hoch trohnt sie auf einem Leiterrahmen, dahinter wurde nachträglich ein ausladender Kastenaufbau aufgeschraubt, mit einer ausziehbaren treppe am Heck.
Ein ordentliches Stück Luft liegt zwischen Boden und erster Einstiegsstufe, zum Glück gibt es einen massiven Haltegriff zum Reinziehen auf den Fahrersitz, der im übrigen lufgefedert ist (stört massiv das sogenannte popometer), marke isri. dennoch gibt sich der sitz nicht sehr bequem mit wenig seitenhalt, und die runterklappbaren armlehnen stören auch eher und wirken improvisiert nachgerüstet.in luftiger höhe platzgenommen, blickt man als erstes auf.... den oberen rand der scheibe, denn die sitzposition ist zu hoch und aus dieser position liegen auch die pedale nicht in optimaler reichweite, das können andere besser. weiter geht es mit einem blick auf die instrumente: aha, alles ein bisschen verstreut angesiedelt, aber das ist zu verschmerzen. der drehzahlmesser hat sogar einen economy-bereich, wie beim lkw. ansonten herrscht nüchternes dunkles hartplastik, mit fragilem eindruck. weiter schweift der blick zu den spiegeln: ordentlich groß, wegen des breiten aufbaus mit langen auslegern (sehr abrissgefährdet) weit vorne angesiedelt, aber der weitwinkelbereich ist vollkommen unnütz und nicht einstellbar, großer konstruktionsfehler.
so, genug geschaut, ran gehts ans fahren: als erstes mal motor anlassen. nach drehen der zündung leuchten gefühlte 10000 kontolleuchten auf, man fühlt sich ein bisschen wie im flugzeug, hoffentlich leuchtet eine von denen nicht irgendwann mal auf, das wird bestimmt teuer.als nächstes den motor starten, mit einem hochfrequenten geräusch (eher sportwagen als lkw) erwacht der drei liter große diesel zum leben. rustikal nagelnd, zeugt er noch von einer ära vor common-rail. dann mal den ersten gang der 6-gang- joystick-schaltung reingewürgt (alle sehr unpräzise geführt), kupplung kommen lassen und los... dann das erste mal schalten, der zweite will nicht rein und zeigt diesen unwillen mit einem krachenden geräusch an, das getriebeöl ist eben noch nicht warm und das auto noch nicht eingefahren, hoffentlich bessert sich das bald...
die restlichen gänge flutschen besser, bis man hoch im sechsten ist. klasse, denkt man sich, schon liegen 90 sachen an, dann mal auf den tacho gelugt: warum steht da nur 50? muss kaputt sein...nö, stimmt aber, die abstufung des getriebes ist ungünstig und das durchzugsvermögen des motors ist absolut grottig, das könnten genauso gut 70 ps sein und nicht fast 150. naja, schnell will man mit der kiste sowieso nicht fahren, denn man spürt starke verspannungen in der karosserie mit dem aufbau, und die brettharte federung tut ihr übriges dazu.ein sicheres fahrgefühl entsteht so nicht, man steht ständig unter leichtem stress, um das fahrzeug auf der straße zu halten, auch wenn sich das dicke lenkrad mit dem kleinen finger drehen läßt...
schon nach wenigen hundert km, brechen verkleidungsteile ab und der motor macht jedes mal ein anderes geräusch, wenn man an der ampel steht, das kann auch nicht gesund sein.die kühlmitteltemperatur schwankt auch ständig in einem großen bereich.
das nächste ärgernis entsteht beim tanken: abgesehen davon, dass der tank nur 70 liter fast und deswegen schnell leer ist (verbrauch liegt bei etwa 14 litern), kann man ihn auch nicht richtig vollmachen, da der kraftstoff ab einer bestimmten füllmarke über die tankentlüftung wieder rausläuft. nicht sehr durchdacht.
Fazit: das ganze fahrzeug ist eher eine zumutung, das konzept aus motor, fahrwerk, getriebe und aufbau wirkt nicht harmonisch, eher eine wüste bastelei, die zu lasten der fahrsicherheit geht.abgesehen davon ist die verarbeitungsqualität eben typisch fiat, also grottenschlecht, das wird noch ein echt teures vergnügen, wenn das auto mal älter ist, da rächt sich die billige anschaffung...