Erfahrungsbericht Hyundai Trajet 2.0 (136 PS) von Anonymous, Oktober 2011
Wir fahren unseren Trajet nun seit knapp 2,5 Jahren und 62500 km.
Ich versuche hier nun einen neutralen Bericht über den Hyundai Trajet mit 2 Liter-Benzin-Motor und Schaltgetriebe zu verfassen.
Bis auf normale Inspektionen hat der Wagen erst 3 mal die Werkstatt gesehen: beim ersten mal: Bremsbelege rundum, beim 2. mal die vorderen Achsmanchetten und das 3. mal war´s ein Rückruf von Hyundai zur Kontrolle der Hinterachse. Hier sollte der zukünftige Trajet-fahrer auf Korrosion achten und dass das Fahrzeug zum Rückruf gewesen ist, denn ein Korrosionsschaden kann nicht nur teuer, sondern auch gefährlich werden.
Das war es dann auch schon an Werkstattbesuchen. Das "Hauptproblem" beim Trajet ist nach meiner Meinung, dass er vom Sonata abstammt, so dass die vorderen Domlager für das Fahrzeuggewicht von leer knapp 1,8 Tonnen einfach zu Unterdimensioniert sind. Hier wird wohl die erste echte Reparatur anstehen, welche nicht auf normalen Verschleiß zurückzuführen ist.
Der Durchschnittsverbrauch liegt bei, für Größe und Gewicht absolut akzeptabelen 10,5 Liter auf 100 km. Öl wurde nur im normalen Interval von 15000 km gewechselt, ein Nachfüllen war noch nie notwendig.
Wo wir beim Nachfüllen sind: 1. der Tank fasst entgegen der offiziellen Angabe 70 Liter statt 65 Liter und 2. der Scheibenwischwasserbehälter ist einfach riesig und liegt sehr gut erreichbar vorn links im Motorraum.
Zur Handhabung des Trajet:
Nach vorne ist er sicherlich schwierig einsehbar, d.h. wenn man meint, nach vorn geht es nicht weiter, so sind es meistens noch locker 75 cm bis zum Hindernis. Nach Hinten ist der Trajet meiner Meinung nach super einzuschätzen. Leider sind alle Stoßleisten in Wagenfarbe lackiert.
Im Innenraum sind alle Schalter logisch plaziert und sehr leicht verständlich. Das Lenkrad ist höhenverstellbar. Ablagen gibt es in Hülle und Fülle, selbst für große Sachen. 1,5 Liter-Flaschen passen in die Türtaschen.
Die Sitze sind trotz meines Gewichts (130 kg) und meiner Größe (190 cm) wahnsinnig bequem, wobei die Oberschenkelauflage etwas größer sein könnte. Kleine Anmerkung hierzu: nach einer Dienstreise in einer neuen Mercedes E-Klasse kann ich sagen, dass der Trajet um Welten bequemer ist (Sorry Mercedes, ist aber wahr..), weil man auch entsprechend aufrecht sitzt und man beim Einsteigen ins Auto nicht in Richtung Asphalt "fällt".
Im Gegensatz zu gewissen Deutsch-Deutsch-Spanischen Kooperationen fällt im Trajet erst mal auf, dass er nach dem Starten des Motors sehr leise und laufruhig ist und dass beim fahren nix klappert oder dröhnt. Der Motor ist nur bei hohen Drehzahlen präsent, aber nicht nervig. Auch die Windgeräusche sind entgegen Sharan, Galaxy und Alhambra eher gering (dennoch sind sie vorhanden).
Das Fahrzeug scheint ausserordentlich Verwindungsstabil zu sein.
Schön ist am Trajet, dass er eine vernünftige Bodenfreiheit hat und nicht schon am nächsten Feldweg in die Knie geht.
Damit wären wir bei den weiteren Dingen wie Federung und Schaltung:
Die Schaltpräzision ist zumindestens als sauber zu betrachten, allerdings könnten die Wege etwas kürzer sein, ein 6. Gang fehlt.
Die Federung ist komfortabel, ohne zu weich oder zu straff zu sein.
Hier ist Hyundai meiner Meinung nach einen sehr konsequent ehrlichen Weg gegangen und setzt beim Trajet nicht auf Pseudosportlichkeit oder französischen Schaukelwahn im Familienvan, sondern auf eine wirklich ausgewogene Federung.
Innenraum: der Trajet ist vom Werk aus ein 7-Sitzer, wobei sich alle 7 Lehnen in der Neigung verstellen lassen, der Fahrersitz ferner noch in der Höhe sowie im Lendenwirbelbereich.
Im Trajet sitzt es sich mit 4 Erwachsenen und 3 Kindern auch auf längeren Strecken sehr entspannt.
Die Einzelsitze in der 2. und 3. Reihe lassen sich sehr leicht (auch von Frauenhand) umgruppieren oder Ausbauen, könnten aber etwas leichter sein.
Ferner ist es möglich, bei Nichtgebrauch des Mittelsitzes in Reihe 2, die beiden äußeren Sitze nach innen zu versetzen, was mehr Schulterfreiheit für Erwachsene bedeutet.
Kopffreiheit gibt es auf allen Plätzen genug.
Entfernt man nun auch noch die hinteren Sitze, so ergibt sich ein riesiger Kofferraum, welchen man bei VW und Co in dieser Art schon vermissen kann. Platzprobleme im Trajet? - Wenn dieser Fall doch einmal zutreffen sollte, dann gibs ja noch die Dachreling oder Anhängerkupplung. Sollte es dann noch immer nicht reichen, so sollte man sich nach einem Umzugsunternehmen umsehen.
Ansonsten sind bis auf den mittleren Sitz in Reihe 2 alle Plätze mit Leseleuchten ausgestattet, die Fenster in Reihe 1 & 2 sind elektrisch betätigt, die Fenster der Reihe 3 sind allerdings in der Grundausstattung fest und somit nicht zu öffnen.
Die Türen und die Hechklappe öffnen sehr weit, so das das Entern des Trajet auf allen Plätzen (die hinteren werden durch weit nach vorn aufschnellende Aussensitze der 2. Reihe erreicht) recht mühelos gelingt.
Eine Klimaanlage (manuell) ist stets serienmäßig an Bord, sie kühlt im Sommer rasch und bis sehr kühl. Im Winter ist die Heizleistung des Trajet für diese Fahrzeuggröße sehr gut, so dass es bereits nach kurzer Zeit im Innenraum mollig warm wird.
Schön ist im Winter ausserdem, dass die Aussenspiegel nicht nur elektrisch verstell, sondern auch beheizbar sind.
Die verbauten Materialien im Armaturenbrett sind zwar eher einfacher Natur, dafür aber pflegeleicht und nach tausenden Kilometern immer noch frisch, hier blättert kein Softlack ab!
Beim TÜV fährt man einfach vor, ohne Angst vorm Prüfer haben zu müssen. Mein Werkstattmeister ist ebenfalls der Meinung, dass der Trajet qualitativ locker mit Toyota mithalten kann!
Mein Fazit nach knapp 62500 km im Trajet:
Ein unkomplizierter, großer und günstiger Familienvan ohne jegliche Starallüren, der von der ganzen Familie (mit großem Hund) geliebt und geschätz wird.
Schade, dass Hyundai die Produktion ohne einen Nachfolger eingestellt hat.