Hallo Gemeinde,
meine Frau und ich (also "nur" als Paar) standen vor ein paar Monaten auch vor der Entscheidung, was für ein neues Fz wir uns anschaffen sollten, da unser inzwischen gut 17 Jahre alte, 2001er und auf 275 PS "gepimpte" Volvo S60 T5 mit gut 250 tkm auf der Uhr zwar immer noch absolut zuverlässig lief, aber wir wollten (und brauchen) für unsere Urlaubsreisen einfach ein Auto mit mehr Lade-/Gepäckvolumen und wo man insbesondere auch bequemer ein- und aussteigen kann – man wird ja mit 50 Lenzen auf der Uhr auch nicht jünger . Es kam also nur ein (Mini-)Van oder (C-)SUV in Frage. Da wir von unserem S60 T5 in gewisser Weise in Bezug auf Komfortmerkmale und Verarbeitung "verwöhnt" waren, haben wir uns, als bekennende Volvo-Fans, zunächst den neuen/aktuellen Volvo XC60, aber auch einen BMW X1, X3, Mercedes GLC, Audi Q3, Q5 usw. angeschaut. All diese Autos sind ganz gewiss nicht schlecht, aber uns haben die Preise dann doch ein wenig abgeschreckt: Bis zu fast 80.000(!) EUR für einen ordentlich ausgestatteten GLC, X3 oder Q5? Nee, danke. Zugegeben waren diese Modelle dann auch "standesgemäß" motorisiert ( > 200 PS), aber herrje: Die Zeiten, wo ich auf der freien Autobahn eine Tachonadel unter 200 km/h als "Schleicherei" empfunden habe, die sind inzwischen längst vorbei. Auch war es mir/uns wichtig, dass das Cockpit in den wichtigsten Funktionen einfach und intuitiv zu bedienen ist – und das ist bei den schon genannten Exemplaren der "Premiumhersteller" einfach nicht – mehr oder weniger – der Fall. Im Falle des XC60 muss man sich z. B. (sogar während der Fahrt!) über den Touchscreen in 2, 3 Untermenüs hangeln, um lediglich die Temperatur der Klimaanlage zu regulieren. Für mich ein absolutes No-Go. Auch die teils mehr oder weniger vorhandenen Klavierlackoptiken/-oberflächen dieser Premiummodelle fand ich wenig "sexy", aber das ist sicher alles auch Geschmackssache.
Wie dem auch sei, so ist "unser" Volvo-Händler auch Vertragspartner von Hyundai. In diesem Zusammenhang haben wir uns dann auch mal den Tucson und Santa Fe angeschaut – und was soll ich sagen? Es ist wirklich mehr als nur erstaunlich, was Hyundai inzwischen auf die Beine gestellt hat. Da waren wir (also meine Frau und ich) baff erstaunt: Augenscheinlich durchweg recht hochwertige Verarbeitung, gute Materialien, bei den entsprechenden Probefahrten rappelte, knirschte, knackste und klapperte rein gar nichts, so wie es ja auch sein sollte. Ok, natürlich sind die deutschen Premiumhersteller diesbezüglich noch einen mehr oder weniger spürbaren Tick besser, aber herrje. Allerdings rechtfertigt diese "Mehrqualität" nicht einen (ausstattungsbereinigten) Aufpreis von bis zu 50% oder noch mehr, obwohl auch das sicher alles Ansichtssache sein mag.
Der Tucson gefiel mir allerdings ü-ber-haupt nicht, denn die Sitze dort sind wirklich sehr "klein" dimensioniert. Ich mit meinen Körpermaßen eines Sumo-Ringers oder Disco-Türstehers (knapp 2m groß sowie breit gebaut bei 150 kg) hatte in dem Tucson das Gefühl, dass ich auf einem Kindersitz sitze: Viel zu kurze Sitzfläche in Bezug auf die Oberschenkelauflage und auch die Sitzwangen waren viel, viel zu eng. Für Langstrecken jedenfalls völlig ungeeignet. Also haben wir uns dann den Santa Fe in der Premium-Version angeschaut – und da waren wir echt "platt": 1A-Verarbeitung, sehr gute (für diese Preisklasse) Haptik und Materialanmutung (nochmal einen Tick besser als beim Tucson), prima und große, bequeme Sitze (Fahrersitz mit Memory-Funktion für 2 Personen), jede Menge "elektronischer Schnick-Schack" (den der Tucson und der neue i30 aber weitgehend ebenfalls bietetn) sowie ein wirklich tolles Gepäckraumabteil mit vielen und guten, pfiffigen und durchdachten Detaillösungen (ebenfalls auch im Tucson), die sonst kaum ein anderer Hersteller bietet – auch nicht im Premiumsegment und dort auch nicht für viel Geld und gute Worte erhältlich. Ok, wie sich die Langzeitqualität des Santa Fe's präsentieren wird, das bleibt sicher abzuwarten.
Was die Fahrleistungen angeht, so leistet der (unser) 2.2l Diesel mit 200 PS sicher keine "Wunder", aber für den Alltag und die Urlaubsreise reicht es mehr als allemal, denn man bewegt ja keinen Sportwagen oder eine sportliche Limousine, so wie unseren "alten" S60 T5, sondern ein SUV. In der Stadt (wir wohnen in Berlin) braucht der Motor in Verbindung mit dem "nur" 6-Gang-Wandlerautomaten "schon" seine gut 9,5-10l Diesel auf 100km, aber was solls. Es sei ihm gegönnt. Wenn der Tank leer ist, dann wird halt getankt, so einfach ist das. Auf der Autobahn bei Reisetempo Tacho 150-160 sind es dann gemessene (also nicht nach BC-Angabe) ca. 7,5-8l. Das finde ich, angesichts der Fz-Größe und des Gewichts bei/mit ca. 350 kg Zuladung, völlig ok. Mehr als 160-170 km/h sollte man aber auch nicht fahren, denn die Beschleunigung ab dieser Geschwindigkeit bis hin zur Höchstgeschwindigkeit (laut Tacho gut/rund 210/215 km/h) ist seeehr, sehr zäh, aber, wie schon gesagt, man bewegt mit dem Santa ja auch keinen Sportwagen, sondern ein SUV – und auch keinen "potenten" BMW, Audi oder Mercedes dieser Fz-Gattung mit mehr oder weniger Leistung deutlich jenseits der 200 PS-Marke… Obwohl… mit einer Überarbeitung des Fahrwerks für deutsche/europäische Verhältnisse wäre da sicher und locker noch mehr drin. Warum z. B. bietet Hyundai den Santa hier nicht mit einem 3,0 oder 3,3l V6 Benziner an, wie in den USA? Ich verstehe es nicht… ;-(
Was mich dagegen doch etwas stört, das ist die etwas "schwammige" und gefühllose Lenkung. Sie ist zwar sehr leichtgängig, aber es fehlt quasi jedwede Rückmeldung und auch die Rückstellkräfte könnten etwas definierter sein, aber das ist ein Jammern auf hohem Niveau und sicher auch Gewöhnungssache.
Das Fahrwerk ist sehr/eher/mehr komfortabel ausgelegt – kein Vergleich z. B. zum Tucson (in der Premuim-Version mit 19-Zöllern und 245er-Bereifung), der diesbezüglich im direkten Vergleich spürbar "sportlicher" abgestimmt ist, obwohl der Tucson keineswegs unkomfortabel ist, aber im direkten Vergleich zum Santa merkt man es doch schon. Ein "Kurvenräuber" ist der Santa jedenfalls und definitiv nicht, aber, wie (schon wieder) erwähnt, er ist ja auch kein Sportwagen, sondern ein SUV.
Um jetzt zum Schluss zu kommen: Wer keinen unbedingten Premiumanspruch hat, der wird in diesem Fz-Segment mit dem Santa Fe ganz sicher viel Freude haben, insbesondere dann, wenn man ein umfangreich ausgestattetes Premium-Modell erwirbt. Wir haben unseren vollausgestatten(!), incl. AHK usw. Santa als Vorführwagen vom Händler, 5 Monate alt mit gut 3.000 km auf dem Tacho für gut 45.000 EUR abzüglich der Inzahlungname für unseren alten Volvo S60 erstanden – und das ist m. E. wirklich mehr als nur fair angesichts des (Listen-)Neupreises von mehr als 53.000 EUR… und dabei bin ich jetzt bei einem anderen Thema: So gut die Qualität von Hyundai inzwischen auch sein mag, der sogenannte Wertverlust ist noch immer exorbitant. Wer sich einen Hyundai kauft, der sollte ihn dann auch besser bis zum "TÜV-Scheidungstermin" fahren, aber das dürfte inzwischen etliche Jahre dauern.
Wir jedenfalls sind mit unserem Santa mehr als nur bestens zufrieden, obwohl ein Eigentumszeitraum von nur gerade einmal 4-5 Monaten im Rahmen der allseits vorhandenen und geplanten Obsoleszenzen sicher wenig aussagekräftig ist. Auf jeden Fall hoffe/n ich/wir, dass dieser Santa uns noch viele Jahre Freude bereiten wird… und ich glaube, dass dies nicht einmal sooo unwahrscheinlich ist, denn meine Schwiegereltern haben viele Jahre einen Hyundai Getz mit deutlich über 100 tkm völlig problemlos gefahren. Diese Marke wird also wohl (inzwischen oder noch immer?) völlig unterschätzt. Ich jedenfalls ziehe sprichwörtlich meinen Hut vor der Marke Hyundai – ehrlich. Die können es jetzt mehr als locker mit VW, Opel, Ford und Konsorten des Mainstreams (nicht Premium(!)) aufnehmen. Preislich ist Hyundai ja eh inzwischen in diesem Segment angelangt.