Ich habe mir Mitte 2005, also derzeit vor vier Jahren, einen roten 94er Hyundai Lantra 1.5i (mit Facelift) von privat gekauft. Mit damals 147.000km hatte er zwar schon einiges gelaufen, aber zwischen Schule und Studium hat man nicht so viel Geld zur Verfügung. So fand ich 1200 Euro doch recht angemessen, zumal mir ein Freund des Verkäufers, seines Zeichens KFZ-Meister, zugesichert hat, dass er alle Mängel, die bei der kurz bevorstehenden TÜV-Überprüfung anfallen könznten, für lau beseitigen würde.
So fuhr ich also vom Plat und freute mich sogleich an der spritzigen und butterweichen Gangschaltung. Die Gänge des Hyundai sind recht kurz übersetzt, so dass man zwar bei 4000rpm mal gerade Tacho 130 fährt, da aber auch trotz der maximal mittelmäßigen Motorisierung noch einiges hinterher kommt. Da fährt er sich zwar sicher, aber dem Motorengeräusch nach möchte man es ihm eigentlich nicht zumuten, zumal er dann auch Sprit schluckt wie nichts Gutes.
Durch den TÜV kam er dann ohne einen einzigen Mangel und hat mir fortan viel Freude in mehreren Urlauben und auch sonst bereitet. Bis dann ein Traggelenk anfing zu quietschen. Das klang schrecklich, wenngleich es banal war. Dann ging der Anlasser kaputt und lief ständig leer. Allerdings gibt es für die Kiste viele gute, günstige Ersatzteile von Herth+Buss Jakoparts, so dass mich Anlasser nebst Arbeitszeit gerade 110 Euro gekostet haben.
Auch der Kat fing bei etwa 170tkm an zu klingeln, aber da ich ein grandioses Angebot für einen LRT-Euro2-Austauschkat gefunden habe, habe ich für gerade mal 280 Euro eine Steuervergünstigung um mehr als die Hälfte erhalten.
Bei einem Ölwechsel fiel ein Domlager vorne heraus. Das hätte nun wirklich nicht sein dürfen. Ist aber nochmal gut gegangen.
Mittlerweile war der Wagen 2 Jahre von mir gefahren worden und hatte fast 200tkm auf der Uhr. Beim TÜV wurden leichte Korrosionserscheinungen an den Bremsleitungen festgestellt.
Ab 205tkm allerdings ging's dann los: Stoßdämpfer hinten waren durch und sorgten für lustiges Hüpfen auf der Autobahn (nun gut, bei 205 Mille dürfen sie das auch). Hier habe ich ein wunderbares Paar von KYB einbauen lassen, danach ließ sich die Kiste geradezu sportlich fahren. Dann fing die Kupplung an zu quietschen (verschlissenes Ausrücklager) und das tat schon recht weh in der Geldbörse. 120 Euro für den Kupplungssatz von LUK sind zwar in Ordnung, aber die Arbeitszeit ist natürlich entsprechend teuer. Dazu hat es mich jedes Mal rund 150 Euro Arbeitszeit gekostet, wenn der Zahnriemen erneuert werden musste, weil der Motor eher ungünstig konzipiert ist und jedes Mal die Peripherie halb auseinander gebaut werden muss, bevor man an den Riemen überhaupt dran kommt.
So gab dann bei etwa 220tkm die Wasserpumpe ihren Geist auf und sorgte dafür, dass ich überall, wo ich parkte, eine Pfütze hinterließ. Da sie hinter dem Zahnriemen sitzt...
Ein Antriebswellenlager hat sich schnell danach laut bemerkbar gemacht. Die Gummilager der Hinterachse klapperten ebenfalls lustig vor sich hin und wollten getauscht werden. Und schließlich jaulten noch zwei Radlager munter durch die Gegend.
All dies habe ich mit zunehmendem Grummeln bezahlt, da der Motor und das Getriebe in dieser Zeit keinen Mucks von sich gegeben hatten (bis auf ein zwischenzeitliches kleines Stottern von verstelltem Ventilspiel, 30 Minuten Arbeit beim Freien) und ich also hoffte, dass er mir noch länger Freude bereiten würde.
Nun ist er aber jüngst ein Fall für den Schrottplatz geworden, da man mit einem Schraubenzieher an einigen Stellen Löcher in die Radläufe pieksen konnte und der Holm unter der rechten B-Säule fast nur noch aus Krümeln bestand. Dazu waren die Querlenkergummis fritte, der Auspuff trotzte den Gesetzen der Schwerkraft und ein Ölverlust, offenbar vom Nocken- oder Kurbelwellendichtring herrührend (und auch die sitzen ja nun, na wo wohl, hinterm Zahnriemen..), war auch zu sehen.
Das klingt nach einer Trauerstory, zugegeben. Aber in den 4 Jahren und über 100.000km hat mir der Wagen viel Freude bereitet, wenn er nicht in der Werkstatt stand. Mit einer angemessenen Bereifung (ich empfehle für den Sommer Kumho Solus KH15 und für den Winter Kumho KW7400 - damit fährt er bombig, flott in den Kurven und sowieso um Meilen sicherer als mit 20 Euro/St. teureren Dunlops) und intakten Stoßdämpfern kann man den Wagen mit 80 jede Autobahnausfahrt runterdübeln, wenn einem gerade danach ist, aber auch gediegenes Fahren langer Autobahnstrecken mit 3 Leuten dabei funktioniert prima. Der durchaus geräumige Kofferraum tut sein Übriges dazu, dass man sich keine Rucksäcke auf den Schoß stapeln muss.
Die Verarbeitung im Innenraum ist nicht übermäßig robust oder schön, aber stabil und gut reinigbar, eben zweckmäßig und pragmatisch. Die Lautsprecher sind m.E. Breitbandboxen, die aber alle Frequenzen akzeptabel darstellen und mit einem Billig-MP3-CD-Radio von Clatronic kann man gut Musik hören, wenn man nicht gerade Uber-Hi-Fi erwartet.
Das Design des Facelifts gefällt mir ausnehmend gut, ein seichter, aber nicht aggressiver "böser Blick" ist vorhanden und ein schön geschwungener Hintern mit einem interessanten Heckleuchtendesign tut sein Übriges dazu.
Kleinere Reparaturen kann man auch durchaus selbst durchführen, marode Schläuche etwa oder das Kühlwasserthermostat.
Wie schon gesagt, gibt es für Hyundais einen großen Pool an Aftermarket-Drittherstellern, was die Ersatzteilpreise überschaubar hält (aber bitte nicht zu den GANZ billigen greifen - nk ist schlecht, QH nur bedingt empfehlenswert).
Der Wagen ist trotz seines etwas höher gezogenen Hecks recht gut überschau- und abschätzbar, die Sicht nach hinten ist mehr als ausreichend.
Die Lenkung ist präzise, minimal untersteuernd bei flotter Fahrweise, aber ich habe in dem Auto nie die Kontrolle verloren - außer einmal bei nasser Fahrbahn mit 30 in einer Kurve. Mit Dunlop-Reifen. Die Idioten.
Da ich den Wagen selten über 4000rpm bzw. 130km/h Tacho gefahren habe, war der Verbrauch absolut akzeptabel. Bei gleichermaßen Stadt- wie außerörtlichem Verkehr habe ich selten mehr als 7,5l Superbenzin auf 100km verbraucht. Bei 560km Autobahn am Stück in die Schweiz ging's bis 6,9l runter.
Grundsätzlich empfehle ich das Auto, allerdings muss man ab einem gewissen Alter bzw. einer gewissen Laufleistung abwägen, ob man noch in Reparaturen investieren will. Solange er läuft, macht er aber wirklich Spaß und ist ein absolut solider Mittelklassewagen seines Semesters.