Den Sierra 1,8 Turbo-Diesel habe ich etwa eineinhalb Jahre gefahren und es ist bislang mein einziger Ford geblieben. Das Auto war zwar sehr praktisch und auch bequem, aber letztlich hat mich die Verarbeitungs -und Materialqualität nicht überzeugen können. Es war ein 92er Modell, das als fast 6-jähriger Gebrauchter ins Haus kam. Das Platzangebot war sehr gut, die Sitze bequem, es gab viele kleine praktische Ablagen.
Heizung und Lüftung waren gut.
Der Federungskomfort war ausgewogen, wobei die Hinterachse bei Querfugen und Kanaldeckeln ein wenig hart durchschlug und erst in beladenem Zustand weicher wurde (das gleiche gilt für den ersten Mondeo, den ich mal als Firmenfahrzeug hatte).
Da Ford generell viel Auto für's Geld bietet, kann man auch nicht über das betongraue Plastik-Interieur meckern, denn recht sauber verarbeitet war es immerhin. Die Instrumente waren gut zu lesen und alles war ergonomisch günstig angeordnet. Die Lenkung ging sehr (fast schon zu) leicht, die Schaltung war ebenso leicht und genau zu bedienen.
Der Motor war sehr gut, zwar mit einem richtig tiefen Turboloch beim Antritt, aber so ab ca. 2.200 U/min recht durchzugsstark. 190 Spitze und echte 180 km/h Dauerreisegeschwindigkeit fand ich sehr gut für nur 75 PS, und sparsam war er auch, bei Volllastfahrt nur ca. 8,5 l / 100 km und sonst zwischen 6,5 und 7 l. Er lief auch erheblich ruhiger als z.B. der bekannte VW /Audi 1,6 TD.
Nur das Fahrverhalten war in einer schneereichen Gegend mit steilem Berg am Ortsausgang nicht so toll - der Sierra war ziemlich frontlastig, da haben bei dem Heckantrieb auch die besten Pirelli-Winterreifen nicht mehr viel genützt - also Ketten.
Die Schwächen des Sierra lagen eher unterm Blech.
Einmal war es das Vorglührelais, das scheinbar ein sehr exotisches Ersatzteil darstellte, da zwei Fordwerkstätten nacheinander (darunter Münchens größte) mir insgesamt drei verschiedene, allesamt falsche Relais verkaufen wollten. Beim Schrotter bin ich dann letzlich fündig geworden.
Ein andermal ging püntlich zur HU der Wischermotor am Heck fest, eine unsagbar fummelige Reparatur, die bei Ford aufgrund des Zeitaufwands sicher ein Vermögen gekostet hätte. Dann der Lüftermotor. Dann der Kühler (undicht). Dann ein Querlenker. Der Anlasser. Das Warnblinkrelais. Ein Bremssattel vorne. Das ABS-Steuergerät.
Das Beste war: Nach einer sehr frostigen Nacht (ich wohnte damals in einem Voralpental) waren die Türen zugefroren. Beim ersten Versuch, sie zu öffnen, riss der Türgriff ab. Woraufhin ich zornig wurde, den Wagen an der Dachreling packte und ein wenig schüttelte - da hatte ich auch dieses Bauteil in der Hand. Da verwandelte sich meine Wut in ungläubiges Staunen - verstehen Sie mich bitte nicht falsch - ich bin weder Schwarzenegger noch Klitschko. Und das mit dem Materialermüdungsbruch nach nur 6 Jahren Lebensdauer scheint mir fragwürdig. Und bei nur -24° C wird das Metall auch noch nicht so spröde wie Glas.
Also doch vielleicht mangelnde Materialqualität seitens des Herstellers?
Als dann bei einer Fahrt auf einer zwar schlechten, aber immerhin geteerten Landstrasse die vordere Radaufhängung abriss (der klassische "Achsbruch"), war meine Geduld mit dem Ford zu Ende.
Da hatte der erst 141.000 km auf der Uhr und war erst 7 Jahre alt geworden. Und hatte dennoch schon reichlich Korrosion an versteckten Stellen am Unterboden.
Das hat mich insgesamt natürlich nicht überzeugt. Da ist ein fader Nachgeschmack geblieben. Die neueren Mondeos oder Focus sollen ja angeblich erheblich besser geworden sein, aber ich bleibe skeptisch.