Erfahrungsbericht Ford Grand Tourneo Connect 1.5 TDCi (100 PS) von RivalofSilence, August 2021
Ich habe das Fahrzeug 2019 gebraucht gekauft. 2015er Baujahr, bei Kauf etwas über 60tkm gelaufen. Gesucht habe ich ein Fahrzeug mit Platz, da ich als Techniker bei einer Musical-Tournee so viel Zeug mitnehmen musste, dass es nicht mehr in meinen Citroen C4 rein passte, aber zu wenig um einen Transporter zu mieten.
Im Vorbeifahren sah ich ihn auf dem Hof eines Autohändlers stehen und bin ihn gleich am nächsten Tag gefahren. Die Gänge ließen sich unglaublich leichtgängig schalten, das Panoramadach ließ das Fahrzeug schön hell wirken und er fuhr sich wirklich schön. Ich habe ihn gekauft. Und dann ging es los...
Die ersten paar tausend Kilometer war alles tutti. Es gab beim Kauf etwas Chaos, das ist aber ja nicht die Schuld des Autos, sondern die des Autohauses. Das Autohaus hat mir versprochen, den Marderschreck vom alten ins neue Auto umzubauen. Dass sie das nicht gemacht haben, fiel mir erst auf, als ich nach 4 Tagen einen Marderschaden hatte... Der wurde behoben, ein Marderschreck eingebaut und alles war gut.
Beim Entladen habe ich mir den Hinterkopf am Kofferraumschloss gestoßen. Tat etwas weh, war jetzt aber nicht so hart, dass ich dem eine größere Bedeutung zugesprochen hätte. Beim Schließen des Kofferraums wurde mir klar - doch, das hatte größere Bedeutung! Der Kofferraum ließ sich nicht mehr schließen. Ich bin dann rein geklettert, habe den Kofferraum über die innere Schlaufe mit einem Spanngurt an der Kopfstütze der Rücksitze fixiert und bin zur Ford-Werkstatt gefahren. 300€ hat der Spaß gekostet. Nach Schilderung des Hergangs wuschelte mir der Werkstattmeister durch die Haare und sagte "Lass mich mal gucken. Du musst irgendwo bluten, wenn du das Kofferraumschloss kaputt gehauen hast!". Nope - mir gings gut.
Kurze Zeit später nahm ich zum ersten Mal mehrere Leute mit. Der, der hinten links saß, konnte nicht aussteigen, weil die Tür sich von innen nicht öffnen ließ. Türschloss defekt. 700€ wollte Ford dafür haben. Habe ich dann nicht reparieren lassen. Die Fahrgäste mussten dann das Fenster runter lassen und nach außen greifen.
Nach ungefähr 15000 km leuchtete beim Fahren eine orangene Leuchte auf und es machte *bing bing bing*. Kurze Recherche - das Auto dachte, die Handbremse sei angezogen. Handbremse runter gedrückt, losgelassen, die Handbremse federte wieder nach oben. Zu Ford gefahren. 600€. Handbremsseile defekt, dadurch defekte Bremsscheiben. Alles neu. Ich habe dann eine zweite Meinung einer freien Werkstatt eingeholt. 170€ für neue Handbremsseile. Die Bremsscheiben bin ich noch 10tkm ohne Probleme weiter gefahren.
Irgendwann konnte ich keine Musik mehr von meinem USB-Stick abspielen. Ich dachte "na gut - der Stick ist Jahre alt und es war jetzt mega heiß - vielleicht ist er einfach kaputt.". Neuen Stick rein, gleiches Problem. Ich habe dann angefangen, Musik über Bluetooth zu streamen. Das ging auch sehr gut und ich musste nichts reparieren lassen. Plötzlich ging auch das nicht mehr. Das Radio hat kein Bluetooth-Signal gefunden. Wenige Tage später gab auch das Radio seinen Geist auf - ich konnte nur noch CD hören. Eine Inspektion stand sowieso an, also bin ich zu Ford gefahren. Da ich mich von meiner Ford-Werkstatt irgendwie verarscht fühlte nach der Nummer mit den Bremsen, bin ich in eine andere Werkstatt gefahren. Dort versprach man mir "Es ist jetzt kein Meister da, um eine Annahme zu machen. Das macht der Meister dann per Video-Chat. Dazu wird er per SMS einen Termin vereinbaren." Ich dachte mir "Toll! Das klingt professionell und fortschrittlich!". Ich hatte das Auto montags abgegeben, donnerstags sollte die Inspektion gemacht und das Radio repariert werden. Mittwochs rief ich in der Werkstatt an und fragte, wann der Meister sich denn melden will. Die Antwort war "Ach so... Hmm... Ihr Auto ist schon fertig. Den können Sie abholen!"
Die Reparatur wurde ohne meine Freigabe und ohne eine Dialogannahme vom Meister durchgeführt. Ich bin dann in die Werkstatt gefahren und wollte mein Auto abholen. Mir wurde der Schlüssel übergeben, ich habe gezahlt und setzte mich in mein Auto. Ich ließ den Motor an und wurde von Warnmeldungen auf dem Radio-Display überschüttet. Ich machte den Motor sofort wieder aus und ging wieder rein. Die Mitarbeiterin am Empfang wusste nicht was sie tun sollte, also holte sie mir den Service-Techniker, der an meinem Radio gearbeitet hat. Er informierte mich, dass er versucht habe, SYNC zu updaten. Die alte Software ließ sich problemlos löschen, jedoch die neue Software ließ sich nicht installieren. Leider könnten sie nichts tun, das Radio sei defekt. Ein neues: ca. 750€.
Ich entschied mich, mit einem anderen Ford-Autohaus Rücksprache zu halten. Die Antwort war "Wir sind dir nur gut genug, wenn irgendwas dringendes ist. Heckklappe reparieren und Türschloss gucken - dafür kommst du her und alles was uns Geld bringt, lässt du wo anders machen. Dann lass das jetzt auch wo anders machen!" und er legte auf. Im Telefonat mit einem anderen Ford-Autohaus ca. 70 km von mir entfernt, wurde mir geraten, einfach ein günstiges Doppel-DIN-Radio zu bestellen und mir einfach selbst ein neues einzubauen. Das sei wesentlich günstiger als ein Ford-Original-Radio. Hab ich gemacht. Danach funktionierte zwar die Lenkradfernbedienung nicht mehr, aber ich konnte wieder Musik hören.
Ende 2020 sprang er plötzlich nicht mehr an. Ich stand auf einem Parkplatz und nichts ging mehr. Ich habe den ADAC gerufen, dieser hat mir Starthilfe gegeben und der Karren rollte wieder. Okay - Batterie leer. Hab wohl irgendwas stecken lassen, denn der Zigarettenanzünder bei diesem Fahrzeug hat Dauerstrom. Aber 2 Tage später sprang er wieder nicht an. Dann hat mich eine nahgelegene freie Werkstatt abgeschleppt. Diagnose: Batterie tot. Komplett tot. Ein Batterietestgerät zeigte einen Wert von unter 40% an. Der Werkstattmeister meinte, er rät seinen Kunden ab 75% zu einer neuen Batterie. Aber nach 5 Jahren darf auch mal eine Batterie schlapp machen - da will ich mich gar nicht beschweren.
Ich bin das Auto hauptsächlich Kurzstrecke gefahren, da lag der Verbrauch bei ca. 6,5l, wenn ich Autobahn zu Auftritten gefahren bin, habe ich auf einem Dachgepäckträger Traversen transportiert und hatte trotzdem einen Verbrauch von nur ca. 5,7l. Ohne Dachgepäckträger sogar bei sehr vorsichtiger Fahrweise nur 4,9l.
Die Leistung des Fahrzeugs ist mit 100PS absolut nicht überdimensioniert, aber mit runterschalten und genügend Gas kam ich jeden Berg hoch (wohne im Westerwald - da haben wir einige Berge) und konnte LKW und Traktoren überholen.
Die Verarbeitung wirkt optisch einigermaßen hochwertig, beim anfassen ist dann aber doch alles aus Plastik.
Ich habe viel über Mängel, Schäden und Probleme mit dem Auto geschrieben. Ich muss dazu sagen, dass das Auto vorher in der Vermietung eines großen Fahrzeugvermieters war. Ich weiß natürlich nicht, wie mit dem Auto umgegangen wurde und ob schlechter Umgang mit dem Fahrzeug an folgenden Schäden schuld war.
Mein Fazit: Ich hab viel Geld ausgegeben bis das Auto lief. Aber als es lief, war ich sehr zufrieden!