Erfahrungsbericht Ford F 650 6.7 (325 PS) von Anonymous, Oktober 2008
Trucksache
Wenn sich im August schon früh die Sonne verdunkelt, wenn Mütter kreischend ihre jüngsten von den Straßen holen, wenn Spazierstockschwingende Rentner dir den Vogel zeigen und der nette Nachbar mit dem Hummer H3 das weite sucht, ja dann weißt du, dass du soeben in die Straße zu deinem Haus eingebogen bist und gleich zuhause sein wirst.
So oder so ähnlich wird es wohl sein, wenn du dir in deutschen Landen den Ford F 650 gönnst, einen eigentlich normalen Truck. Allerdings umfunktioniert zum Lifestyle Monster.
Dem Dicken bin ich im Frühjahr dieses Jahres in den USA begegnet, als ich dort sowohl im Urlaub, als auch auf der Suche nach einer Corvette war. O.K. in den USA ist so einiges größer, nicht nur die Hamburger und die Hubräume der Motoren. Aber als ich das Riesenteil beim Händler stehen sah, verlor auch ich beinahe den Glauben an die Vernunft der Menschheit. Mein Blick glich dabei dem eines kaukasischen Karusselbremser, wenn´s blitzt.
Normalerweise dient der F 650 ja als normaler Truck, als Feuerwehrauto oder sonstiges. Doch er kann auch als Pickup geordert werden mit Ladefläche und viel Platz im Innenraum.
Man muß schon sagen, dass die Idee schon reichlich irre ist, oder können Sie sich vorstellen, dass man bei uns einen MB Atego oder einen 7,5 Tonner MAN zum Lifestylelaster umfunktioniert?
Nun die technischen Daten sind den normalen 7,5 Tonnern nicht unähnlich und deshalb eigentlich auch nicht sonderlich spektakulär. Lediglich die PS Zahl (325) unterscheidet sich deutlich von einem deutschen Laster.
Beim Atego stehen bestenfalls 231 PS zur Verfügung bei einem Hubraum von immerhin 6,3 ltr.
6,7 ltr. hat der Ford und mit 6 Zylindern versehen ein echter Brummer - leistungstechnisch. Auch die Tankkapazität mit wahnsinnigen 520 ltr. übertrifft die deutschen Dutytrucks um fast 400 Liter.
Liegt wahrscheinlich daran, dass man in den USA nicht all Hennenfurz tanken gehen will, bei einem Trip durchs reichlich große Ländle.
Wer hier voll tankt, sollte über eine großzügige Kreditkarte verfügen, denn fast 2 Fünfhunderterscheine werden dafür benötigt, und die trägt man ja nicht unbedingt so gerne mit sich herum. Der Verbrauch ist standesgemäß mit ca.17-19 Litern und geben keinen Grund zur Klage.
Parkplatztechnisch siehts da schon etwas anders aus, denn mit seinen gewaltigen Ausmaßen von locker 6.50m
wirds eng im Städtchen. Darum kann man zwar zum Schaulaufen gehen in Schwabing, aber der Cappucino im Straßencafe bleibt aussen vor, alldieweil kein Platz zu finden ist, der groß genug wäre, den Dicken zu parken.
Dafür kannst Du aber locker die gesamte Fußballmannschaft einladen, ins Grüne fahren und eine Grillparty auf der Ladefläche veranstalten. Auch der Anblick einer Dame im knappen Minirock, welche den F 650 erklimmt, ist schlicht einzigartig und von vollendeter Erotik.
Spaßig wirds auch, wenn du neben einem sonst so großen SUV der Marken BMW, Audi oder meinetwegen Hummer stehst. Denn die wirken wie Spielzeuge in deiner direkten Nachbarschaft.
Zum Fahren ist mindestens die Lizenz des alten Führerschein Klasse 3 notwendig! Zugelassen als LKW darfst du dann auch genau so schnell, bzw. langsam fahren wie ein LKW! 80km/h oder 90km/h minus 5 % wenn dich die Herren in Grün anhalten.
Bremsen will geübt sein, denn wie bei allen Dickschiffen dieser Art ist eine Luftdruckbremse Standar, die dermaßen zugreift, dass dir fast die losen Vorderzähne aus dem Mund fliegen.
Die Frage bleibt offen, wer so einen Kübel wirklich braucht, abgesehen von denen, die so ein Teil beruflich nutzen, und noch einen mächtigen Hänger anhängen. Als reines Lifestyle-Auto wird er sich wohl nicht durchsetzen, auch wenn er das fehlende Selbstbewusstsein seines Drivers deutlich anhebt, und dabei die anderen Kleinen erheblich schockt und erschreckt.