Im Dezember 1995 kaufte ich den Punto 55 S, zweitürig und schwarz, als neuen Grauimport. Da mein voriges Auto einem Unfall zum Opfer gefallen war, suchte ich ein Auto, das ich schnell und günstig bekommen konnte... und von dem ich mir infolge seiner Beliebtheit bei den Neuzulassungen auch eine gewisse Wiederverkäuflichkeit erhoffte.
Das Auto ist mir in überwiegend negativer Erinnerung geblieben.
Es machte einen gediegenen Eindruck, klapperte nicht und hatte eine recht gute Schalldämmung. Dank fehlender Servolenkung rangierte es sich aber wie ein Panzer und die Sitze wurden schon bei mittleren Fahrten unbequem.
Da Fiat bei diesem Auto offensichtlich minderwertige Kunststoffe in der Fahrgastzelle verarbeitet hatte, sonderte das Armaturenbrett in den ersten Jahren besonders bei Kälte einen stechenden Gestank ab. Ich fuhr dann tatsächlich das Auto auf den ersten ein, zwei Kilometern jeder Fahrt mit weit offenen Fenstern (im Winter, wohlgemerkt), um diesen Gestank schnellstmöglich gegen Frischluft auszutauschen. Das ließ mit zunehmendem Alter des Wagens etwas nach.
Heizung und Lüftung waren insgesamt nicht besonders stark; ich erinnere mich an eine lange winterliche Fahrt, bei der die Belüftungsanlage es kaum schaffte, die Scheiben eis- oder beschlagfrei zu halten.
Die Fahrleistungen waren zum Mitschwimmen ausreichend; Fahrspaß wäre etwas anderes gewesen. Mit ca. 6,5 l Super bei hohem Stadtverkehrsanteil war der Verbrauch angemessen.
Um die Haltbarkeit war es nicht besonders gut bestellt.
Die Karosserie zeigte zwar in den fünf Jahren, die ich ihn fuhr, keinen Rost.
Allerdings hatte das Auto nach 4 Monaten und 5.000 km einen kapitalen Motorschaden. Zwar fiel das in die Garantie - Fiat brauchte aber zwei Wochen, um erstens festzustellen, dass ein deutscher Ersatzmotor - trotz identischer Teilenummer - nicht in einen spanischen Reimportwagen passte, zweitens das Ersatzaggregat heranzuschaffen und es drittens einbauen zu lassen.
Weil es ein Reimport war, wollte Fiat mir zunächst nur für die erste Woche einen Ersatzwagen stellen ...was ich ihnen mit einer massiven Klageandrohung ausreden konnte.
Was bei diesem Auto nie in den Griff zu kriegen war, waren die hinteren Beleuchtungseinheiten. Ständig kamen anscheinend unerwünschte Stromkreise zustande, die z.B. dazu führten, dass der Blinker nicht funktionierte, wenn man bremste. Weder Fiat noch Bosch konnten das je nachhaltig beheben - ziemlich armselig im hundertneunten Jahr nach Erfindung des Automobils.
Dass der erste Auspuff schon nach drei Jahren hinüber war... geschenkt!
Ernüchternd waren die Versuche, das Auto wieder zu verkaufen. Alle Schwacke-Listen wurden zu Altpapier und egal, wie gut der Wagen sich als Neuwagen verkauft hatte - gebraucht stand er wie Blei und zog nur absurd niedrige Gebote an sich ("Habb isch abba nur dreitausend Mark.").
Das Auto stellte mich vor die Wahl, es entweder zum Spottpreis zu verscherbeln, oder mir viel, viel Zeit zu lassen. Als Ergebnis davon fuhr ich es weitaus länger, als ich es geplant hatte.
Wenn man sieht, dass FIAT auch heute jedes Modell mit fortschreitender Bauzeit immer aggressiver rabattiert, wird es mit den schwindsüchtigen Restwerten von Gebrauchten ähnlich sein wie damals.
Ich könnte daher weder meinen eigenen alten FIAT empfehlen, noch würde ich heute jemandem raten, sich einen neuen FIAT zu kaufen, falls er ihn irgendwann einmal wieder verkaufen will.