Erfahrungsbericht Fiat Bravo 1.9 TD 100 (100 PS) von Anonymous, Juni 2008
Habe mir den Bravo 2000 mit 115 Tkm gekauft und bin das Abenteuer FIAT eingegangen. Bisher kannte ich FIAT nur vom hörensagen. Nach sechs Jahren kann ich nun von Erfahrungen reden.
Das Auto an sich ist gut verarbeitet und bietet neben einer Top-Ausstattung ein gutes Fahrwerk. Das Abrollverhalten sucht seinesgleichen, damit unterbietet man den angeführten Verbrauch, so daß die Reichweite einer Tankfüllung 1000 km betrug.
Den gleichen Verbrauch hat man beim Pflanzenöl fahren. Ohne Umbau sollte man dies aber beim Bravo nicht tun, obwogl er auf dem Papier und technisch ideale Voraussetzungen bietet. Die Lucas- ESP ist zu fragil und Bosch- Ersatz bekommt man nicht.
Im Winter gab es keinerlei Traktionsprobleme, er hat mich nur an einer frisch verschneiten Steigung im Stich gelassen. Ansonsten: Ketten drauf und weiter.
Bei Reifen habe ich mit Hankook W400 im Winter und Gislaved Speed 506 im Sommer gute Erfahrungen gemacht. Hände weg von Maxxis MA-1. Ich hatte den zuletzt auf der HA, der ist zu weich in den Flanken und schlecht bei Nässe.
Im Alltag ließ jedoch die Variabilität zu wünschen übrig. Die Entriegelung der Rücksitzlehne derartig zu verkonstruieren, genau so wie die Luftverteilung führt zu Minuspunkten. Die Heizleistung ist für einen Diesel ordentlich, ansonsten ist alles da, wo es sein sollte.
Ich hatte in meinet Bravozeit einige Male Kontakt zum Abschleppdienst. Ein typischer Mangel dieses Modells ist die Zylinderkopfdichtung, die den Zylinderkopf gleich mitgekillt hatte. Dann gaben in längeren Abständen Kupplung, Stoßdämpfer rundum, 2x Bremsen VA, 1x HA, Fensterheber Links, Heckscheibenwischermotor, Auspuff mit kat, ATL, Klimakompressor, -kondensator, Stabigelenke und Spurstangenköpfe, ESP und Teile davon den Geist auf. Einiges konnte ich selber reparieren, anderes mußte die Werkstatt machen. Deshalb ist der Schutzbrief zur Versicherung anzuraten.
Werkstätten: wie immer unterschiedlich. Meine Stammwerkstatt hatte mich nur einmal enttäuscht, ansonsten immer gut und zuverlässig bedient. Trotzdem wurde sie geschlossen. Zu freien Werkstätten braucht man als FIAT-Fahrer nicht unbedingt zu gehen, wenn man ein Elektronikproblem hat. Die kommen nicht in den Fehlerspeicher rein. Auch der Pannenhilfsdienst mit dem Bosch- Tester mußte kapitulieren, als die ESP in die Knie ging. Die andere FIAT-Werkstatt habe ich kennengelernt, als ich mit kaputter ESP liegenblieb. Flop.
Rost ist kein Thema am Bravo. Lediglich da, wo ungeschickte Werkstätten den Heber oder die Hebebühne ansetzten, mußte ich mit Unterbodenschutz nachhelfen, jeden Hohlraum, der sich mir im Lauf der Reparaturen offenbarte, habe ich mit Hohlraumschutz nachkonserviert. Wäre unnötig gewesen, da ich nirgendwo in den Hohlräumen Rost fand. Ich habe in den Hohlräumen und unter den Verkleidungen auch auf grund der nur auf sichtbaren Flächen aufgebrachten Lackierung nachkonserviert.
Referenzteile bekommt man am Markt, die Originalteile sind doch etwas teuer. Wenn man ein Schrauberbuch, Werkzeug, Garage und nicht gerade zwei linke Hände hat, kann man an dem Auto auch vieles selbst reparieren. Dabei sollte man den LAB (lastenabhängigen Bremskraftregler) öfter unter die Lupe nehmen. Der wird bei den Durchsichten von den Werkstätten gern ignoriert und zeigt dann mit brennender Handbremsleuchte während der Fahrt seinen Unwillen an. Abhilfe schafft hier die Wartung mit Ballistol (gummiverträglich) und Polfett.
Viele Leute bemängeln die Elektrik. An meinem Bravo war sie das zuverlässigste. Jeden Kontakt, den ich erreichen konnte oder der sich im Rahmen der Reparaturen offenlegte, habe ich mit WD40 besprüht, die Massekabelkontakte an der Karosse gereinigt und mit Polfett konserviert. Die Lichtmaschine und der Anlasser haben bis zuletzt gehalten, ich habe nur zwei Glühlampen ausgetauscht. Die von den Scheinwerfern aber komplett gegen Osram +50%, ansonsten steht man bei feuchtem Wetter vor einem Problem.
Nachdem mir ein Stein den Klimakondensator gekillt hatte, habe ich in den Kühllufteintritt in der Stoßstange ein Gitter eingesetzt. Nutzt man die Anhängelast aus, gerät der Motor an seine Leistungsgrenze und der Verbrauch geht bis 8,5l/100km in die Höhe.
Nach 250 Tkm habe ich ihn dann verkauft. Die anstehenden Reparaturen wie Stoßdämpfer rundum zum 2. , Klimakompressor, Auspuff mit Kat zum 2. und ein Satz Sommerreifen überstiegen den Wert.