Nun auch Kinder haben Wünsche, und in unserem Fall werden diese auch erfüllt. Sammy (Name geändert), der jüngste Sohn seines Vaters machte letztes Jahr seinen Collegeabschluß und wünschte sich den neuen Challenger von Dodge. Genügend Fahrerfahrung hatte er bereits gemacht, fuhr er doch mit den verschiedensten Fahrzeugen aus unserem US-Fuhrpark.Doch natürlich wünschte er sich seinen eigenen Wagen. So bekam er dann seinen heiß ersehnten Boliden im November 2008
Nach der Übergabe in Denver/Colorado bekam er von mir noch ein fast einwöchiges Training auf abegesprerrtem Gelände. Danach fuhren wir zusammen die 1600km lange Strecke nach LA zurück, und Sammy strahlte beinahe bei jedem gefahrenen Kilometer. Sein Vater indessen verzichtete zu Gunsten seines Sohnes auf meine Dienste, allerdings nicht ganz ohne Augenzwinkern, konnte er doch so als Selbstfahrer seinen Bentley Brookland ausgiebig geniessen, was sonst eher Seltenheitswert hat.
Sammy machte seine Sache gut und kam auf Anhieb mit dem wirklich starken V8 zurecht.
Was eigentlich nicht sonderlich schwer ist, denn der Dodge lässt sich trotz seiner großen Kraft sehr sicher bewegen.
Es bedarf allerdings schon einiger Zurückhaltung, nicht ständig das tolle V8 Bollern beim kräftigen Beschleunigen hören zu wollen. Der große, aber trotzdem Small Block genannte 6.1 ltr. V8 Triebwerk mit über 430 PS ist ein echter Quell der Freude, denn mit seinem ordentlichen Drehmoment von 569 Nm geht es ziemlich forsch nach vorne. Da bekommt selbst ein altgedienter Chauffeur ein freundliches und fast dauerhaftes Lächeln aufs Gesicht. Nicht das ich keine kraftvollen Fahrzeuge mehr als gut kenne, aber es ist einfach die spezielle Art eines Sportcoupes, die sagenhafte Leichtigkeit und Agilität zum Beispiel, die das Fahren zum Erlebnis werden lassen.
Der 6,1-Liter erwacht auf Knopfdruck, brabbelt hohl vor sich hin. Wählhebel auf D, Gas. Wie von der Faust des Belzebubs getrieben, schießt das über 5 Meter große Coupe los. Bei hohen Drehzahlen schreit der V8 ein metallisch-hartes Hämmern heraus. Die etwas zu leichtgängige, aber trotzdem direkt und präzise arbeitende Lenkung ist man schnell gewohnt, und auch wenn strenge Kurven eher selten sind, freut man sich doch diese wenn vorhanden zu umrunden.
Da wird man sogar ein bißchen zu KOWALSKI, der ebenfalls den Job hatte, einen weißen 1970er Dodge Challenger von Denver nach San Fransisko zu überführen i Film "Vanishing Point" oder zu deutsch "Fluchtpunkt San Fransisko."
Die Bremsen sind der Leistung mehr als angepasst und sorgen mit 16 Kolben an den Sätteln richtig brutal zu und sorgen für die richtge Negativbeschleunigung.
Das Fahrwerk des Retro Muscle Car ist frei von jeglichen Kompromissen, denn die Federung des 1,92 Meter breiten Boliden ist äußerst straff, fast schon hart, und nicht nur bei tiefen Querfugen geht es den Insassen durch Mark und durch die bei mir schon etwas ältern Knochen. Das tut der Sache ber keinen Abbruch, im Gegenteil, denn alles andere wäre dem Erlebnis nur abträglich. Die serienmäßigen 20 Zoll Alufelgen runden das wuchtige Bild ab.
Das ganze Coupe wirkt wie aus einem Guß und sieht ehrlich gesagt fast besser aus, wie sein berühmt gewordener Vorgänger aus den 70 er Jahren. Böse dreinschauend, bullig von jeder Seite und mit einem Heck, das einem fast die Tränen in die Augen treibt, ist er wohl eines der schönsten Retro-Cars zur Zeit.
Innen wird man verwöhnt durch prima aufgepolsterte und gut konturiertem Ledermobiliar, man hält das große Vierspeichenlenkrad aus dem Chrysler 300C in den Händen, streicht über Plastikverkleidungen, die Aluminium sowie Kohlefaser imitieren. Gut gelungen, auch wenn die Qualitätsanmutung besser sein könnte. Aber das sagt jemand hier, der natürlich andere Qualitäten gewöhnt ist. Sorry dafür. Vielleicht bin ich etwas zu vewöhnt?!
Obwohl auf dem Papier als Fünfsitzer ausgelegt, können im Fond selbst bei viel Wohlwollen und gutem Willen höchstens zwei Jugendliche menschenwürdigen Platz finden. Aber das geht geauso in Ordnung, wie der über eine hohe Ladekante zu erreichende Kofferaum mit für ein Coupe ausreichendem Platz (450ltr.). Doch das wird Sammy verscherzen können, da bin ich ziemlich sicher.
Die Bodengruppe des neuen Challenger samt Automatik und Hinterradantrieb stammt übrigens von Mercedes und zwar vom W210 (E-Klasse)
Der wirklich einzige Minuspunkt ist der wirklich sehr hohe Verbrauch von mindestens 14-16 Liter bei normaler und erlaubter Geschwindikeit. Das könnte man ihn heutigen Zeiten als politisch unkorrekt bezeichnen. Doch so lange die amerikanische Industrie und auch die US Regierung sich keinerlei Regulierungen unterziehen wollen im Bereich Co-Ausstoß, sollten "Kleinverschmutzer" nicht vor das öffentliche Gericht gestellt werden.
Zwischenzeitlich sind knapp 3 Monate vergangen und Sammy hat bereits einen neuen Star am Himmel ausgemacht. Den neuen Camaro im Retrodesign! Na ja, wie der Vater so der Sohn! Doch diesen muß er sich nach Papas Aussage selbst verdienen. Doch dies wird nicht sonderlich schwierig sein, denn der Gebrauchtwagenmarkt lechzt bereits nach dem Dodge, so daß der aufzuzahlende Betrag für den Camaro nicht übermäßig groß sein wird.
Anbei noch ein Photo des alten Challengers!
Nur so zm Vergleich