Nach nun rund 35.000 km kann ich ein Resumée ziehen und von den Erfahrungen berichten:
Das nur 3,60 m lange Wägelchen ist ja in seiner Silhoutte ein bißchen sehr kastenwagenartig hochbauend, aber schmal, letztlich wie mit dem Lineal gezeichnet. Geschmackssache. Hat aber Vorteile die im Alltag sicher bedeutend sind: Riesige Türen (nachgemessen: lichte Einstiegsöffnung ist hinten GRÖSSER als bei einer S-Klasse!), extrem bequemes Ein- und Aussteigen von allen Plätzen. Wenig schräge Scheiben bedeuten wenig Erwärmung bei Sonne und ein großzügiges Raumgefühl für Passagiere innen. Die Frontscheibe ist schön weit vorne, die Seitenscheiben engen den Kopfraum nicht ein tadellos.
Selbst die Sitze (unkonturiert) sind erstaunlich groß, Sitzfläche auch für die Wagengröße gut. Polster an sich sind gut, Bezüge unempfindlicher Stoff. Verstellbereich dreimal ausreichend selbst für mich mit 190 cm und hinter mir ist noch richtig viel Platz (ich könnte da sitzen!). Rückenlehnen vorne sind etwas merkwürdig geformt: Irgendwie nach oben von der Schulter wegstehend dem Gefühl nach. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht wirklich ein Mangel. Die Verstellbarkeit der Rückenlehne in zwei Stufen ist mehr Gag als sinnvolles Feature - genutzt habe ich das nie.
Karosserieverarbeitung sehr ordentlich und blitzsauber (Abdeckungen über den Anschlußstücken der Türdichtungen - wann hat man sowas zuletzt gesehen?), Teppich zwar sehr "preiswert", aber dafür auch UNTER der Rücksitzbank. Sehr leicht zu öffnende und zu schließende Türen.
Ablagen zu hauf und groß, so viel Gerümpel fahren nur Frauen in ihren Autos spazieren (5 in die Chauvikasse, aber ich habe gerade den Wagen meiner Frau geputzt
).
Simple Bedienung mit wenigen Schaltern im üblichen Japan-Schema ist selbsterklärend, alles funktioniert einwandfrei. Leider keine Temperaturanzeige, aber eine mutige Betriebsanleitung: Nach Erlöschen der Warnlampe für den kalten Motor kann die volle Leistung abgefordert werden. Das Lämpchen erlischt bei 45° Kühlwassertemperatur!
Schaltung zwar etwas langwegig und mit einem satte 42 cm langen Hebel, aber nach Gewöhnung leicht und mit guter Synchronisation, selbst bei Kälte leichtgängig. Kupplung mit kurzem Pedalweg, aber gut dosierbar. Bremse anfangs etwas giftig in der Servocharakteristik, aber auch bei Beanspruchung gut. Erstaunlich: Keinerlei Verschleißspuren an den Scheiben scheint noch gute Japanware zu sein? Netter Effekt von Trommeln hinten: Die Felgen bleiben sauber.
Das Maschinchen ist ein freudiger Dreher, bei 4500/min schaltet VTEC um und da kommen dann auch die 87 Pferde ins Galoppieren. Nett klingender Drehzahlbegrenzer bei 6800/min, bis rund 5500/min auch gute Leistung, darüber kein wirklicher Kraftzuwachs bis zur Nenndrehzahl, aber auch ohne spürbaren Kraftabfall. Unten (unter 2000/min) natürlich nicht sehr drehmomentstark, aber nett auf Gaspedalbefehle reagierend. Warm kaum hörbarer niedriger Leerlauf, beim Ausdrehen kerniger Klang, aber vibrationsfrei im gesamten Drehzahlbereich. Spritverbrauch 7,8 L/100 km bei flotter Fahrweise und sehr viel kurzer Kurzstrecke bis zu maximal 5 km. Im Winter bei Kurzstrecke erschreckend ansteigend auf bis zu 10 L/100km, dafür im Sommer auch knapp unter 7 L/100 km möglich. Ölverbrauch: Auf 3.000 km ca. 4 mm am Meßstab, also vielleicht 0,2 L.
Das Fahrwerk bemüht sich um ordentliches Federn auf kurzen und langen Unebenheiten, für den Alltag stimmt sogar die Dämpfung. Fordert man das Chassis, entpuppt es sich als stoischer und narrensicherer Untersteuerer, selbst Lastwechsel sind nur bei grobem Lenkradverreißen geeignet, einen Heckschwenk auszulösen. Langweilig, aber sicher. Lenkung ist mir deutlich zu gefühllos für den Lenkeinschlag (wenig Rückmeldung), dafür sehr leichtgängig. Reifenverschleiß niedrig und rundum gleichmäßig.
Soweit, so gut.
Weniger gut ist die Übersichtlichkeit, denn die breite C-Säule behindert die Sicht seitlich. Die ausladenden Radkästen erschweren das Rangieren, man muß immer ein breiteres Auto rangieren, als man es von innen fühlt. Vor allem bei Garagenpfosten ist Vorsicht geboten. Vorne raus ist nach den Wischern Schluß, die rundlich-knubbelige Motorhaube ist nicht zu sehen. Macht aber nicht wirklich was, der Wagen hat ja kaum Überhang.
Am meisten stört mich der blechern-plastikartige Eindruck des Wagens. Dünne Türen, die irgendwie pappartig wirken, dünnstes Blech an allen Türen und Klappen, billigstes Hartplastik (kratzempfindlich!) im Innenraum. Das ließe sich doch sicher für kaum mehr Geld auch etwas netter machen? Schalthebel und Lenkrad werden bei Wärme irgendwie klebrig beim Anfassen das ist nun wirklich nicht mein Ding. Beim täglichen Benutzen stößt mir so was dauerhaft richtig auf.
Die Lüftung funktioniert ordentlich, das Erwärmen durch die große Frontscheibe kann aber lästig werden. Die Heizung ist mit dem im Verhältnis sehr großen Innenraum doch deutlich überfordert. Es dauert bei Frost lange, bis Wärme gefühlt wird und richtig gemütlich wirds erst nach einer halben Stunde. Wirklich beschlagfrei läßt er sich im Winter nicht halten, mindestens hinten ist immer Kondensation zu beklagen. Das liegt sicher auch an der schwachen Heizung.
Die Lackierung ist von allenfalls mäßiger Qualität - was wohl an der Materialauswahl liegt, nicht aber an der Verarbeitung: Lack ist überall (sogar Klarlack), aber die Flächen sind extrem kratzempfindlich und Steinschläge schlagen gleich durch auf's Blech, Vogelsch*** und Insekten brennen sich in Windeseile ein.
Logischerweise ist irgendwann mal Schluß so beim Kofferraum. Winzig ist das passende Wort, wenn die Rückbank nicht geklappt wird. Eine Bierkiste ist ein logistisches Problem, denn sie nimmt falsch reingestellt mehr Ladetiefe in Anspruch, als da ist unpraktisch. Nach Umklappen steht dafür ein kubischer Raum zur Verfügung, der bei ebener Ladefläche bestens genutzt werden kann. Da der Beifahrersitz vorne auch geklappt werden kann, steht einem studentischen Umzug im wahrsten Sinne des Wortes nix im Wege.
Wenig tröstlich: die an sich niedrigen laufenden Kosten werden überschattet von hohen Versicherungsprämien in Haftpflicht und Kasko; die Werkstatt soll alle 15.000 km aufgesucht werden, was zwar recht häufig ist, aber pro Einzelbesuch sehr kostengünstig (die erste Inspektion kostete incl. Material und Steuer runde 125 ), die "große bei 30.000 km kam mit 240 schon teurer. Wischerblätter gibt's für solche Exoten nur bei Daihatsu. Eine wegen Steinschlags zu erneuernde Frontscheibe kostete incl. Einbau erschreckende 885 !
Quintessenz: Von der Konzeption her und den technischen Anlagen ein sehr nett gemachter Kleinstwagen an der Grenze zum Kleinwagen. Unnötige Sparsamkeit bei heutzutage haptisch genannten Kriterien hinterläßt einen Billigeindruck, der die an sich sehr sauber durchkonstruierte Lösung überschattet. Mehr Platz auf solchem Raum gibts nicht, mehr anspruchslos belastbare und funktionierende Technik auch kaum.
Markus