Erfahrungsbericht Daihatsu Copen 0.7i 16V (68 PS) von dizzyfugu, März 2023
Fahre nun seit fast 20 Jahren einen Copen-Rechtslenker als "Erstwagen" und Alltagsauto, und bereue es nicht. Als Kei-Car-Fan war ich ehedem begeistert, dass ein solches Fahrzeug, das ja ursprünglich für einen sehr speziellen Markt konzipiert wurde, nur mit minimalen Adaptionen und mit offiziellem Händelersupport hierzulande angeboten wurde. Voll enthusiasmiert fand die erste Probefahrt dann auch in der damaligen Daihatsu-Zentrale in Tönisvorst mit einem Pressewagen und dem deutschen Marketing-Chef als Beifahrer statt. Daihatsu hat sich damals für und mit dem Wagen als Imageträger wirklich ins Zeug gelegt. Und als klar war, dass ich mit meinen knapp 190 cm auch bei geschlossenem Verdeck hineinpasse, habe ich frühzeitig einen Copen bestellt und hatte wohl mit einen der ersten hierzulande zugelassenen Kundenfahrzeuge - das immer noch munter läuft!
Ich habe den Kauf bis heute nicht bereut - der Wagen hat sich als treuer Begleiter erwiesen, mit Stärken und Schwächen in teils unerwarteten Gebieten. So hat sich der kleine Motor (er läuft auf zwei Cola-Dosen!) als sehr solide und haltbar erweisen (aktuell ca. 150 TKM auf der Uhr, Ende offen) - er läuft wie eine Nähmaschine, wohl aufgrund regelmä0iger Wartung inkl. der halbjährlichen Ölwechsel. Die aber nicht teuer sind, es geht ja kaum was in die kleine Maschine 'rein, und der regelmäßige progessionelle Blick auch unter den Wagen hat bislang größrere Porbleme verhindert. Die Bremsen erweisen sich als langlebig, wie auch die Kupplung. Lediglich die Lichtmaschine musste erst jürlich erneuert werden, wie auch die Auspuffanlage, die trotz viel Kurzstrecke in der Stadt aber auch erstaunlich lange gehalten hat.
Auch das Dach ist nach 20 Jahren noch top in Schuss: alle Gummis dicht, die Elektro-Hydraulik läuft stabil, nur in heißen Sommern können die Sensoren manchmal spinnen und das Dach blockieren - das ist aber nur vorübergehend und man kann sie mit einem kleinen Trick auch manuel resetten.
Was über die Jahre Probleme bereitet hat und auch für leichtes Unwohlsein sorgt ist die Karosserie. Die Wagen (zumindest die ersten Rechtslenker) wurden AFAIK auf einer eigenen Fertigungsstrasse von Hand zusammengedengelt; während die Verarbeitung außen wie innen top war (manche monieren das Plastik-Interieur, aber das war/ist ein einfaches Auto) waren die Bleche (inklusive der Alu-Teile wie die Motorhaube) wohl nicht so toll und die Rostvorsorge nicht vorhanden. Ich habe meinen Wagen leider erst (zu) spät hohlraumversiegeln lassen, was ich jedem Besitzer DRINGEND empfehlen würde. Ich habe bereits mehrere Schweiß-OPs hinter mir, etwa im Bereich unter der A-Säule, die Schweller oder unter dem Kofferraum/hintere Radhäuser, wobei man den Fraß von außen kaum sah! Ich habe zum Glück eine fachkundige Werkstatt, die den Wagen und mein Ansinnen, ihn auf der Strasse zu halten, moralisch stark unterstützt - ansonsten wäre der Wagen wohl schon in der Presse gelandet... Aber trotz dieser Probleme lässt sich der Copen mit geringem Budget instand halten - in meinem Fall vermutlich, weil es nie Wartungs- oder Reparatur-Stau gab.
Die Probefahrt dmals mit dem Pressewagen (s.o.) hat mich damals auch darin bestärkt, NICHT das optionale Sportfahrwerk zu ordern oder größere Räder zu montieren. Der Copen braucht sie nicht, die rel. schmalen originalen 15-Zöller sind ein sehr guter Kompromiss für Straßenlage, Komfort und Optik. Leider sind die exotischen Bridgestone-Reifen für die Original-Felgen nicht mehr zu bekommen, mittlerweile muss ich mich mit chinesischen Alternativen (Ling Long!) begnügen, die sich aber als akzeptabel erwiesen.
Winterräder mit dezidierten Winterreifen seien übrigens auch stark empfohlen, wenn der leichte Copen ganzjährig bewegt wird. Die platten Sommereifen bieten bei Schnee und Eis kaum Traktion und Seitenhalt, und die Tendenz des Wagens zum Untersteuern kommt dann ganz besonders zum Tragen!
Ich bin später auch einmal einen Copen mit dem 87-PS-16-Ventil-Sauger und 17-Zöllern gefahren, und war eher enttäsucht. Der Fahrkomfort der großen, harten Räder war schlecht, der Wendekreis außerdem eingeschränkt (alles jenseits der Originalfelgen benötigt Lenkeinschlagsbegrenzer) und die vermeintliche Zusatzleistung nicht spürbar. Der 16-Ventiler braucht, ganz klassisch, Umdrehungen und entfaltet eher obenraus seine Leistung. Der kleine Turbomotor im Vergleich fährt kaum schlechter an, und so ab 2.500 Umdrehungen schiebt dann der Turbo spürbar an, pfeift munter und dreht locker hoch bis jenseits der 5.000 Umdrehungen. Er klingt sogar gut, wie einer der kleinen, giftigen Unter-ein-Liter-Vierzylinder aus Italien in den Sechtigern und Siebzigern. Und langsam ist der leichte Wagen mit der rel. geringen Leistung wahrlich nicht, zumal sich aufgrund der geringen Größe und nah an der Fahrbahn sowieso alles 50 km/h schneller anfühlt, als man tatsächlich unterwegs ist!
Als er noch jung war, habe ich meinen völlig serienmäßigen Copen lt. GPS-Messung auf 185 km/h beschleunigt bekommen - aber das ist nicht das, wofür er konzipiert wurde (zumal der Spritverbrauch dann auch um die 10 l/100 km beträgt). Statt dessen kann man entspannt mit 130-140 km/h auf der Autobahn reisen, hat dabei einen Verbrauch von unter 7 l, bewältigt auch lange Strecken und nimmt lieber enge Landstraßen, wo der Wagen sein Spaß-Potenzial voll entfalten kann.
Tatsächlich sorgen das geringe Gewicht, tiefer Schwerpunkt und auch die kompakten Maße dafür, dass man den Copen sehr exakt bewegen kann - und mit der Original-Bereifung hat er auch sehr guten Kontakt zur Piste und liefert sehr gutes Feedback. Tatsächlich ist der kleine Wagen so flott und kann so früh beschleunigen, dass er z.B. mit einem fast doppelt so stark motorisierten aber auch doppelt so schweren Golf IV GTI bei der Kurvenhatz mithalten konnte. In den Kurven kann der Copen sehr früh beschleunigen und davonziehen - natürlich kommt das stärkere Auto auf der Geraden wieder schnell heran, aber so klar, wie man meinen sollte, sind die Unterschiede oder gar Nachteile für den leichten Copen nicht! Tatsächlich fühlt es sich am Steuer an, als ob man quasi rechtwinklig abbiegen kann...
Andererseits muss erwähnt werden, dass das Heck unter widrigen Umständen (hohes Tempo, Kurve, Nässe, ggf. ungünstige Bodenwelle) ausbrechen kann - dann hilft nur schnelles Gegenreagieren, um das plötzliche Übersteuern einzufangen. Ist mir zum Glück nur einmal passiert, aber es kam unerwartet und seitdem fahre ich den Wagen mit mehr Respekt!
Mein Fazit: kein Auto für jedermann, und ich würde auch keine Fahranfänger ans Steuer lassen, denn das geringe Gewicht und die Forntlastigkeit sind nicht ohne Tücken. Copen muss man fahren und auch haben wollen - und vor einem Kauf sei eine gründliche Inspektion des Unterbodens empfohlen! Der Rest der Technik scheint dagegen sehr simple, solide und langlebig zu sein. Und dieser kleine Exot ist es m.E. wert auf deutschen Straßen gehalten zu werden, gerade original erhaltene Exemplare dre ersten Serie mit dem "echten" Turbomotor. Ein Liebhaberstück eben.