Seit September 2014 fahre ich nun einen Dacia Logan MCV 1.6 LPG (übrigens mit 84 und nicht 85 PS). Ich möchte an dieser Stelle einige Dinge formulieren, die mir aufgefallen sind.
Grundsätzlich gilt: Immer darauf achten, dass das Scheckheft mit allen Wartungs- und Reparatureinträgen versehen ist, wenn man einen solchen Wagen gebraucht kauft. Ich habe den Fehler begangen und nicht darauf geachtet, was mich u.U. teuer zu stehen kommen kann, wenn mein Vorbesitzer die Prüfungen nicht nach Renault/Dacia-Spezifikation durchgeführt hat.
Der Dacia Logan der ersten Generation (in meinem Falle Phase 2, also Facelift) ist ein solide und technisch einfach gebautes Fahrzeug. Die Motorisierung ist mit seinen 84 PS quasi am unteren Rand des Erträglichen angesiedelt – der Motor besitzt keinerlei Drehmoment, ist recht laut (besonders im Drehzahlbereich um 3.000 U/Min) und recht durstig; letzteres fällt beim LPG-Betrieb aber aufgrund der geringen Kraftstoffkosten nicht unbedingt ins Gewicht - 10 Liter Gas kosten letztlich so viel wie 5 Liter Super, das tut an dieser Stelle also nicht weh.
Früher wure behauptet, die Lenkung sei schwammig und unpräzise, die Kupplung hakelig und die Bremsen eine Katastrophe – entweder wurde da sehr einseitig berichtet, oder Dacia / Renault hat ab Phase 2 tüchtig dazugelernt, aber ich kann keins der drei Probleme bestätigen.
Moniert wird auch oft das "billig" wirkende und sich unangenehm anfühlende Hartplastikarmaturenbrett - aber wenn wir ehrlich sind: wer streichelt denn ständig sein Armaturenbrett und braucht deswegen eine weiche Lederhaptik?
Die Sitze sind auch nach 75.000 Kilometern straff, die Sitzflächen ein wenig kurz (aber auch daran gewöhnt man sich, das ist typisch für französische Autos), es riecht nichts unangenehm, das einzige, was ein wenig stört, ist das Knarzen des Fahrersitzes. Dieses entsteht, wenn die Kunstfaser-Sitzwange an der Kunststoffschale reibt - abstellen kann man das mit ein wenig Silikonöl im betreffenden Bereich. Die Sitzbezüge mit Teil-Kunstleder sollte man sich besser sparen – das Material wird mit der Zeit spröde und reißt – Ersatz ist für Daciaverhältnisse teuer.
Die H4-Scheinwerferbirnen gehen relativ häufig "über die Wupper", ein Spannungsspitzenkiller für 15 Euro soll hier Abhilfe schaffen.
Den Wagenheber kann man etrost wegwerfen, dieses klapprige Scherending ist wegen der Steckkurbel schlecht zu benutzen. Ich bevorzuge da einen kleinen und kompakten Wagenheber vom VW Polo.
Die Hecktüren des Logan MCV sind eine extrem praktische Angelegenheit – so lange es nicht regnet. Bei egen habe ich auf so manchem Supermarktparkplatz gedacht "Ach hättest Du doch eine konventionelle Klappe zum Unterstellen...".
Das Fahrwerk möchte ich als extrem gutmütig bezeichnen; es est komfortabel abgestimmt, nimmt Kurven sanft untersteuernd und bügelt Unebenheiten brav aus. Aufgrund der recht großen seitlichen Angriffsfläche ist der Logan recht seitenwindempfindlich – bei wind einen LKW übeholen kann da schon mal zu einer kleinen aufmerksamkeitsfördernden Fahrtrichtungskorrektur führen.
Der Dacia ist alles in allem recht simpel und reparaturfreundlich aufgebaut. Das wichtigste Werkzeug ist ein guter Satz (z.T. auch längerer) Torxschlüssel – die meisten Teile bekommt man damit recht komfortabel demontiert.
Achtung übrigens beim kombinierten Blinkerhebel – der hier eingebaute Hupknopf kann schon mal wegen gebrochener Lötstelle den Dienst versagen. Wer hiermit zur Werkstatt geht, zahlt für die Reparatur 135,- Euro zzgl. Arbeitszeit. Mit einem bisschen handwerklichem Geschick und einem kleinen, leistungsstarken Lötkolben kann man diese Reparatur auch selbst erledigen.
Viele gute Tipps und Anleitungen von versierten Dacianern findet man unter www.dacianer.de
Zum Schluss nochmal etwas Grundsätzliches: Der dacia Logan ist definitiv kein "Billigauto", bei dem an der fertigungsqualität gespart wurde. Er ist kostengünstig, weil auf viele bekannte Teile zurückgegriffen wurde, die man aus anderen Fahrzeugen (u.a. Renault Clio, Nissan Micra u.a.) kennt. Hier wurde an Entwicklungsarbeit und unnötiger Lagerhaltung gespart. Der Logan wurde und wird weitgehend von Robotern montiert, nicht von rumänischen Hufschmieden. Dacia Logans sind nur aus einem Grund zum Pannenstatistikverlierer geworden: Weil sich Menschen, die sich ein vermeintliches Billigauto kaufen, Wartungen und Reparaturen sparen – "Wieso soll ich jetzt teuer Geld in die Inspektion von so'ner Billigkiste stecken?" war oftmals die Argumentation. Tatsächlich ist es so, dass ein Dacia Logan lange und viel Freude bereiten kann, wenn man sich mit der gleichen Hingabe um ihn kümmert wie um ein "Premium"-Auto. Der Dacia Logan ist ein Auto mit einem sehr speuellen Charme und einem unverwechselbaren Charakter. Er ist ein Auto für alle – aber nicht für jedermann.