Erfahrungsbericht Citroen C5 2.2 HDi FAP (170 PS) von Anonymous, November 2011
Großer Alltagskombi mit Tücken, aber auch Stärken
Mein jetziges Auto habe ich noch nicht allzu lange - seit Ende August 2011 bin ich ca. 8.000 km gefahren. Der Wagen ist ein Vollausstatter (bis auf ein Schiebedach oder Alaramanlage, aber diese Extras würden eh nur nerven).
Der erste Eindruck war auch gleich der Intensivste: Trau, schau wem! Der Verkäufer hat sich als elender Autoschieber entpuppt, der es noch nicht mal schafft, mir den Wagen mit neuer HU anzubieten, auch nicht gegen Aufpreis. Zudem ließ er mich komplett ohne Rücklicht fahren (Nürnberg - Aachen, die Fahrt ging in die Nacht hinein).
Die Mängelliste ist jedenfalls lang genug, um ein Buch zu füllen. Manche Macken nerven extrem, andere sind eher egal (mir ist es z.B. schnuppe, ob ich die Heckscheibe separat öffnen kann - dass die Zentralverriegelung nur ver-, aber nicht entriegelt, nervt ohne Ende).
Davon abgesehen ergeben sich für das Fahrzeug folgende Eigenschaften:
Karosserie:
Der C5 Break trumpft mit ordentlicher Größe auf. Alles passt rein, und trotz Kleinkind an Bord (mitsamt Kinderwagen) muss ich vor dem Wocheneinkauf nichts ausbauen oder umkramen.
Die Ausstattung ist komplett - das Werksnavi ist etwas veraltet (die Telematik fordert eine eigene SIM-Karte statt mit Bluetooth das Handy anzubinden), trumpft aber z.B. mit automatischem Notruf mitsamt Positionsangabe auf - und zahlreichen weiteren Features, die man nie im Leben alle nutzen kann.
Ein- und Ausstieg sind leicht, Platzverhältnisse über alle Zweifel erhaben, und das Design ist irgendwie "Ja/Nein". Vorne langweilig, hinten spektakulär gelungen. Sieht insgesamt extrem unsportlich aus, aber damit ist das Styling irgendwie nur ehrlich.
Die Übersicht ist nur dank der Sensoren rundum (mit Anzeige) gut, ansonsten genau wie das Design: vorne Müll, hinten sehr gut. Ohne die Sensoren wäre man in Parkhäusern ziemlich gefordert, nicht überall anzuecken. Der Wendekreis ist hervorragend - für einen Linienbus. Für einen PKW schlichtweg eine Katastrophe.
Die Verarbeitungsqualität ist ordentlich, aber durchaus steigerungsfähig. Dass da nichts knistert, liegt eher daran, dass es keine Vibrationen gibt.
Komfort:
Ich mag Autos, die gut federn - und dieses ist nicht zu übertreffen! Die Hydropneumatik bügelt auch die übelsten Straßen dermaßen glatt, dass man sofort an die sprichwörtliche Sänfte erinnert wird. Wer schon einmal die Autobahntunnel in Düsseldorf (A46) kennengelernt hat, wird sich wundern, dass man gar nichts mehr von den Bodenwellen merkt - nichts, absolut gar nichts!
Dass der Fahrbahnbelag dort auch sehr rauh ist, merkt man nur bei einer Vergleichsfahrt mt anderen Fahrzeugen. Die Drucksensoren halte ich bei einem solchen Auto für absolute Pflichtausstattung. Eine Reifenpanne werde ich garantiert nicht merken.
Der Geräuschkomfort ist ebenso: sensationell. Durch das Dämmglas kommt fast nichts mehr hinein (Mondscheinsonate bei Tempo 170 ist jedenfalls keine Herausforderung). Allenfalls bei extrem niedrigen Drehzahlen brummt mal was von vorne.
Der Motor macht dabei auch mit: dank der BiTurbo-Technik ist kein (wirklich KEIN!) Turboloch mehr da, die Ausgleichswellen und gekapselten Laufbuchsen heben die Laufkultur auf 6-Zylinder-Niveau. Jedenfalls gilt das für Drehzalhlen ab ca. 1200 upm, darunter brummt es etwas (in etwa so, wie bei anderen Dieseln im Wohlfühlbereich).
Das HiFi-System macht genau das, was es soll: naturgetreue Musikwiedergabe ohne Knalleffekte.
Die Bedienung ist sehr gewöhnungsbedürftig, besonders alles, was mit Telematik zu tun hat. Die notwendigen Schalter (Licht, Hupe, Gangschaltung etc.) sind dort, wo sie hingehören. Der Schnickschnack nicht. Um z.B. den Klimakompressor auszuschalten, muss man umständlich über ein Menü navigieren. Andere Autos haben für sowas einen Knopf. Die Sitzheizungsbedienung ist komplett unsichtbar.
Motor/Getriebe
Sahnestück. Laufruhig, kräftig, angenehm. Das mit der Kraft ist aber etwas relativ: Mangels Turboloch geht der Schub sehr unspektakulär vonstatten, und es fühlt sich schlapp an - ist es aber nicht. Wer einen Arschtritt à la TDI erwartet, wird enttäuscht. Es ist ganz einfach immer genug Schub vorhanden. Wer noch mehr Motorleistung braucht, hat in meinen Augen ein therapiewürdiges Problem.
Die Schaltung ist in Ordnung. Präzise, aber mit einigen Widerständen im Schaltweg. Die Abstufung passt hervorragend, und man hat immer den richtigen Gang zur Hand.
Beim Verbrauch kommt der große Wehrmutstropfen. In Anbetracht meiner Fahrweise muss ich dem Motor heftige Trinksitten vorwerfen. Der Spruch "Turbo läuft, Turbo säuft" gilt - dank BiTurbo läuft er quasi immer mit und will Futter haben.
Erst wenn man die Fahrleistungen und das hohe Leergewicht berücksichtigt, passt es wieder.
Umwelt
Durch den Verbrauch ist das Kapitel Umwelt allenfalls "gelb". Ansonsten halten sich Schadstoffe und Verschleiß noch angenehm zurück. Ölverbrauch gibt es jedenfalls nicht. Den Bremsen wird es durch das hohe Gewicht aber ebenso an den Kragen gehen wie den Reifen. Besonders die Vorderreifen raspelt das Drehmoment gnadenlos weg.
Belastete Innenstädte werden angenehm geschont - man traut sich mit diesem Schiff erst gar nicht, einen Parkplatz zu suchen.
Kosten
Anschaffung ist erst mal ein großer Sparstrumpf. Das gesparte Geld kann man dann gleich wieder in die Mängelbeseitigung stecken. Steuer haut mit fast 340,- ziemlich rein, die Versicherung lacht sich ebenfalls ins Fäustchen. Wartungen können ganz schön ins Geld gehen - wenn mal eine ansteht. Alle 30.000 km oder 2 Jahre, das ist Mittelfeld. Kleine Inspektionen werden ca. 300,- kosten, Große auch mal bis zu 500,- (wenn sonst nichts ansteht).
Der Partikelfilter reißt die Kostenbilanz runter - während des Freibrennens sollte man lieber nicht auf den Bordcomputer schauen, und bei dem fälligen Austausch wird es teuer. Additiv (alle 120.000 km) kommt auch knapp 200,-.
Vom Zahnriemen bleibt man lange verschont (240.000 km / 10 Jahre), neue Reifen und Bremsen werden etwas ins Geld gehen.
Sicherheit
Spiel, Satz und Sieg für den C5. Eine schiere Armada an Airbags, dazu das seinerzeit beste NCAP-Ergebnis aller Zeiten (der C5 war eine Weile Rekordhalter) machen die passive Sicherheit unerreicht. Erst die ganz neuen, sündteuren Sternmobile setzen dem noch einen drauf.
Die aktive Sicherheit ist (man höre und staune) ebenfalls außerordentlich gut. Dank des halbaktiven Fahrwerks liegt der C5 im Notfall besser auf der Straße als ein 5-er BMW (der bei gleichem Geld mit Standardfahrwerk daherkommt).
Die Bremse stellt keine Rekorde auf, kann aber auch mithalten - auf Kosten des Verschleiß. Andere Autos haben größere Bremsscheiben, also muss Citroën weicheren Stahl nehmen.
Sonstiges
Ein paar Besonderheiten hat der Wagen noch: in kleinen Eifel-Nebenstraßen wird kein Schnee geräumt, dadurch entstehen ziemlich tiefe Spurrinnen (eher Spurgräben). Manch ein Auto setzt auf - nicht der C5! Knopf drücken, und man hat eine Bodenfreiheit wie ein SUV! Durch die starke Kopflastigkeit ist die Traktion sehr gut.
Während des Beschleunigens an der Ampel kann man beobachten, wie der Lichtkegel stets auf- und abwandert. Liegt am Schaukeln (standardmäßig ist das Fahrwerk butterweich mit riesigen federwegen). Im normalen Betrieb werden Pumpbewegungen unterdrückt, aber bei kurzen Stupsern (wie eben bei Anfahren) wankt es beachtlich.
Die Lichtautomatik ist eine feine Sache - bis man in Nebel kommt. Bei Tag registrieren die Sensoren dann nämlich keinen Bedarf, und da man sich das Einschalten abgewöhnt, läuft man Gefahr, das Licht zu vergessen.
Unter dem Strich kann ich keine eindeutige Empfehlung geben, ob man dieses Auto kaufen sollte oder nicht.
Beim Karrenverramscher auf gar keinen Fall, bei Markenhändlern schon eher - umfangreiche Garantie und ein peinlich genauer Check sind aber unbedingt erforderlich.
Nachtrag: Nach nunmehr 30000km ergeben sich folgende Fakten:
Die Zentralverriegelung wird € 500,- verschlingen, damit sollte auch der neue Reifensatz einprogrammiert werden können (Raddrucksensoren). Die Heckscheibe lässt sich nach Einsatz von weiteren € 150,- wieder öffnen, der Fahrersitz kann mit weiteren € 150,- auch wieder nach unten verstellt werden (ich sitze im Moment recht hoch im Sitz, stört mich aber nicht weiter).
Frisches Kartenmaterial wird € 280,- verschlingen (ganz Europa, Deutschland allein kostet auch € 150,-).
Der Verbrauch liegt bei Rekordversuchen auf der Landstraße bei etwa 5 Litern, im Normalbetrieb (auch hier viel Landstraßenanteil) bei knapp über 6.
Die Zuverlässigkeit ist nach dem letzten Ausfall (eingefrorener Kraftstofffilter) so, wie sie sein sollte