Mitte 2005 hatte meine Schwester ihr Studium beendet und benötigte als aufstrebende Jungunternehmerin einen passenden Ersatz für den in die Jahre gekommenen Golf III.
Unter anderem waren Mazda 3, Peugeot 306 u. ä. im Gespräch, bis der Blick schließlich auf den C4 viel. Dieser war erst ein Jahr zuvor auf den Markt gekommen und glänzte durch sein frisches Design und die moderne Technik. Darüber hinaus machte uns das Autohaus einen äußerst günstiges Leasingangebot, nachdem das Fahrzeug insgesamt nur rund 17000 gekostet hat.
Nach nunmehr 3,5 Jahren "Erprobung" hinterlässt das Auto einen durchwachsenen Eindruck.
Der äußere Eindruck ist eine Mogelpackung, vermittelt die Karosserie doch Sportlichkeit, wo keine ist (dazu später mehr). Insgesamt wirkt die Optik aber sehr gelungen und setzt sich vom allgemeinen Einheitsallerlei der Automobilindustrie ab. Dabei unterscheidet sich das Coupe ab der B-Säule deutlich von der Limousine. Leider stört die geteilte Heckscheibe, die durch einen Spoiler unterbrochen wird und die Sicht nach hinten einschränkt. In Folge dessen hätte man den mickrigen Hechscheibenwischer auch weg lassen können, das Gick.loch, das er in die Schießscharte von Heckscheibe krazt ist ein Witz! Für beide Modelle gilt die gute Beladungsmöglichkeit für den großen Kofferraum, da die Heckklappen (wie für Fahrzeuge der Gollfklasse üblich) sehr weit öffnen und damit die Beladung erleichtern.
Was bei der Coupe-Form (wie allen Vertretern dieser Klasse) negativ auffällt sind die großen Türen, die zwar ein einfaches Ein- und Aussteigen garantieren, aber in engen Parklücken auch zum Hindernis werden können.
Als vergleichsweise unempfindlich erwies sich der Lack. Selbst kleine Stöße und ein intensiver Kontakt der rechten Tür mit einem Streugutkasten kamen nicht bis auf die Grundierung durch.
Der Motor ist drehfreudig, erkauft seine Leistung aber mit einem hohen Durchschnittsverbrauch von 9 bis 11 Liter und wirkt für ein Triebwerk mit fast 110 PS besonders im unteren und mittleren Drehzahlbereich etwas kraftlos.
Das Getriebe ist passend abgestimmt, die Gänge lassen sich butterweich einlegen. Weich ist überhaupt die treffendste Beschreibung für den Franzosen - nicht nur das Getriebe, sondern auch Fahrwerk und Lenkung sind sehr komfortabel ausgelegt und vermitteln wenig bis gar keine Rückmeldung zur Straße. Sportlich ambitionierte Fahrer greifen lieber zu einem anderen Fahrzeug. Andererseits bringt dieser Komfort aber auch den Luxus eines erfreulich leisen Innenraums mit sich - Bei vielen anderen Herstellern findet sich eine solch humane Geräuschkulisse nur bei den Top-Ausstattungen, bzw. bei den Dieselmodellen. Weiterhin sorgt ein Tempomat dafür, dass der Fahrer auf langen strecken entspannter ankommen soll, was allerdings etwas gewöhnungsbedürftig ist und den Verbrauch weiter in die Höhe treibt.
Hoher Wert wurde auf die Sicherheit gelegt. Front-, Kopf- und Seitenairbag für Fahrer und Beifahrer sind Serie. Hierbei sticht vor allem das Lenkrad mit fester Nabe hervor. Damit soll erreicht werden, dass der Airbag immer optimal zum Fahrer öffnet.
Der Innenraum wirkt für einen Franzosen fast schon konservativ. Der bestimmende Faktor ist Plastik im Carbon-, bzw. Alu-Look. Alle Knöpfe sind übersichtlich angeordnet und geben keinerlei Rätsel über deren Funktion auf. Das Radio verfügt serienmäßig über CD mit MP3-Funktion und lässt sich über die Lenkradfernbedienung steuern.
Wer die bei anderen Fahrzeugherstellern über dem Lenkrad liegenden typischen Rundinstrumente sucht wird enttäuscht. Einzige Anzeige ist ein digitaler Drehzahlmesser, der zwar durch die feste Lenkradnabe immer gut einzusehen ist, für meinen Geschmack aber etwas klein geraten ist. Mit dem Faceliftmodell hat Citroen dies geändert und den Drehzahlmesser mit in das optisch auffällig und gut ablesbare Kombiinstrument (Digitalanzeige - ist auch nicht jedermanns Geschmack, reagiert die Anzeige besonders auf Geschwindigkeitsänderungen etwas träge) in der Mitte der Windschutzscheibe verlegt. Das Kombiinstrument im Milchglas-Design gibt weiterhin Auskunft über Geschwindigkeit, Tankinhalt und Reichweite, Kilometerstand, Außentemperatur und Fahrer/Mitfahrer, die nicht angeschnallt sind - ebenfalls ein Tribut an die Sicherheit, der Unfallfolgen durch Missachtung der Gurtpflicht genau so verhindert wie das Ablegen einer etwas schwereren Tasche o. ä. auf den Sitzen.
Das Gestühl ist auch auf längeren Strecken sehr bequem und bietet einen sehr guten Seitenhalt.
Mich hat das Armaturenbrett etwas irritiert. Dadurch, dass die Instrumente in der Mitte angeordnet sind wirkt dieses sehr tief. Fahrer, die gern etwas erhöht sitzen kommen sich dadurch fast schon ausgeliefert vor.
Größere Pannen und Reparaturen hatte der C4 bislang nicht, jedoch stören etliche kleine Macken den Gesamteindruck.
Schon kurz nach dem Kauf musste das Fahrzeug in die Werkstatt, da sich der Türgummi auf der Fahrerseite gelöst hatte. Bei dieser Gelegenheit wurde dann auch gleich die Kopfstütze des Beifahrersitzes getauscht, da diese mit der falschen Farbe geliefert wurde.
Seit einem halben Jahr macht die Servopumpe merkwürdige Geräusche - bleibt zu hoffen, dass hier kein Defekt auftritt...
Im Rahmen einer Rückrufaktion wurde letztes Jahr ein Bauteil für das ESP getauscht - natürlich kostenlos.
Die hinteren Bremsen sind nicht durch Schmutzleitbleche geschützt, was zu einem Blockieren der hinteren rechten Bremse geführt hat. Nach einigen Hammerschlägen auf den Faustsattel konnte das Problem aber schnell und effektiv gelöst werden, zumindest bis zum nächsten Mal.
Bei den Scheinwerfern zeigt sich, dass die Franzosen sehr familienfreundlich sind, da man hier ohne Kinderhände kaum weiter kommt. Das Tauschen einer Glühbirne gestaltet sich beim Citroen als Geschicklichkeitsspiel. Durch ein winziges Loch hinter dem Scheinwerfer muss ohne Sichtkontakt gearbeitet werden. Dabei bereitet die fummelige Bügelkonstruktion die meisten Schwierigkeiten. Menschen mit großen Fingern sollten das am besten von ihren minderjährigen Kindern machen lassen.
Unschön ist auch die Abnutzung des Innenraums - die Sitze zeigen sich deutlich abgenutzt, der Fußraum sieht aus, als ob eine Elefantenherde durch gelaufen ist und das Kombiinstrument hat sich in einer Ecke etwas verfärbt.
Mit dem Facelift (erkennbar an den Klarglasrückleuchten und dem geänderten Frontgrill) hat Citroen vieles besser gemacht.
Die hinteren Bremsen sind nun geschützt. Der Innenraum wirkt hochwertiger und die Verbrauchsintensiven PHS-Motoren wurden durch Treibstoffsparende und wesentlich agilere Aggregate aus dem BMW-Konzern ersetzt.
Leider beleiben Fahrwerk und Lenkung weiter schwammig und indirekt, was den Gesamteindruck des Fahrzeugs deutlich schmälert.
Fazit: Sicheres und mit den neuen Motoren deutlich sparsameres Auto für Menschen mit kleinem Geldbeutel und hohen Komfortansprüchen, aber einigen kleinen Schwachstellen.