Wenn man einen Bericht hier schreibt steht als Hinweis über dem Eingabefeld: "Ihr Erfahrungsbericht dient anderen Lesern als Entscheidungshilfe. Schreiben Sie ihn deshalb sachlich, verständlich und klar strukturiert."
Das geht nicht. Nicht bei diesem Auto. Ein sachlicher Erfahrungsbericht zu einem Sportwagen wäre wie investigativer Journalismus bei der Bild-"Zeitung": Ein Widerspruch, denn Sportwagen haben keinen Sinn - ausser der reinen Fahrfreude.
Beim "Zetti" oder der "Emma" wie ich ihn liebevoll nenne geht es erst recht nicht, denn der Z4 M nimmt bei BMW eine Sonderstellung ein. Neben dem Z3 M ist es das einzige Modell von BMW das man wirklich als Sportwagen bezeichnen kann. Höchstens der M3 CSL könnte vielleicht noch als eine Art Sportwagen durchgehen wenn man beide Augen zudrückt.
Gerade das Z4 M Coupé ist eine wahre Seltenheit. Weltweit wurden gerade mal gut 4500 gebaut, in Deutschland gibt es nur knapp 450 Stück - und seit April 2012 darf ich einen davon mein Eigen nennen.
Man kann sich jetzt zurecht fragen waum denn kaum jemand dieses Auto gekauft hat. Am Preis liegt es ganz sicher nicht denn ein Porsche kostete auch neu schon deutlich mehr und steht gefühlt an jeder Straßenecke. Mein Coupé kostete mit allen Modifikationen, Eintragung usw. ~30.000 EUR - ein Schnäppchen für einen Sportwagen.
Zunächst mal sind Sportwagen von BMW einfach ungewohnt, die wenigsten Menschen die einen Sportwagen fahren wollen kommen auf die Idee bei BMW vorbei zu schauen. Schließlich will man einen Sportwagen und keine zu schwere Komfortschaukel wie die anderen M's. Porsche ist DER Hersteller von Sportwagen (mal abgesehen von Modeerscheinungen wie dem Cayenne oder dem Panamera) und bietet sehr viele Varianten und Modelle. Vom gemütlichen Cruisen mit dem Boxter über den relativ "gemütlichen" Flitzer für die Autobahn (dem Turbo) bis hin zu kompromisslosen Rennwagen für die Straße wie dem GT2 ist alles zu bekommen. Den Z4 M gibt es als Roadster und Coupé. Das wars schon mit den Modellvarianten. Es gibt einen Motor, eine (!) Felge, ein Fahrwerk. Ok, es gibt noch eine hässliche Winterfelge.
Mit dem Z4 M war BMW mutig und hat sowohl optisch als auch vom Fahrgefühl her etwas sehr spezielles auf die Räder gestellt. Und da es bis auf etwas Ausstattung keine Variationsmöglichkeiten gibt ist die potentielle Käuferschicht entsprechend klein. Beim Z4 M hat man sich weder mit einem Getriebe mit unzähligen Verstellmöglichkeiten, noch irgendwelchem elektronischen Firlefanz aufgehalten. Selbst die (etwas anfällige) elektrische Servolenkung aus dem normalen Z4 hat man gegen eine hydraulische ausgetauscht. Es gibt weder eine "Launch-Control" wie in den meisten anderen M's noch den DTC Modus. Das DSC (=ESP, Tranktionskontrolle, usw.) ist entweder an oder aus. Meiner Meinung nach hätte man sich das optionale Automatikgetriebe auch noch sparen können, das macht gerade im Coupé mal so überhaupt gar keinen Sinn. Bei Porsche nennt man das Automatikgetriebe übrigens "Opatronik".
Das Rezept ist einfach und herrlich kompromisslos: Kleines Auto, großer Motor, Heckantrieb und: das M Sperrdifferential. Keine pseudo-Sperre wie in vielen andern Modellen bei denen die Bremse einfach etwas zupackt. Eine richtige, echte, mechanische Differentialsperre - mit etwas elektronischer Unterstützung, immerhin sind wir bei BMW.
Ein Fahrerauto für ein möglichst pures Fahrerlebnis und möglichst viel "Freude am Fahren". Den meisten Menschen geht die recht kompromisslose Auslegung wohl einfach zu weit. Schade, ich hätte mir ein paar Fortsetzungen dieses Modells und dieser Ausrichtung von BMW gewünscht.
Das fängt schon beim Motor an: Der S54 stammt aus dem M3 CSL und ist für mich DER 6-Zylinder von BMW. Ein Saugmotor mit viel Hubraum und hoher Drehzahl denn aufgeladene Motoren klingen nicht so gut, sind schwerer, komplexer und anfälliger. Ausserdem sind Saugmotoren einfach berechenbarer durch ihre gleichmäßie Leistungsentfaltung und das nicht vorhandene Turboloch.
Das Getriebe: knackig, sehr knackig. Im Roadster viel zu leichtgängig aber im Coupé perfekt. Viele würden es als schwergängig, hakelig oder sonstwie bezeichnen. Für mich einfach perfekt zum "arbeiten".
Das Fahrwerk: ebenfalls sehr sportlich. Allerdings ist es fast zu hart und unkomfortabel weshalb ich es gegen ein Gewindefahrwerk ausgetauscht habe. Das Setup stammt von einem Rennfahrer. Das Auto liegt tiefer, besser und ist sogar komfortabler. Die Felgen sind auch gegen leichtere ausgetauscht worden.
Es gibt im Z4 kaum Ablagemöglichkeiten. In das kleine Loch hinter der Handbremse passt ein Schlüsselbund, im Fach zwischen den Sitzen passen ein paar Handschuhe und im Handschuhfach findet gerade so die Mappe mit den Papieren Platz. In den Türen sind sehr flache und verwinkelt zugängliche Ablagen die oft einfach nur die Geldbörse beherbergen und für viel mehr auch nicht taugen. Im Dachhimmel gibt es ein Brillenfach in das größere Brillen aber gar nicht rein passen.
Die Sonnenblenden wirken winzig und lassen sich nicht auf die Seitenscheiben verstellen, das Navi ist veraltet (kein automatischer Zoom, Darstellung der Route ausgerechnet weiß auf grauem Grund), die Taste für den Warnblinker ist sehr unglücklich vor der Handbremse angebracht. Die Mechanikk für die Umluftverstellung ist bei vielen Modellen ausgeleiert (klappe schließt nicht mehr, Auto steht auf Dauerumluft, Scheiben laufen an) und es gibt keine Lösung dafür. Ich habe die Klappe manuell geschlossen und den Stecker vom Motor abgezogen. Die Getränkehalter sind ein Witz und ich stoße beim einsteigen oft mit dem Knie dran. Das Radio kann weder mp3 noch gibt es einen USB Anschluss oder ein Aux-in. Immerhin gibt es eine Bluetooth Freisprecheinrichtung. Der kleine Kofferraum wird noch durch die Batterie verkleinert.
Das Auto ist auch fahrerisch recht anspruchsvoll. Es ist schwieriger damit schnell zu fahren, das Auto ist zickig. Es ist laut, es verlangt volle Aufmerksamkeit. Gemütlich cruisen? Geht nicht. Ausserdem fließen bei mir 13 l Super Plus durch die Leitungen.
Aber das alles ist egal.
Warum?
Weil mir jede Kurve ein dickes Grinsen ins Gesicht zaubert.
Weil man in dem Auto immer ein bisschen unter Strom steht da es so herrlich direkt auf alles reagiert.
Der Klang ist irre, die Kurvengeschwindigkeiten atenberaubend.
Alles fühlt sich fest und "eng" an.
Man sitzt direkt vor dem Hinterrad, schaut über diese laaaaaange Motorhaube und kann das Auto so herrlich präzise um die Kurven zirkeln.
Man fühlt die Straße einfach.
Es ist anstrengend und fordernd aber trotzdem einfach traumhaft.
Es ist eben kein weichgespülter Boxer sondern ein scharfer Z.
Das Auto braucht klare Befehle. Irgendwie in die Kurve bremsen und das Auto rumwerfen funktioniert vielleicht im Porsche aber nicht im Z4, hier sollte man schon einigermaßen wissen was man tut.
Aber keine Angst, probieren Sie es aus. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es hier: http://www.youtube.com/watch?v=MG9kqxDg7E0