Im Jahre 2010 habe ich mir meinen quasi "Jugendtraum" erfüllt und einen BMW Z3 2.8 Roadster gekauft. Als der Wagen 1996 herauskam, hatte es seinerzeit nur für eine Probefahrt gereicht. Die über 45.000 D-Mark waren utopisch.
Nun, fast die Hälfte der H-Kennzeichen-Zeitspanne später, sind Einkommen und Anschaffungskosten sehr viel näher zusammen gerückt. Was also hindert am Erwerb eines gebrauchten "Zettis"?
Zum einen gibt es eine ganze Menge Bastelbuden, denn wenn ein BMW-Sportwagen in die Jahre kommt und er nicht mehr die Welt kostet, dann stürzen sich allerhand Selbstdarsteller und Machos auf die Wagen: da wird verbreitert, tiefer gelegt, lauter gemacht und noch viel Firlefanz mehr. Es ist also gar nicht so einfach ein Exemplar zu finden, welches noch 1. gut beieinander und 2. unverbastelt ist.
Aber es gelang mir trotzdem: Baujahr 1997 mit der 2.8 Liter R-Sechszylindermaschine, schwarz-metallic, rote Innenausstattung (Leder) und mit manuellem Verdeck. Dazu originale Y-Speiche ohne Macken (!) und mit fast neuen Reifen. Das Verdeck war schon getauscht und der Service regelmäßig gemacht (wenn auch zum Schluss in einer freien Werkstatt). Mit einer satten km-Leistung von 255.000 war der Handschalter für die Summe von 4000 EUR nun meiner.
Was musste ich machen? Der Erstcheck in meiner Werkstatt ergab: nichts. Alles i.O. - Öl, Wasser, Dichtungen, Lager etc.pp. es gab nichts zu beanstanden. Der Motor schnurrt wie ein Kätzchen und brüllt wie ein Löwe. Lediglich die Optik gab bekannt: ich bin fast 15 Jahre alt und habe rund 8 mal die Erde umrundet. Neben den Steinschlägen, dazu die üblichen Krankheiten der Z3-Reihe: schwergängige Fensterheber, wackelnde Sitze, Probleme mit der ZV-Elektrik, Tankanzeige defekt, rostige Schweller und Kabelbruch im Baum der Heckklappe. Alle diese Kleinigkeiten habe ich autodidaktisch und mit Hilfe des Z3-Roadster-Forums selber behoben. Die Kosten dafür lagen bei ca. 500 EUR für E-Teile und ein Dutzend Stunden Arbeitszeit.
Lackmäßig erstrahlt er inzwischen ladenneu: eine Komplettlackierung in der Originalfarbe sollte ihn auch von den Altersringen (Steinschläge auf Haube und "Arschbacken") erlösen und ihn fit für das H-Kennzeichen machen.
Inzwischen habe ich - ausschließlich im Sommer - rund 5000 km abgespult und er macht immer noch so viel Spaß wie damals bei der Probefahrt! Nur das meiner etwas mehr Leistung hat.
Auch der Unterhalt ist nicht nennenswert und verglichen mit einem Motorrad nicht wesentlich teurer. Der Verbrauch von 10l/100km geht für 2,8 Liter Hubraum und knapp 200 PS vollkommen in Ordnung. Der kleine Roadster von BMW ist was er ist: ein spaßiges Vergnügen für den Ausflug über Land an einem Sonnentag. Und natürlich: nichts geht über den Klang eines BMW-Reihensechsers :-)
Für alle Interessierten: Die Zeit drängt, denn vernünftige Modelle werden immer weniger. Keine Angst vor hohen Laufleistungen beim 6-Zylindern. Der M sollte aus Vernunftgründen außen vor bleiben, es sei denn man kann selber schrauben oder hat einen dicken Geldbeutel. Mit etwas Liebe und Make-up macht man auch aus 90er Jahrgängen wieder ansehnliche Autos. Wichtig ist: die Basis muss stimmen, eben wie bei jedem Gebrauchtwagen. Vorsichtig bei getunten Zettis: brettharte Fahrwerke machen die ohnehin schon ab Werk weiche Karosse zusätzlich mürbe und zehren an den Lagern. Die Motoren sollten anspringen und trocken sein. Bei Doppelvanos vorher ausgiebig über die Problematik informieren. Das kann, muss aber kein Reinfall werden. Auf jeden Fall mit einkalkulieren und den Preis drücken. Lieber ehrliche hohe Laufleistungen als geschönte Blender kaufen!