So einiges bin ich ja schon gewohnt, und das Powerteile mit Schmackes meine heimliche Passion sind, dürfte dem geneigten Leser nicht entgangen sein. Doch als ich meinen flinken 3er BMW zum Kundendienst brachte, strahlte mich nicht nur ein junger gutaussehender Verkäufer an, sondern auch ein höchst seltenes M6 Coupe. Ein echtes Hammerteil, auch wenn mich die Form des Bangle designten Coupes nicht so anspringt, wie z. B. ein Italo-Coupe vom Schlage eines Maserati oder auch ein wuchtiges Corvettlein aus den USA.
Großzügigerweise wurde mir der M6 vom dauerlächelenden Verkäufer für die Zeit des Kundendienstes als Ersatzfahrzeug angeboten. Klar, dass ich dazu nicht nein sagen konnte, denn der wie aus einem Sportstudio gestählte M6 hat schon zweifelsfrei optische Qualitäten.
Da wurde durchaus wirkungsvoll verändert gegenüber dem Serienpendant.
Am auffälligsten sind Front- und Heckschürze. Vorne dient die neue Form der Aerodynamik und der besseren Kühlluftzufuhr, hinten sorgt der von der voluminösen Vierrohrauspuffanlage eingerahmte Diffusor dafür, dass das Hinterachsgetriebe ordentlich im Luftstrom sitzt und somit der Wagen quasi auf der Straße klebt. Eine schöne optische Wirkung entfalten auch die neue Schweller und die leicht ausgestellten Radhäuser. Die schicken 19-Zöller sehen darunter mindestens so knackig aus, wie ich mit Minirock und 10cm Highheels ?
Auch hat er an diversen Teilen etwas abgespeckt., z.B. beim Dach und den Schürzen, welche aus Karbon sind.
Sitze, Türverkleidungen und die Wangen der Mittelkonsole präsentieren sich serienmäßig in feinem Merino-Leder, die Sportsitze sind hyper bequem und sogar in der Lehnenweite verstellbar und somit auch für zarte und schmale Frauenrücken perfekt. Völlig cool und nicht minder modern ist das Head-up-Display, das in der M-Einstellung nicht nur die Geschwindigkeit zeigt, sondern auch die Zahl der eingelegten Fahrstufe mit einem bunten Drehzahlband umrahmt. Es als Mäuskino zu bezeichnen wäre falsch, denn bei dieser Fahrmaschine ist es schon sinnvoll, den Blick gefestigt auf der Straße zu haben und nicht in die Tiefen einer Instrumenten-Konsole blicken zu müssen während der forschen Fahrt.
Womit wir beim Thema wären. Sahnestück ist natürlich der große V10 mit 507 Pferdchen im Stall und einem nicht mal so gewaltigen Drehmoment von 520 Nm. Schon die ersten Meter im M6 beeindrucken nachhaltig, denn das infernalische Potenzial des V10 in Kombination mit dem Sieben-Gang-SM-Getriebe bietet schlichtweg Formel1 Feeling.
4,6 Sekunden auf 100 km/h und 250km/h Höchstgeschwindikeit. Dabei ist der gute dermaßen kastriert durch die dämliche Selbstbeschränkung, dass einem fast die Haare ausfallen vor Gram. Wären doch sagenhafte 330km/h möglich, gäbe es diese seltsame hausgemachte und für die meisten Sportwagen geltende freiwillige Regel nicht. O.K. mal ernsthaft, wer wird schon mit Tempo 300 über die vollgestopfte Bahn fahren wollen, aber wer so ein Teil sein eigen nennt, der fährt auch schon mal gern zum Ring, um seinen teuren Rasse-Rössern die Sporen zu geben. Und da wärs dann schon schön, wenn alle Pferdchen so richtig freien Lauf hätten. Gut, ich war auch happy mit der gekappten Performance, denn man kann herrlich spielen, was ja eigentlich eher eine Dömäne der Testosteron gesteuerten Rasse ist. Aber auch ich spiel gerne mal mit Knöpfchen und Reglern. Möglichkeiten satt gibts mit dem Getriebe allemal.. Diese Möglichkeiten erlauben die Umsetzung nahezu jeden Leistungswunsches. Das einzige, was der Fahrer dazu tun muss, ist an der linken Schaltwippe ziehen und Gas geben. Die linke Taste schaltet herunter. Je schneller der Fahrer beschleunigen will, desto öfter sollte er ziehen. Alternativ kann er im Automatikmodus auch einfach das Pedal bis zum Bodenblech durchrücken.
Die Fahrleistungen sind schlicht gigantisch, das Handling ist nicht nur gemessen am Gewicht hervorragend, Kurvengeschwindigkeiten und Fahrsicherheit liegen auf höchstem Niveau.
Und sogar Frau braucht keine besonders hohe Qualifikation, um mit dem M6 Spaß zu haben auch Nehmerqualitäten sind nicht nötig, denn der Federungskomfort ist gut, die Geräuschentwicklung dezent und die Platzverhältnisse sind zumindest für zwei üppig.
Heißer röchelnd statt blubbernd grollend der Sound des V10. Hat aber auch was, ohne Frage, denn es klingt wirklich sehr böse, wenn du nichts ahnend die hochhackigen aufs rechte Pedal drückst. An der Ampel staunt der nette Junge im schnicken CLK Modell nicht schlecht, als ich lieb dreinschauend dem Benz-Coupe in Blitzstartmanier die Rücklichter zeige. Na klar plagt mich dabei das schlechte Gewissen, und nicht nur das umweltliche, doch wie sagt schon Roberto Blanco? Ein bisschen Spaß muss sein! Doch der endet spätestens an der Tanke. Denk ich mir zumindest, denn der Zeiger der Uhr bewegte sich doch zusehends nach unten, obwohl ich nur 300km gefahren bin in 2 Tagen. Laut Aussage des netten Verkäufers seien es wohl knapp 15 Liter im sogenannten EU- Drittelmix. O.k. mein M3 langt auch mal kräftig hin, doch das deutliche Mehrgewicht und die zusätzlichen PS des M6 verlangen natürlich auch nach mehr kostbaren Saft.
Alles in allem ein echter Kracher, auch wenn ich den Verkäufer letztendlich enttäuschen musste, denn der Preis von deutlich über 100.000 Euro ließen bei mir keine wirkliche Freude aufkommen, und so fuhr ich immer noch glücklich mit meinem M3 vom Hof.