Der E60 übte schon seit langem eine starke Faszination auf mich aus, wenn auch nicht von Beginn an. Beim ersten Kontakt mit dem damals neuen 5er im Jahr 2003 empfand ich die neue Optik zwar als gewagt, aber insgesamt war er für meinen Geschmack durch die hohe Schulterlinie, den ausladenden Körper und den aufgesetzten Kofferraumdeckel zu bullig und im Auftritt durch die aggressive front und die weit ausgestellten Radhäuser zu brachial. Chris Bangle's Handschrift war und ist eindeutig erkennbar, bis hin zu den aus meiner Sicht etwas verspielten Scheinwerfern mit hochgezogenen Blinklicht-Wimpern, die dem Fahrzeug einen raubtierhaften Anstrich verleihen sollten, der auf mich dazumals aber eher lasziv, denn bedrohlich wirkte.
Die Jahre gingen in's Land und wie es im Leben so ist: Man verändert sich, wird älter und (hoffnungsvollerweise) auch reifer. Und damit verändert sich auch der persönliche Geschmack. Als der 5er ein paar Jahre auf dem Markt war, wirkte er plötzlich gar nicht mehr so klobig, sondern großzügig bemessen. Das Design der Front erschien mir nicht mehr aggressiv, sondern selbstbewusst und die schon angesprochenen Scheinwerfer bildeten inzwischen auch einen angenehmen Kontrast zum ansonsten auf den Straßen anzutreffenden Einheitsbrei. Kurzum: Ich hatte mich an das Aussehen des "neuen" 5ers gewöhnt und inzwischen gefiel er mir sehr gut - da inzwischen dessen Nachfolger, der F10, ja auch schon wieder ein paar Jahre auf dem Markt ist, kann ich heute sogar sagen, dass mir persönlich der E60 sogar noch besser gefällt, als dessen wieder etwas klassischer ausgefallene Nachfahre (der ein wunderschönes und sicherlich exzellentes Fahrzeug ist - ich möchte hier ja niemandem auf die Füße treten! :-)). Jedenfalls sollten aber noch mehrere Jahre in's Land gehen, bevor ich einen E60 mein Eigen nennen sollte und 2013 war es dann endlich so weit. Im Jahr 2007 spendierte BMW dem 5er ein Facelift und ich hatte mit meinem gegebenen Budget eigentlich nicht damit gerechnet, ein solches Facelift-Modell ergattern zu können. Doch Geduld und meine Bereitschaft etwas mehr gefahrene Kilometer in Kauf zu nehmen, bescherten mir einen 2008er 525i, einen Sechszylinder-Benziner mit Direkteinspritzung, xDrive und einigen netten Extras.
Ich fahre ca. 15.000km im Jahr, weshalb diese Motorisierung für mich gerade noch tragbar war. Aus meiner Sicht sind das so wenige Kilometer, dass sich der Verbrauch nicht allzu negativ auf meine Geldbörse auswirkt und doch so viele Kilometer, dass ich den Kauf eines 5er aus Komfortgründen vor mir selbst rechtfertigen kann. Doch andererseits: Jeder Mann findet Gründe, einen Kauf zu rechtfertigen, wenn er etwas haben möchte, nicht?
Das Fahrzeug ist also mehrmals pro Woche im Gebrauch, wird häufig überland oder auf der Autobahn bewegt - für Kurzstrecken weiche ich öfter auf den 1er (E87) meiner Freundin aus - und inzwischen habe ich schon ein paar Erfahrungen mit meinem großen Kleinen gemacht, die ich hier teilen möchte.
Beim E60 wurden ab dem Facelift erstmals Direkteinspritzer verbaut. Die damals noch neue Technik machte öfters mal Probleme, vor allem beim N53-Motor, der auch in meinem 5er verbaut ist. Im Rahmen von Austauschaktionen wurden vom Vorbesitzer schon Injektoren, Zündspulen und die Hochdruckpumpe ausgetauscht, die hier als Schwachstellen gelten. Nichts desto trotz läuft dieser Motor - in meinem Fall ein 3-Liter Sechszylinder - sehr gut, wenn alles passt.
Für mein persönliches Empfinden könnten ruhig noch etwas mehr Kraftreserven vorhanden sein - 218PS sind ja schon eine moderate Größenordnung und ich hätte mir da ein wenig mehr Biss erwartet. Man muss sich auch darüber im klaren sein, dass der gleich starke 530d gefühlt um einiges mehr Kraft auf die Straße bringt. Dafür läuft er - wenn auch für einen Diesel sehr gut - weit nicht so kultiviert wie der Benziner.
Natürlich kann es sein, dass der xDrive hier auch etwas Leistung frisst - da mir dazu aber Erfahrungswerte fehlen, kann ich nur spekulieren. Womöglich gilt das auch für die Klimaautomatik. Ich selbst benutze zwar die Automatikfunktion schon, deaktiviere jedoch die Kühlfunktion meistens, weil ich klimatisierte Luft als unangenehm empfinde. Bei Außentemperaturen über 30 Grad ist das aber natürlich keine Option und hierbei ist mir aufgefallen, dass sich das Ansprechverhalten des Motors für mein Empfinden recht stark ändert, wenn die Kühlfunktion aktiviert ist: Das Fahrzeug fährt sich insgesamt "ruppiger", wenn man vom Gas geht, tourt der Motor fühlbar schneller ab und beim Einkuppeln muss man mehr gas geben und vorsichtig einkuppeln, sonst ruckt es merklich. Dies kann natürlich eine Eigenheit meines Fahrzeuges, auf xDrive oder auf andere, mir unbekannte Faktoren zurückzuführen sein.
Der Verbrauch bleibt für ein Fahrzeug dieser Größe und Motorisierung UND Allrad-Antrieb für meine Begriffe in einem überschaubaren Rahmen, nämlich zwischen 9,3 und 10 Litern Super Plus auf 100 Kilometer.
Obwohl Fahrzeuge mit xDrive einen größeren Wendekreis aufweisen also solche, die das Allrad-System nicht installiert haben, ist mir dies noch nie negativ aufgefallen - für mein Empfinden ist der Wendekreis in Ordnung.
Das Fahrverhalten ist insgesamt sehr neutral, was ich auf das xDrive-System zurückführe, und ich fühle mich in meinem 5er sehr sicher. Die Lenkung fühlt sich sehr direkt und präzise an und das Fahrzeug läuft auch keinen Spurrillen hinterher. Mit der Wendigkeit ist es so eine Sache: Das Kurvenverhalten ist zwar sehr gut, doch natürlich mehrkt man vor allem bei schneller gefahrenen Kurven schon das Gewicht des Fahrzeuges - hier könnte wohl eine Tieferlegung oder ein Sportfahrwerk Abhilfe schaffen. Das ist für mich aber keine Option, da ich einerseits zumeist eher gemäßigt unterwegs bin und andererseits nicht viel von solchen Umbauten halte. In Kombination mit xDrive sollen diese auch nicht ganz unproblematisch sein.
Gleichzeitig hat das automatisch mit xDrive verbaute Fahrwerk für mich auch den Vorteil, ein wenig härter zu sein. Im direkten Vergleich zwischen meinem 525iX und dem 523i meines Schwiegervaters liegen hier Welten dazwischen - mir gefällt's, aber das mag nicht jedermann's Sache sein.
Bei aller Qualität merkt man aber auch an den Werkstatt-Preisen, dass man ein Fahrzeug der gehobenen Klasse fährt. Vermeintlich kleine Reparaturen können schon mal schnell in's Geld gehen, wenn ein Fehler nicht gleich gefunden werden kann und die bekannten Probleme der Direkteinspritzer können - wenn sie auftreten - auch ganz schnell viel ausmachen.
Kurzum: Einen 5er zu fahren, muss man sich auch leisten können - bzw. sollte man nicht sein letztes Geld für das Auto ausgeben, sondern lieber ein bisschen was für Reparaturen auf der Seite behalten.