Erfahrungsbericht BMW 3er 325d (224 PS) von zzz, August 2020
Diese Bewertung schreibe ich nach dem Umstieg von einem E90 320xd LCI 184 PS, Handschalter, Sportfahrwerk, Xenon, Limousine auf einen F30 325d LCI (216++, also Baujahr 2017), 224 PS, Automatik
Sonstige Ausstatung:
- Verkehrszeichenerkennung (funktioniert solala)
- Tempomat mit Bremsfunktion (funktioniert gut, aber bergab teilweise bis zu 4-5 km/h zu schnell)
- Regensensor (erträglich)
- LED/Fernlichtassistent (ziemlich OK, kaum Eingriffe nötig)
Zum Auto:
Positiv:
- mehr Kofferraum, mehr PS, deutlich weniger Verbrauch (bei sehr zügiger Autobahnfahrt locker 1-1,5 l Sprit weniger auf 100 km!)
- Mitfahrer fahren zu zweit auf der Rückbank sehr komfortabel.
Negativ:
- obwohl man das GEFÜHL hat, dass im F30 mehr Platz ist als im E90 - es stimmt nicht. Mit dem Laser-Entfernungsmesser (von Bosch) ergeben sich 1,5 cm weniger von Rückbank bis Armaturenbrett und 3 mm weniger von Fahrertür zur Beifahrertür. Komisch....
- Die Gesamtbreite des Fahrzeugs (inkl. Spiegel) hat zugenommen, und ist nun über 2 m, obwohl die Karosseriebreite etwa gleich geblieben ist
- mit dem Automatikgetriebe ist schwer klarzukommen. Klar "lernt" es, ABER bei starken Druck auf's Gas (kein Kickdown!) ist ihm das Zurückschalten NICHT "abzuerziehen". Warum zum Teufel muss man bei 160 km/h auf der Autobahn noch zurückschalten, wenn der Fahrer Gas gibt? Die Folge: das Auto beschleunigt nicht sofort, der Vordermann auf der rechten Spur schert aus, während das Getriebe die Gänge sortiert, weil der Vordermann meint, man WOLLE gar nicht vorbei - man darf also sofort wieder bremsen. NERVIG. Vorbeugend kann man mit der Hand schalten, aber selbst DANN schaltet das Auto manchmal zurück.
- Wem seine Nacken lieb sind, sollte in der Stadt und auf dem Land mit sanftem Fuß im "Eco pro"-Modus fahren. Alles Andere reißt am Fahrer und am Mitfahrer, als ginge es um leben und Tod, schnell davonzukommen. "Comfort" ist zackig, die Sport-Einstellung fährt überflüssig hochtourig.
- die Lenkung erscheint im Vergleich zum E90 xdrive schwammig. Sie ist präzise, gibt aber weniger Feedback (wohl zu viel Elektromotor dazwischen),
Neutral:
- obwohl ein F30 breiter aussieht als der E90, die Karosserie ist nicht breiter. Das breitere Aussehen resultiert aus den vielen waagerechten Deko-Elementen, die auch noch schmaler sind als bei der E90-Version.
Unterschied xdrive/Hinterradantrieb:
- Glasklar fährt xdrive sicherer. Zwar korrigiert die Elektronik "Fahrfehler" auch beim Hecktriebler, aber ein xdrive rutscht gar nicht erst aus. Den xd habe ich in 210.000 km kein einziges mal aus der Ruhe bringen können, auch nicht auf Schnee, der F30-Hecktriebler schwänzelt schon bei einem kleinen Gasstoß in der Haarnadelkurve auf nasser Straße. Dafür ruckelt xdrive leider mal stärker mal weniger stark beim Beschleunigen, was ziemlich nervig ist. Würde der xdrive nicht ruckeln, was letztendlich zu einem Getriebschaden (am Allradgetriebe) führen kann, wäre der xdrive die klar bessere Wahl.
Ich schreibe das als erfahener Fahrer, der 200.000 km mit xdrive, mehrere Millionen km mit Fronttrieblern, mehrere Hunderttausen km mit Hecktrieblern (auch ohne ESP und Co - seit Ende der 80er) und nun genau 3000 km mit dem F30 gefahren ist, allerdings habe ich auf den kurzen 3000 km Einiges ausprobiert. Außerdem habe ich zwei ADAC-Fahrsicherheitstrainings und in der Jugend war ich Cartfahrer (fahre immer noch ab und zu Privatrennen). Ich schreibe hier also auch Dinge, die "Normalfahrer" bitte NICHT ausprobieren!
Alles in allem: Der 225d mit 224 PS ist ein sehr spezielles Auto:
- sehr sparsam
- sehr schnell
- gutes Platzangabot für vier Passigiere
- absolut TOP verarbeitet
aber...
- unbändige Kraftentfaltung wo eigentlich cruisen angesagt wäre
- außer größer als E90, aber innen nicht groß (außer dem Kofferraum, der ist spürbar größer)
- unruhiges Getriebe, unruhiges Heck bei sorgloser Fahrweise
Und autsch: Versicherung bei SFK 19-21, in einem abgelegenen, kostengünstigen Landkreis knapp 1800 EUR im Jahr. In München würde mich die selbe Versicherung ca. 600 EUR mehr kosten.
Würde ich das Auto empfehlen? Wie immer, wenn ich zum gekauften Produkt befragt werde, sage ich auch hier: NEIN. Jeder muss für sich selbst entscheiden.
Das Auto hat Vor- und Nachteile. Was ich zum BMW nicht sagen kann: dass es eine unzuverlässige, unbrauchbare Mühle ist. Das, wofür es gebaut wurde, kann es hervorragend (Langstrecke). Bei der Beladung (Limousine) scheitert das Auto. Aber wer braucht so etwas (auße rmir)? Ich weiß es nicht! Deswegen empfehle ich das Auto auch nicht. Jede(r) soll kaufen, was er/sie möchte oder BRAUCHT, nicht was ich aus dem hohlen Bauch heraus empfehle.