Den BMW 320d durfte ich als erster Mieter einer Autovermietung über rund 1200 km testen.
Der erste Eindruck war absolut positiv. Ein sehr schickes Coupe, das gar nicht aussieht wie ein typischer "3er BMW".
Die rahmenlosen Türen fallen satt ins Schloss und erwecken den Anschein eines hochwertigen Autos.
Der Innenraum wirkt aufgeräumt und man findet sich schnell zurecht.
Alles sieht sehr wertig aus und man ist begeistert vom edlen „Look“.
Gewöhnungsbedürftig ist jedoch das "iDrive"-System zur Steuerung der Bordelektronik wie Navigation, Radio, Reiserechner und Freisprecheinrichtung.
Per Bluetooth konnte ich mein Mobiltelefon Nokia N95 problemlos verbinden. Mehr als freies Sprechen war jedoch nicht möglich. Funktionen wie Telefonbuch, Rufnummer wählen etc. wurden durch die Software der BMW Freisprecheinrichtung nicht unterstützt.
Das Navigationssystem ist wie bei fast allen Autoherstellern viel zu teuer und dafür viel zu schlecht. BMW verlangt fast 4000,- Euro Aufpreis für Navigation Professionell mit Freisprecheinrichtung. Ein CD-Wechsler kostet zusätzlich über 400,- Euro Aufpreis.
Der BMW-Assist der einen vor Stau warnen soll, ließ mich 45 Minuten in einer Sperrung stehen, bis die Nachricht "Stau Voraus" kam.
Sprachansagen der Navigation kamen oft zu spät und es fehlte ein flüssiger Satzbau, den selbst externe Navi´s für um die 100 Euro besser hinbekommen.
Der Dieselmotor läuft ruhig und klingt angenehm. Die Fahrleistungen gehen absolut in Ordnung und an der Tanksäule war ich auch überrascht. Trotz zügiger Fahrweise lag der Dieselverbrauch knapp unter 7 Liter. Wer es ruhig angehen lässt, kann sicher noch einen ganzen Liter einsparen.
Das Automatikgetriebe scheint eher aus der letzten Generation zu sein. Träge, langsam, ruppig und nicht zeitgemäß. Zudem vernimmt man beim lösen der Bremse und losrollen ohne Gas ein leichtes Ruckeln. Im Stau nervt das irgendwann. Man wartet fast schon darauf, wenn der Wagen losrollt.
BMW soll aber mittlerweile beim Automatikgetriebe nachgebessert haben. (Wurden durch ZF-Getriebe ersetzt?).
Insgesamt ist der 3er angenehm ruhig und so ist das Fahren sehr entspannt und angenehm.
Nicht so entspannt ist die Lenkung, welche kein rechtes Gefühl zur Fahrbahn aufkommen lässt. Ab Tempo 120 ist man permanent damit beschäftigt, den Wagen in der Spur zu halten. Nervös pendelt man zwischen den Leitlinien und hat das Gefühl, dass die Servolenkung viel zu leichtgängig und indirekt ist. Oder wer mal ein altes Auto mit Spiel in der Lenkung hatte, der wird das Gefühl kennen. Mit sportlicher Abstimmung hat das nichts zu tun, wie es die Fachpresse oft und gerne erwähnt hat. Es nervt schlicht und einfach. Auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten in Baustellen ist das Halten der Spur eine spannende Angelegenheit.
Bei Einbruch der Dämmerung fühlt man sich im 3er Coupe richtig wohl. Die Innenbeleuchtung sorgt für Wohlfühlambiente bei Nacht. Die Xenonscheinwerfer leuchten die Straße bestens aus. Alle Tasten sind gut zu finden.
Positiv aufgefallen sind auch Klimatronik und Sitzheizung. Beide funktionieren schnell und einfach ohne viel ausprobieren.
Fazit: Das BMW Coupe der 3er Reihe ist ein verdammt schickes Auto. Man fühlt sich gut aufgehoben, fährt sparsam und entspannt, hat aber trotzdem genügend Leistungsreserven für zügige Fahrten.
Zur Abwertung führen ganz klar die schlechte Lenkung, das unzeitgemäße Automatikgetriebe (Modell 01/2008) und der Preis. Der 320d Automatik mit fast vollständiger Ausstattung incl. Leder und Co. hatte immerhin einen Listenpreis von rund 54.000 Euro.