Er ist klein und biestig, 306 PS stark und ein Schlag ins Gesicht von Golf R32, Audi S3 und selbst TT gemeint ist natürlich das neue 135i Coupé aus dem Hause BMW. Mit einem Leistungsgewicht von 5,0 kg/PS (911: 4,5; S3: 5,7), dem aus dem 335i bekannten Dreiliter-Reihensechszylinder als Front-Mittelmotor unter der Haube und klassisch-sportlichem Heckantrieb könnte sich der neue Münchner als der Kracher im BMW-Portfolio herausstellen. Auf der schwedischen Insel Gotland, genauer auf dem 3,2 Kilometer langen Gotlandring konnte ich dem 135i mal so richtig auf den Kopf treten. Hier ein kurzer Erfahrungsbericht.
Der Motor knackt und knistert laut, die Luft ist geschwängert von stinkendem Gummiabrieb und von den vorderen Bremsscheiben (338 mm) steigen dicke Rauchschwaden auf. Ich steige aus, gehe zwei drei Meter und betrachte das 4,36 Meter lange Coupé. Fast tut er mir ein wenig leid, habe ich ihn doch zehnmal hintereinander um die extrem kurvige Strecke geprügelt. Immer letzte Rille. Und einmal auch darüber hinaus. Aber der Abflug ins Kiesbett hat keine Spuren hinterlassen. Den kleinen Bayern trifft übrigens keine Schuld. Höchstens in einem GT3 mit Semislicks wäre ich bei dem Tempo und der Kurve NICHT abgeflogen. Schwamm drüber. Fakt ist: Die Bremsen mit ihren 6-Kolben-Festsättel, (hinten: 2-Kolben) sind tierisch standfest, von Fading keine Spur. Und der Motor? Nun ja, das Ding ist ein Traum. Dank der nacheinander geschalteten Turbolader (ein kleiner und ein Großer) hat sich die Diskussion ums Turboloch ein für allemal erledigt. Mit einem Drehmoment von 400 Nm, die zwischen 1.350 und 5.000 Umdrehungen kontinuierlich anliegen, gibts Saft und Kraft in jeder Lebenslage. Auf der Gotlandring komme ich allerdings über den dritten Gang nicht hinaus, zu kurz sind die Geraden, zu knackig die Kurven. 160 Sachen im Dritten sind trotzdem drin, dann haut der Fuß schon wieder aufs Bremspedal. Links, links, hart rechts, langsam aufmachen und wieder voll aufs Brett! Hier fühlt sich der Räuber richtig wohl. Allein das Fahrwerk könnte für diesen Einsatzzweck etwas härter sein. Fürs Heizen auf öffentlichen Straßen und als Kompromiss zwischen sportlichem Kopfschmerz und schlüpfrigem Komfort ist es aber trefflich abgestimmt.
Quiietsch, quiiiiiietsch, quiiietsch
. Auch die anderen Kollegen vor Ort lassen so richtig die Kuh fliegen. Hier wird kein Auto geschont. Und auch schon auf dem Weg zur Rennstrecke sind mir verdächtig viele schwarze Streifen auf der Straße aufgefallen. Aber was soll man machen 306 PS sind eben 306 PS und das DSC ist vollständig deaktivierbar. Wer auf Nummer sicher gehen will, schaltet auf DTC, fährt also am Grenzbereich kann sich aber aufs Sicherheitsnetz verlassen. Bis zum dritten Gang Burnouts ziehen geht freilich nur im Off-Modus.
Die Zeit verfliegt, ich habe vor lauter Freude am Fahren fast vergessen Fotos zu machen und jetzt wartet auch schon der Charter Richtung Heimat. Trotzdem gönne ich mir und meiner Rothaut auf dem Weg zum Flughafen eine entspanntere Gangart. Ich lasse mich vom Tempomat durch die schwedische Landschaft kutschieren und schaue mich noch einmal genau im Cockpit um. Es passt wirklich alles. Man schlüpft hinein wie in einen gut sitzenden Anzug. Das kleine dicke Lenkrad liegt super in der Hand und das knackige Durcheilen der Sechsgangbox flutscht ergonomisch perfekt. Ich bin begeistert. Gut, das 135i Coupé ist mit einem Basispreis von 38.950 Euro vielleicht kein echtes Schnäppchen, vergleicht man das Gebotene aber mit anderen Vertretern dieser PS-Klasse, relativiert sich der Preis. So werden für den Nissan 350Z (313 PS) min. 38.190 und für einen Audi S3 (265 PS) immerhin 36.050 Euro fällig beiden fährt der 306 PS starke Bayer um die Ohren. Allein bei den Abmessungen und dem damit verbundenen Erscheinungsbild muss der BMW Federn lassen. Zumindest der 4,31 Meter lange 350Z macht deutlich mehr her.
Fazit: Im Umfeld der deutschen Steilheck-Konkurrenz wirkt das neue Coupé erfrischend anders, bedient endlich den Wunsch nach einem sportlichen Power-Zweitürer in dieser Klasse.
Wer knapp 40.000 Euro auf der hohen Kante hat, mit einem gebrauchten M3 E46 nichts anfangen und die zum M3 fehlenden 27.000 Euro nicht auftreiben kann der ist beim 135i Coupé genau richtig.