Der für einen 4,45 m-Fünfsitzer enorm sparsame Toyota Prius II brandmarkt seinen Fahrer zu recht als Gut-Menschen: wenig Verbrauch und Schadstoffaustoß (speziell in der City). Aber er verlangt ihm auch ab, beide Augen zuzudrücken: Harte Langweile draußen, graue Tristesse drinnen. Besonders schade, da das Konzept viele Käufer lockt/e. Was vor allem an der ausgereiften Hybridtechnik, dem kräftig anschiebenden Motorteam aus Elektro- und 1,5-Liter-Benzinaggregat (400 Nm schon bei 1.200/min), der exakten Servolenkung und den ausgewogenen Fahrwerkseigenschaften liegt. Die zu kleinen Digitalanzeigen im Cockpit und die mäßige Kopffreiheit im Fond nimmt man in Kauf. Schön ist nicht der Prius, aber für die Umwelt die Tatsache, dass sich der Ökopriums Prius weltweit so schön verkauft.
Der Was-bin-ich-wirklich-Off-oder-Onroader von Seat ist ein Unhübscher von vielen und steht mit seinen schwarzen Stossfänger-Ungetümen für eine ganze vermaledeite Gattung. Die Geschichte höher gelegter PKW begann mit dem VW Golf Country und setzte sich fort mit Renault RX4, Audi A6 Allroad, VW Polo Cross... Allen eigen ist, dass sie eventuell den Förster im leichten Gelände glücklich machen. Leider sind die wenigsten Menschen Förster, und leider gehen sie noch seltener wirklich offroad. Trotzdem zelebriert sich so mancher Soft-Offroader so, als gäbe es die Option, ihn mal locker über Stock und Stein zum Kaffee an den Yukon zu prügeln. Gibt es aber nicht: Mit nur vier cm mehr Bodenfreiheit (im Vergleich zum Altea XXL) gibt der Freetrack schon an etwas wirscheren Hügeln klein bei - Hauptsache die Optik stimmt (nicht).
Wenn der kurzsichtige Designchef seine Brille verlegt hat: Die Erfolglosigkeit von Lancia außerhalb Italiens erklärt sich mit dem langweiligen Dedra und seinem bis Ende 2004 gebauten Nachfolger ganz gut. Der auf der Fiat Brava/o-Plattform basierende Lybra schmeichelt dem Auge zwar im Interieur (wertige Materialien, umfangreiche Ausstattung, geringes Geräuschniveau), aber kaum von Gesicht zu Gesicht. Stellen sie als Beweis einfach das Konzernpendant Alfa 156 neben den unklug klotzenden Lancia. Im Gegensatz zum hässlichen Vetter Fiat Multipla unterzog man den 4,47 m langen Lybra, der von Anfang an in zwei Karosserieversionen angeboten wurde (Lybra Berlina und SW) nie einem Facelift – so schaut und schaute er zeit seines Lebens immer genauso drein: dämlich.
"W414" tat den Augen Schmerz an: 2001 baute Mercedes-Benz die A-Klasse in die Länge (4,17 m bei 2,90 m Radstand) und unförmig, aber praktisch in die Höhe (1,83 m). Der Zugang in den Fond erfolgt im zum Van mutierten Kompaktwagen über Schiebetüren. Die Vorteile des A im Umstandskleid gingen mit der Unförmigkeit einher: Der enorme Innen- und Gepäckraum bei sehr kompakten Außenmaßen (bis zu 3.500 l Kofferraum. Zuladung: 550 kg) und die hohe Sitzposition überzeugen genauso wie die gute aktive und passive Sicherheit (4 Airbags, ESP, Bremsassistent, Sandwichboden) und die sehr gute Familientauglichkeit (bis zu 7 Sitze). Die Motoren (75 - 125 PS) wurden direkt von der A-Klasse adaptiert, hatten aber im Hochbau spürbar zu schaffen. Im Juni 2005 wurde die Produktion eingestellt. Das Raumangebot war einmalig. Die Geschmackskontrolle wurde jedoch nicht bestanden.
Ja, so ein Cabrio bringt man am besten im November, bei Nebel und früher Dunkelheit, auf den Markt. Der Micra wurde im Jahr 2005 (ausschließlich für Europa) zu einem Preis von 16.500 € zum Cabrio-Coupé. Um seine putzige Form und praktikable Viersitzigkeit war es mit der faltbaren CC-Blechhaube und sieben Zentimeter mehr Außenlänge allerdings geschehen (hinten existieren nur zur Not Notsitze). Um das Cabriogefühl mit der weit nach hinten gezogenen Frontscheibe (Typ: Brett vorm Kopf) auch ziemlich. Angenehmer als der C+C geschlossen optisch, ist das von Karmann entwickelte flotte E-Dach (geöffnet in 22 s), das viele Glas im Dachhimmel (aus Winter mache Sommer), die Alltagsnähe des C+C (457 l Kofferraum! Viele Ablagen. Kleiner Wendekreis). Schade, dass wer schön sein will, so zu leiden hat - rein optisch betrachtet.
Der Scorpio Eins war nicht erfolgreich, aber "Auto des Jahres" (1986). Die zweite Auflage floppte. Warum? Man muss nur hinschauen: Eigenartiger Blick, schwammig umrissenes Heck - US-Design, meilenweit entfernt vom europäischen Zeitgeschmack. Der Kölner bot trotz gnadenlosem Wertverlust (50 % im ersten Jahr) viel Auto fürs Geld: ein sehr gutes Raumangebot (besonders im Fond), oft fast komplette Ausstattung (speziell im Ghia), guten Fahrkomfort und zumindest gesunde Motor-Hausmannskost bis hin zum kräftigen 2.9i-24V-Einspritzer von Cosworth (207 PS). Gebaut wurden von 1985 bis 1998 rund 850.000 Exemplare. Die Einstellung der Modellreihe war komischerweise aber schon vor der Präsentation des Scorpio ´95 (der, der floppte) beschlossene Sache: Zumindest das war eine gute Entscheidung.
Schon der Multipla 600 von 1955 war ein schräger Vogel, jedoch der von 1999 verstörte fast alle so sehr, dass genau das schon wieder den Kult ausmacht: War das Punto Cabrio der "Elephantenrollschuh", so hat das gleiche Tier sich hier offensichtlich auf die Motorhaube gesetzt. Platte Haube, eine hochstapelnde Scheinwerferleiste (fürs Fernlicht) und mittig mutig noch das Fiat-Logo. Weil der Multipla I aber zu mutig war, wurde das Exterieurdesign 2004 auf konform und kundenfreundlich gebügelt. Freundlich zum Kunden war der 3,99 m, später 4,09 m messende Fiat Van mit sechs Einzelsitzen in zwei Sofareihen, sehr gutem Überblick, unbeschwertem Handling, ergonomischer Schaltposition und ökologischen Antrieben (Diesel und Erdgas) aber schon zuvor. Eben: durchdacht, aber gewöhnungsbedürftig. Je nach Gusto: schön hässlich oder hässlich schön.
Schick als Antithese? Der AWS Shopper wurde 1970, ohne Gnade fürs Auge, auf die Hannover Messe gestellt. Der dreitürige Zweisitzer besaß das Fahrwerk und den Motor vom Goggomobil T250. Produziert wurde der 415 kg-Kasten wegen der „Berlinförderung“ zuletzt in West.Berlin. Schluss war 1974. Man führte den Shopper seiner harten, aber gerechten Bestimmung zu: dem Konkurs. Ca. 1.400 Shopper wurden bis dahin aus kunststoffbeschichtetem Blech zusammengesteckt. Das ist bei Reparaturen praktisch, da ein Schraubenzieher auch für größere Karosseriearbeiten genügt. Weniger hipp waren Farbgebung (nur: Orange/Schwarz), der Preis (5.400 DM + Mwst.) und der Topspeed: 65 km/h. Hart aber gerecht: Das Marketing war stark, aber die Nachfrage war zu schwach - aus die Maus.
Gau, die Zweite und ein gutes Beispiel dafür, wenn dem Designer die Linien fulminant zu entgleiten scheinen. Im Jahr 2001 wurde aus dem Concept Car von 1999, ein Mix aus SUV und Minivan, magenbittere Realität. Dazu gab es ein 3,4-Liter-V6 (185 PS), der mit Übergewicht überlastet war, „safe first, fun last”: gelangweilten Fahrspaß, eine alte Viergang-Automatik und optional Allrad- statt Frontantrieb. Für günstige 22.000 $ bot der Pontiac viel Platz, viel Fahrruhe, nützliches Zubehör und sogar manches originelle Detail ("Falsch-Nieten-Look"). Zwischen 2001 und 2005 wurden per annum nur maximal 27.000 verkauft. Ob der Aztek seiner Zeit voraus war oder einfach nur schreckliches Styling bot? Der Tester von CarAndDriver erhielt die Antwort an einer US-Tankstelle von einer Frau, die sich über den Linien-Kuddelmuddel mitleidig erkundigte: "Sie haben dafür bezahlt, um dieses Ding zu fahren, nicht wahr?"
Der Gau ist der größtmögliche Unfall. Hier war er optischer Natur. Trotzdem gilt der barock-üppige SsangYong Rodius heute als der definitiv ultimative und maximale Minivan: 5,12 Meter Länge, 1,82 Meter Fahrzeughöhe, gut zwei Tonnen Gewicht, Riesen-Kofferraum (875 Liter), leider keine Schiebetüren, aber bis zu vier Sitzreihen und 11 Sitzplätze (jedoch nur in Korea). Der Innenraum ist so geräumig, wie es die üppigen Abmessungen vermuten lassen. Dazu gibt’s ausreichende Fahrleistungen, sicheres Fahrverhalten, schönen Komfort, gute Traktion (auch ohne den optionalen Allradantrieb) und Dieselmotoren von Daimler. Und das für 25.000 € - hässlich der Van, sexy der Preis.