Erfahrungsbericht Audi A5 Coupé 2.0 TDI Quattro 170 PS
Gut zweieinhalb Jahre und 50.000 km ist es inzwischen her, dass ich den A5 im Forum in Ingolstadt in Empfang genommen habe - ich denke, eine gute Basis für einen Erfahrungsbericht.
Nach einem A4 1.9 TDI PD Avant mit 130 PS sollte es mal etwas anderes sein als ein Kombi, zumal ich die Kombifunktionalität sowieso nicht all zu oft genutzt habe.
Und so bin ich auf meiner Suche beim A5 hängengeblieben, und nach einigem budgetbedingtem Auf und Ab bzgl. der Entscheidung ob überhaupt/für/gegen den Sportback oder Coupé, 2.7 TDI oder 2.0 TDI, Ausstattung minimal oder umfangreicher und Quattro oder nicht … ist es dann der Audi A5 Coupé mit folgender Ausstattung geworden:
2.0 TDI Quattro, quarzgrau-metallic, Handschaltung, Xenon plus, A5 Sportpaket (Innenausstattung schwarz, Dekor Aluminium matt gebürstet, S - Line Multifunktionslenkrad, S Line Sportsitze Alcantara gelocht schwarz, 10-Speichen Alu Felgen 8,5Jx18 mit 245/40R18, S-Line Sportfahrwerk) , Anhängevorrichtung, Mittelarmlehne vorn, Außenspiegel elektrisch, Einparkhilfe hinten, Licht-/Regensensor, Geschwindigkeitsregelanlage, FIS mit Farbdisplay, MMI Navigation)
Nachrüstung:
Freischaltung Bluetooth Funktion für Handy Freisprecheinrichtung mit "Audi MMI 3G Bluetooth Activator", Fa. Connex - für den Komfort
Original Gummi Fußmatten - für den Winter
Original Auspuffblenden - fürs Auge
Funktionalität der Ausstattung
Plus:
Äußerlich passt die Farbwahl gut zur eleganten sportlichen Linie das Autos. Das Auto liegt wegen des Sportfahrwerks geringfügig tiefer, und die 10-Speichen Räder runden den sportlichen Eindruck mit ihrem Quattro-typischen Design ab.
Sobald man in den straffen, aber bequemen Alcantara Sportsitzen Platz genommen und die Sitzposition ( auch mit Lendenwirbelstütze etc.) eingestellt hat, fühlt man sich gleich ins Auto integriert. Auch nach stundenlangen Autofahrten steigt man so aus wie man eingestiegen ist.
Alle Displays und Schalter sind fahrerorientiert angebracht und lassen sich problemlos erreichen und bedienen. Der Licht-/Regensensor ist eine Pflichtausstattung, die perfekt funktioniert, ebenso ist die Einparkhilfe hinten unverzichtbar, weil durch das schmale Blickfeld nach hinten schnell mal beim Rückwärtsfahren der Abstand zum Hindernis falsch eingeschätzt wird. Die Sitzheizung spricht schnell an, ist von "lau" bis "Eier hart gekocht" einstellbar und wird im Winter gerne genommen.
Die XENON Scheinwerfer sind im Vergleich zu herkömmlichen Scheinwerfern deutlich besser und daher trotz des Mehrpreises empfehlenswert (in der Hoffnung, dass die Dinger sehr lange halten, der Austausch wird sonst teuer). Das scharfe Fernlicht setzt dann nochmal einen drauf.
Die Standard Klimaanlage ist auch ausreichend und bietet genügend Klimaoptionen.
Die Handschaltung arbeitet präzise und komfortabel, unterstützt von der Ganganzeige im bunten FIS, in dem man sich reichlich Infos zusammenstellen und anzeigen lassen kann.
Das MMI ist die Schaltzentrale und für meinen Geschmack gut konzipiert, bietet viele Infos, wie Reifendruckanzeige, grafisch ablesbarer Ölstand, etc. Mit dem griffigen Multifunktionslenkrad lassen sich die wichtigsten Funktionen entspannt einstellen.
"Ein Audi Navi? Das ist doch viel zu teuer. Warum nicht ein Navi später dazu kaufen, kostet doch quasi nix mehr und funktioniert auch." - den Kommentar habe ich dann auch gehört. Was soll ich sagen, die Aussage ist ja völlig richtig! Nur sehe ich das etwas anders: Wenn ich schon einen ausreichend großen Bildschirm habe und sowieso bereit bin, eine nicht geringe Summe X für ein flammneues Auto auf den Tisch zu legen, warum soll ich mir ein externes Navi oder ein Handy Navi mit dem üblichen Kabel-Gefummel und schreddeliger Sprachausgabe an die Scheibe poppen, wenn ich alles sauber in das MMI integriert haben kann? Es ist bequem auf Knopfdruck/Sprachbefehl jederzeit sofort verfügbar, und arbeitet, wie ich im Laufe der Zeit gesehen habe, für meine Zwecke auch absolut zuverlässig.
Das Standard Radio kann sicher im Vergleich mit dem Bose Soundsystem nicht mithalten, hat aber dennoch einen hervorragenden Klang. Die praktischen SD Kartenleser sind ein Segen der Technik.
An die großen Türen muß man sich erst gewöhnen. Die sehen toll aus, aber man sollte auf dem engen Parkplatz beim Ein-/Aussteigen aufpassen.
Die Rücksitze sind 2-fach zu 1/3 und 2/3 umklappbar und damit gewinnt der an sich nicht zu kleine Kofferraum (für einen Coupé dieser Art) spürbar an Größe, ein Transport der recht großen Sommer Räder zur nächsten Reifenbude ist dann kein Problem.
Die hinteren Sitze sind nur für 2 Personen ausgelegt und ich sehe die Plätze allerdings eher als bessere Notsitze an, denn bei Mitfahrern > 1,80 m wird es hinten im Fußraum richtig eng. Aber das war mir schon beim Kauf klar, also keine ernstes Problem, denn wer sehr oft mit vielen und großen Leuten Auto fährt, kauft sich sicher dem Verwendungszweck entsprechend ein anderes Auto.
Minus:
Die Anzeige des Ölverbrauchs im MMI ist meiner Meinung nach zu ungenau und braucht nach dem Nachfüllen ewig lange bis der Balken im MMI aktualisiert wird (teilweise erst nach einigen Fahrten wieder aufrufbar). Glücklicherweise ist der Ölverbrauch aber absolut gering im grünen Bereich). Damit kann man Leben, aber es nervt, wenn man auf die Anzeige warten muss. Also gleich die passende Menge lt. Bordbuch einfüllen.
Im Vergleich zum alten A4, der den ausklappbaren Becherhalter vor dem Lüftungsschlitz hatte und so die Getränkeflasche im Sommer schön kalt gepustet wurde, bleibt hier nur das Abstellen in der Mittelkonsole, hätte man besser lösen können.
Die Lüftungsschlitze der Klimaanlage hätten nach meinem Geschmack noch etwas mehr variabel sein können, um die kalte Luft besser zur Seite umleiten zu können.
Außerdem bekommt man durch die Lüftungsgeräusche manchmal den Eindruck, die äußeren Windgeräusche wären ziemlich laut. Einfach die automatische Stufe des Gebläses runterdrehen, schon wird die Geräuschkulisse angenehmer, denn selbst 1 Stufe herunterregeln wirkt hier Wunder.
Eine höhenverstellbarer Gurt wäre praktisch gewesen, würde den manchmal gerne oben an der Säule etwas tiefer einstellen.
Die Positionierung der Vordersitze sollte man beim Einsteigen von Mitfahrern im Fond im Auge behalten. Der manuelle Komforteinstieg ist zwar praktisch aber man verliert hin und wieder die vorher eingestellte Position, und fährt so dem Fahrgast beim zurückschieben des Sitzes die Lehne vor die Knie. Also den Griff an der Lehne richtig einrasten beim Zurückschieben.
Leider habe ich beim Kauf die Bluetooth Freisprechoption ignoriert - selbst schuld. Kaum habe ich das neue Auto , kommen vermehrt Anrufe unterwegs an. Also frage ich beim Händler nach, ob man die Freisprechoption einfach Nachrüsten kann. Nein, das ginge nicht so einfach, man müsste das ganze MMI umbauen wegen Verkabelung, Micro etc., würde ca. 1000 € kosten. Mein Hinweis, dass doch alles vorhanden wäre, da das Navi ja auch Sprachgesteuert ist, und auch die Tasten bereits an der Mittelkonsole vorhanden sind, brachten dann den Händler zumindest dazu, bei Audi wegen einer Freischaltung nachzufragen, aber die wird schlicht und einfach nicht angeboten. Punkt. Na Klasse, ist schließlich im Prinzip nichts anderes als im MMI per Diagnosesoftware eine 0 auf 1 zu setzen … Kundenfreundlichkeit ist was anderes.
Also bin ich selbst auf die Suche gegangen und bin bei Fa. Connex fündig geworden. Hier kann man einen Activator (s.o.), bestehend aus einer kleinen Box, welche mit einem Kabel mit Diagnosestecker verbunden ist, erstehen. Auch wenn der Preis alles andere als billig ist, weil das Ding nun mal nur eine Setup Einstellung im MMI mithilfe einer angepassten Diagnosesoftware ändert, verfahre ich wie beim Navi und entscheide mich für die im Vergleich mit einer zugekauften einzelnen Freisprechanlage etwas teureren, aber dafür sauber integrierten Lösung, und die Bluetooth Option funktioniert hervorragend.
Hin und wieder ärgert einen auch der Wasserablauf hinter dem Tankdeckel, der gerne verstopft, und damit steht dann Wasser in der Senke am Tankverschluss. Hätte man etwas besser lösen können.
Antrieb, Fahrwerk, Bremsen
Plus:
Der 2.0 TDI mit 170 PS und 350 NM ist eine klasse Alltagsmotorisierung , der Motor ist relativ kräftig, seit CR Technik schön laufruhig und nagelt nicht. Das Auto ist mit knapp über 1600 kg kein Leichtgewicht, aber die Beschleunigungswerte der Werksangabe kommen in etwa hin, die übliche Gedenksekunde ist immer einzuplanen. Dann sind vernünftige Überholvorgänge immer problemlos und sicher möglich. VMax (Werksangabe 228 km/h) nach Tacho 236 km/h, leicht bergab geht aber auch bis 247 km/h. Klar können das die großen TDIs noch besser, aber in Anbetracht der meist vollen Autobahnen für mich völlig ausreichend, für die Landstraße sowieso ok. Auch beim Verbrauch (moderate Fahrweise vorausgesetzt) um durchschnittlich 6,3 L/100 km - bei dem Gewicht geht das i.O. Ganz piano geht’s auch darunter, aber die sehr niedrigen Werksangaben sind nicht realistisch. Wer öfter und gerne unten rechts drückt, schafft natürlich mehr, hatte auch bei längerer Autobahn Hatz jenseits 200 km/h nie mehr als 9,3 L/km verblasen.
Alle Werte sind von Tacho und Bordcomputer ermittelt, mit den wahrscheinlich üblichen Abweichungen - wer will kann sich das ganze noch passend rechnen, aber lt. Blitz Tickets und Tankquittungen passen die Werte recht gut ...).
Ich habe mich auch mal mit dem Thema Chiptuning/Optimierung befasst. Ca. 40 Nm /20-30 PS mehr wären zwar ganz nett, aber da habe mich noch nicht durchringen können. Vollmundige Garantieversprechen hin oder her, eine gewisse Skepsis bzgl. der Haltbarkeit bleibt. Vielleicht werde ich noch mal schwach, aber momentan bin ich mit Leistung und Verbrauch zufrieden. (Sollte ich es doch mal irgendwann machen lassen, ergänze ich den Bericht um die Chiptuning Erfahrungen)
Im Vergleich zum alten A4 (Frontantrieb), dessen Audi Standard Sportfahrwerk bretthart war, ist das S-Line Sportfahrwerk mit den 245er Rädern gut abgestimmt und bietet auf normalen Straßen ein schön straffes, aber dennoch komfortables Fahrgefühl. Auf den kurvigen Landstraßen des Sauerlandes ist der Quattro in seinem Element und zieht wie auf Schienen den eingeschlagenen Kurs, auch bei Nässe und Schnee ist die Traktion perfekt. Das Fahren bei Schnee macht da richtig Spaß.
Auf der Autobahn liegt der Wagen auch jenseits der 200 km/h Marke ohne die geringsten Anzeichen von Unruhe auf dem Asphalt.
Minus:
Klar, bei schlechten Straßen (am besten noch Kopfsteinpflaster) kann man dank Sportfahrwerk die Bandscheiben mal richtig durchrütteln.
Bei sehr schlechten Straßen neigt die Lenkung gerade bei langsamen Geschwindigkeiten schon mal dazu, aus der Spur zu ziehen, und muss dann mit festem Griff korrigiert werden. Hier spielen die breiten Reifen eine Rolle. Bei der kleineren 225'er Winterbereifung gibt es das Problem nicht.
Die Bremsen sollten bei sehr nasser Fahrbahn vor dem richtigen Einsatz vorrausschauend kurz "angebremst" werden, denn man spürt deutlich, wenn die Scheiben nass sind, weil nicht die erwartete Bremsleistung da ist. Das ist mir bei meine vorherigen Fahrzeugen nie so deutlich aufgefallen.
Die Bremsscheiben sind meiner Meinung nach etwas unterdimensioniert. Beim Stand von ca. 41000 km bemerkte ich verstärktes Rubbeln beim Bremsen und leichte Lenkerwackler zwischen 100 und 160 km/h. Schon ist man ein paar Hundert Euro los. Ursache waren verzogene Bremsscheiben vorne, vermutlich durch einige heftige Abbremsvorgänge auf der Autobahn, auf der ich kurz zuvor unterwegs war. Das lässt sich nicht vermeiden, wenn z.B., wie passiert, wenn man zügig auf der fast leeren Autobahn unterwegs ist und dann jemand vor einem von der Beschleunigungsspur der Auffahrt von Rechts schmerzfrei ganz nach Links zieht, ohne einen Blick in den Rückspiegel zu werfen.
Jedenfalls sollten die Bremsen auch mit so einer Belastung besser fertig werden.
Allgemeine Qualität und Verarbeitung
Plus:
Nichts quietscht oder rappelt im Innenraum. Die Materialien passen perfekt ins Auto. Die Geräuschdämmung ist ebenfalls einwandfrei. Auch an der Qualität der Lackierung passt alles.
Minus:
Vor kurzem öffne ich den Kofferraum, da fällt mir eine längs aufgeklappte, bananenförmige, schwarze Kunststoffverkleidung entgegen. Diese hatte sich vom linken Bügel der Kofferraumklappenhalterung beim Öffnen gelöst. Zwar kann man die Verkleidung schnell wieder anbringen - dazu musste die Verkleidung nur um den Bügel gelegt und die Klips wieder eingerastet werden - aber es bleibt ein Rätsel, warum sowas einfach so abfällt, ich schätze diese wurde schon bei der Montage nicht richtig befestigt. Ärgerlich, aber nicht tragisch.
Alltagstauglichkeit
Plus:
Für 2 Personen das perfekte Fahrzeug. Der relativ günstiger Verbrauch schont den Geldbeutel. Das Platzangebot reicht, besonders bei umgelegten Rücksitzlehnen, locker auch für das größere Gepäck fürs Ferienhaus.
Zur Not lässt sich die abnehmbare Anhängevorrichtung mit ein paar Handgriffen anbringen, wenn der Innenraum nicht ausreicht und doch mal ein Anhänger nötig ist. Oder es lassen sich an der Anhängerkupplung auch 2 Räder optimal mit einem passenden Fahrradträger quer hinter dem Fahrzeug transportieren.
Bisher hatte ich bis auf die "normalen" Kosten (Werkstätten sind nie billig...) für die Wartungsintervalle (und dem o.g. Satz Bremsen für die Vorderräder) keine außerplanmäßigen Ausgaben.
Minus:
Die Scheiben der rahmenlosen Türen werden, wie bei solchen Konstruktionen oft üblich, beim Öffnen der Tür ein paar Millimeter abgesenkt, damit man die Tür leicht aufziehen kann, ohne die Scheibe dabei aus dem Sitz in der oberen Rahmendichtung ziehen zu müssen. So lässt sich auch die Tür leicht schließen und die Scheibe wird vom Motor wieder leicht angehoben, bis die Tür dicht in der oberen Fensterdichtung sitzt. Leider frieren im Winter die nassen Scheiben gerne in der unteren Fensterdichtungen fest, und der Elektromotor in der Tür hat nicht genug Power, um die Scheibe herunter zu ziehen. Man bekommt die Tür zwar noch ganz gut auf, weil man das Fenster aus der Rahmendichtung ziehen kann, aber das Schließen der Tür ist dann das Problem, weil das Fenster ausgefahren bleibt und man so die Tür nicht richtig zuziehen kann.
D.h. dann, entweder mit nicht richtig geschlossener Tür losfahren (besser lassen), oder warten, bis die Heizung warm genug ist und das Fenster frei ist. Beides ist nicht berauschend...
Bisher hilft dagegen, die Dichtung mit Enteiser an der unteren Türdichtung einzusprühen, und etwas abzuwarten, bis die Dichtung angetaut ist.
Besser wäre eine Garage oder Standheizung, dann hat man das Problem wohl so gut wie nie.
Glücklicherweise gibt es das Problem nur in der Übergangsphase, in der die Scheiben vor dem Frost regennass waren, sobald es eine trockene Kälte ist und die meiste Feuchtigkeit aus der Dichtung verschwindet, funktioniert alles normal.
Fazit
Der A5 hat mich allgemein bisher nicht enttäuscht: Die Kombination aus verlässlicher Technik, sparsamer Motorisierung bei guter Leistung, hochwertiger Verarbeitung und schöner Optik findet man selten. Auch wenn die beiden Punkte bzgl. der etwas unterdimensionierten Bremsen und dem Anfrieren der Türscheiben den Eindruck trüben.
Wer es an jeder Ecke krachen lassen und auf der Bahn und an der Ampel immer der Erste sein will, sollte eine stärkere Motorisierung ins Auge fassen.
Es geht natürlich immer noch besser, schneller, breiter, billiger … aber ich würde die Kaufentscheidung genau so wieder treffen. Wer kein reines Nutzfahrzeug benötigt und ein sportliches schönes Coupé mit einer völlig ausreichenden Alltagsmotorisierung sucht, ist mit dem A5 Coupé 2.0 TDI Quattro bestens bedient.
19.04.2015
Nachtrag:
Seit heute stehen 80000 km auf der Uhr.
Bisher keine Probleme.