Erfahrungsbericht Aston Martin Vanquish S 5.9 V12 (528 PS) von Anonymous, März 2010
Zu den Vorteilen einer gutsituierten Verwandtschaft gehört zweifellos, dass man dort über standesgemässe Fortbewegungsmittel verfügt. So konnte ich im Januar 2006 den Aston meiner Tante über vier Tage und fast 2000km fahren und ausgiebig inspizieren.
Karosserie / Design:
Wie aus einem Guss. Das Design des Vanquish ist zeitlos, stilsicher und über jeden Zweifel erhaben. Für mich persönlich gehört er zu den schönsten Fahrzeugen dieser Klasse. Allerdings hat dieses Design auch seine Tücken. Zwar gehört der Aston noch zu den übersichtlichen Vertretern seiner Gattung ist aber alles andere als gut einschätzbar. Die endlos lange Front und die breiten Radhäuser machen Fahrten auf engen Strassen zur Zitterpartie. Sicher legt sich das mit zunehmender Gewöhnung, aber man sollte darauf vorbereitet sein.
Innenraum:
Britische Massarbeit. Der Innenraum des von mir gefahrenen Fahrzeuges war zwar eher konservativ eingerichtet, aber trotz allem ein Genuss für die Augen. Abgesehen von der hervorragenden Verarbeitung machen kleine Details den besonderen Charme dieses Fahrzeuges aus. So fasziniert mich der gläserne und rot beleuchtete Startknopf bis heute.
Motor/Getriebe:
Was soll man über einen V12 mit fast 530PS schreiben? Trotz seiner Urgewalt und eines Klanges mit Suchtpontenzial ist er gut erzogen. Die Ingenieure haben sicherlich einiges aufgewendet, um die gebotene Laufkultur zu konfigurieren. Das Aggregat ist ein Gentleman, der bei Bedarf mehr als zuschlagen kann. Die Automatik ist diesen Verhältnissen zwar gut angepasst, lässt aber das letzte Bisschen Sportlichkeit vermissen. Die Reaktionszeit beim Herunterschalten, besonders bei hohem Kurveneinganstempo, könnte schneller sein. Die Gasannahme könnte ebenfalls eine schärfere Kennlinie vertragen.
Sicher ist der Verbrauch bei einem solchen Fahrzeug zweitranging, aber bei forcierter Fahrweise sind die vom Hersteller veröffentlicheten Werte reine Fantasie. Der sportliche Fahrer sollte also genügend Boxenstops einplanen.
Fahrwerk:
Der Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort ist naturgemäss schwer, aber Aston Martin hat sich ganze Mühe gegeben. Trotz seiner sportlichen Strassenlage federt der Vanquish ausreichend komfortabel und lässt auch schlechte Fahrbahnen nicht zur Tortur werden. Das bringt aber auch einen Nachteil mit sich...es fehlt auch hier die absolute Sportlichkeit. Sicher kommen wir jetzt in Fahrbereiche, die nur wenige ausloten wollen und können, aber dennoch soll es Erwähnung finden. Besonders in schnell gefahrenen Wechselkurven kann der Vanquish sein Gewicht nicht leugnen und das Fahrwerk samt Stabilitätsprogramm haben alle Hände voll zu tun, worunter dann Strassenlage und die Zeitenjagd leiden.
Fazit:
In meinen Augen ist dieses Fahrzeug eine Sensation. Zwar fehlt dem Vanquish das eine oder andere, um ein waschechter Sportwagen reinsten Wassers zu sein, aber das verzeihe ich ihm gerne.