Erfahrungsbericht Aston Martin DB7 5.9 V12 (420 PS) von Anonymous, Mai 2013
Hier bewahrheitet sich der Spruch: Lieber Gott bewahre uns vor Sturm und Wind und Autos die aus England sind.
Meine Vantage DB7 Volante mit Speedshift habe ich mir im Jahr 2001 nach 10 jähriger Jaguar Zufriedheit bestellt. Es war ein Kindheitstraum einen Aston Martin zu fahren, als großer James Bond Fan.
Hätte ich mir doch lieber einen alten DB5 oder DB6 gekauft, nach meiner Erfahrung weiß ich jetzt warum Mr. Bond immer noch seinen DB5 fährt! Diese Wagen hätten mir bestimmt mehr Freude bereitet.
Denn aus dem erfüllten Traum wurde ganz schnell ein ALPTRAUM
Nun die langjährige Beziehungserfahrung:
POSTIVES:
er sieht einfach verdammt gut aus. Sexy, aber doch mit Stil und Charakter. Wenn er auf dem Parkplatz steht, erinnert er mich ein bischen an Sean Connery, aber noch mehr Pierce Brosnan.
Das Design 1a, Aston das habt ihr schön gemacht. Nicht so pummelig wie mein alter XK8.
Ach ja der Motorsound, umwerfend, höllisch, infernalisch. Habe mir den Wagen von Werk mit einer Rennauspuffanlage bestellt, OHNE Klappen, OHNE Zulassung, aber egal, no risk no fun, dachte ich. Ausserdem möchte ich den Polizisten erleben der unter den tiefen Wagen krabbelt und guckt ob die Anlage eine KBA Nummer hat! Lächerlich. Ausserdem wenn man unter 2000U/Min. fährt, kann man sich auch noch angenehm unterhalten....
So, leider war das jetzt alles Positive an diesem Wagen!
Jetzt die Erfahrung beim "fahren":
NEGATIVES:
ROWAN ATKINSON, alias Mr. Bean oder Agent Johhny English.
Das ist die einzige Beschreibung die zu dem Wagen passt. EINE EINZIGE PANNE!
Fangen wir mal an aufzulisten was stört:
Nach 1500km, wohl gemerkt, 1. Hand, "hand bulid" für mich, stellt sich heraus, ups die Persenning haben wir "to large" gemacht. Sie ist so groß dass sie sich ab 120km/h selbständig aus der "Halterung" (einfache Plastikschiene die unter den Stoff geschoben wird) löst, munter im Wind flattert und einfach nur peinlich aussieht. Gut nach 6 Monaten, rechtzeitig zum Winterbeginn kam dann die neue Persenning. Solange konnte ich den Wagen nur offen in der Stadt fahren bis max. Tempo 60!
Also dachte ich Klimaanlage an, raus auf die Autobahn Richtung Süden und Vollgas.
Pustekuchen: Die Klimaanlage hat in den 7 Jahren vielleicht 3 Wochen (insgesamt) funktioniert. Jedes mal löste sich ein Schlauch, sodas KEINE kalte Luft mehr vom Klimakompressor in die Belüftungsanlage transportiert wird. Im Gegenteil, durch diese jetzt geöffnete Zufuhr stömt munter die heiße Motortemperatur ungefiltert in den Innenraum. Toll eine "finnische Sauna" stand nicht auf meinen bestellten Extras.
Dann das Verdeck, ab 160km/h fängt die Aussenhaut im Wind an zu "flattern", es sind solche Luftverwirbelungen, die einfach Konstant auf das Trommelfell donnern, dass selbst die extrem laute Sportauspuffanlage übertönt wird. Der Geräuschteppich erinnert mich stark an meinen Flug in einer MIL MI-8, einem alten russischen Armeehubschrauber.
Dieser Wagen ist einfach sehr ökologisch eingestellt, denke ich mir, schnell fahren kann man damit nicht, entweder löst sich die Persenning oder man kriegt bei geschlossenen Verdeck einen Hitzeschlag vielleicht doch vorher einem Hörsturtz.
Also ab in die Stadt, Verdeck auf, ins nächste Flanierkaffee.
Peinlich. Die Bremsen. Sie quietschen! Wie eine Dresdner Straßenbahn vor 89. Sobald sich die Bremsscheiben durch den dichten Stop-and-go Verkehr in der Stadt aufgewärmt haben, fangen die Belege an zu quitschen! Dies ist so laut und so peinlich, das mein Kopf jedes mal die passende Aussenfabe des Wagens annimmt: ROT.
Nun, die Aston Niederlassung hat sich 6 Jahre, VERGEBLICH, bemüht das quitschen abzustellen, Scheiben getauscht (3 mal), komplette Bremsanlage getauscht (1x), Beläge getauscht und abgekantet (unzählige male, ich habe es nicht mehr mitgezählt), OHNE Erfolg. der Wagen quitschte immer noch, darum hat er inzwischen den Spitznamen "mein Quitscheentchen".
Ach ja, die weiteren Highlights:
Das tolle BMW 850i Getriebe hat bereits nach 6000km den Dienst quittiert und musste getauscht werden. Der Wagen blieb mitten in der Stadt liegen und musste abgeschleppt werden. Apropos abschleppen, dies mag "Quitscheentchen" besonders gern, NEIN es war mir vergönnt die heißen Bondgirls in den Strassencaffees "abzuschleppen", der Wagen mag es selber gerne huckepack zu reisen. 1x hat sich die Klebestelle des Kühlwasserüberlaufbehälters gelöst, sodas das Kühlwasser ausgelaufen war, verry nice. Desweiteren versagte öfters die Zentralverriegelung sodas sich der Wagen nicht öffnen ließ! Lustig! Eher schon tragisch komisch. Das Problem kann man auch nicht manuell mit dem Schlüssel lösen (wobei ich es vorbildlich empfand, dass der Wagen noch mit einem konventionellen, wenn aiuch Ford Fiesta, Schlüsselloch, ausgestattet war), sobald man den Schlüssel in der Tür drehte, öffnete sich die Verriegelung, aber in der nächsten Millisekunde schloss sie wieder zu, sodas ich nicht in der Lage war den Wagen zu öffnen. Wieder ABSCHLEPPEN.
Inzwischen versagte die Öffnung der Fahrertüt gänzlich, ein Einsteigen war nur noch über die Beifahrerseite möglich, glauben Sie mir bei 1,85m Körpergröße hätte ich mir lieber einen Lotus Elise gekauft, da wäre es mit Schuhlöffel einigermassen noch bequemer gewesen. Zum Glück wurden meine befremdlichen Einstiegsversuche von "Zuschauern" nicht bemerkt, da sie anscheinend den Wagen für einen Rechtslenker hielten.
Fazit: die letzte Inspektion schlug bei gerade einmal 25.000km mit 3500 Euro zu Buche. Unverschämtheit.
Ach ja, ich habe wirklich nur die interessanten Highlight hier aufgelistet, welche einfach nur Kurios sind, die üblichen "defekte" von Brot und Butterautos, von dem dieser Exot hier auch nicht verschont ist kamen noch on top, sprich, defekte Batterie, defekte Traggelenke, defekte Lampen, Fensterheber, ach ja Verdecköffnung im Halbmastzustand (nicht offen, nicht zu).... also wieder auf den Abschleppwagen......
Ich kann es nur mit Galgenhumor nehmen: I was not amused.
Wie gesagt der Wagen sieht einfach nur verdammt gut aus, mehr aber auch nicht.
Seit 2007 habe ich mir einen "alten" Aston Martin Virage Bj. 90 zugelegt. Hier ist die Zuverlässigkeit besser, es ist einfach weniger Elektronik dran die kaputt gehen kann, aber hey, der Wagen ist über 20 Jahre alt, stammt wirklich noch aus einer Kleinserie von 365 Stück und er fährt wenigstens.
Reinsetzten und losfahren, das geht mit einem vor der Ford Ära gebauten Aston bei regelmässigen Pflegeaufwand problemlos. Man sitzt auf gemütlichen Clubsesseln, apropos Sitzen im DB7! Liebe Ingenieure was habt ihr euch mit diesen Sitzen gedacht? Sehen schön aus?! Ja das stimmt, aber mehr nicht. OK es ist nicht die teutonische Perfektion die man auch nicht unbedingt erwartet, aber eigentlich auch nicht ein italienisches Feinkostprodukt, bei dem der Motor konsturiert wird, dannach eine wunderschöne Karosserie darüber gedengelt wird und man sich zuletzt fragt, ach ja, der Fahrer muß ja auch noch irgendwie mit. Beim DB7 wäre Platz für den Fahrer vorhanden, aber auf den Sitzen ist es nach 200km vorbei mit der Entspanntheit. Man sitzt entwerder nicht tief genug oder nicht hoch, in dieser Lage mit den nach links versetzten Pedalen (obwohl Kupplung fehlt) ist jede längere Autobahnfahrt eine Qual. Tempomat, Fehlanzeige, gibt es nicht, auch nicht als Extra, sodas man ständig seinen rechten Fuss versuchen muss in einer halbwegs ergonomischen Position (die hier ein Fremdwort ist) zu halten. Bei längeren Fahrten empfehlen sich für den DB7 Fahrer Trombosestrümpfe ins Handschuhfach, welches eigentlich auch nicht vorhanden ist, sondern nur ein kleines flaches Ablagefach zwischen den beiden Sitzen.
Mit dem alten AM Virage ist die Fahrt Frankfurt-München ein klacks, man kommt so entspannt an, wie in einem Audi A8 TDI.
Dafür das Ford die Firma Aston übernahm und viel Großserie einfließen ließ, war der DB7 eine traurige Ernüchterung und ein zerplatzer Kindheitstraum. Liebe Firma Ford, ihr könntet Euch wenigstens an meinen Therapiestunden beteiligen, daran seid ihr nicht ganz unschuldig.
Ein neuer Aston, NEIN DANKE, seit 2008 bin ich wieder glücklicher Jaguar XK8 Fahrer. Wenn schon Massenprodukt, dann wenigstens eines das funktioniert.
Liebe Firma Aston, nur mit gutem Aussehen verdient man kein Geld, die Produkte müssen auch funktionieren und die Kunden heute verlangen, wenn sie schon zum Premiumpreis kein Premiumprodukt bekommen, wenigstens Premiumservice. Ein Fiesta oder Focus als Werkstattleihwagen für all die Wochen Hebebühnenplatz sind leider eine schlechte Entschädigung.
Mein Tip: nur Kaufen wenn noch ein weitere Wagen zur Verfügung steht. Dicke Nerven haben und besser ein noch dickeres Portemonnaie. Die Werkstattkosten sind horrend und stehen im direkten Verhältnis zum Neuwagenpreis, nicht zu den Werkstattlöhnen der Mitarbeiter.