Der Alfa Romeo Montreal war und ist ein Exot, auch unter den Alfas. Mit nur 4,22 Metern Länge ist das Fahrzeug durchaus kompakt, weiß aber dennoch mit einem tollen Raumangebot zu überzeugen. Zwar bleibt hinter Fahrer und Beifahrer gerade einmal Platz für zwei Notsitze, doch vorn nehme ich auch als Großgewachsener wunderbar Platz und fühle mich wohlig aufgehoben, ohne aufkommende Enge.
Darüber nachzudenken hinten eine weitere Person unterzubringen, wäre überflüssig. Viel mehr nutzt man diesen Platz als zusätzlichen Stauraum und so sind gerade in Verbindung mit dem großzügigen Kofferraum auch problemlos längere Reisen möglich. Die Alltagstauglichkeit des Alfa Romeo Montreal ist überraschend. Doch dazu gleich mehr.
Neben Design war Sportlichkeit stets ein Schwerpunkt in der Modellstrategie von Alfa Romeo. In den 1970er Jahren war der Anspruch an den Montreal ein rassiger Sportwagen zu sein. Das Fahrwerk hat diesbezüglich den Erwartungen jedoch nicht standhalten können. Die relativ komfortable Fahrwerksauslegung konnte nicht wirklich mit der rennsportlichen Herkunft des Motors mithalten.
Heute, 50 Jahre später, erwarte ich nicht, den Montreal wie eine jetzige Alfa Romeo Giulia um die engen Kehren jagen zu können... es ist ein Oldtimer, der mir das Gefühl vermittelt in einem perfekten Gran Turismo Platz genommen zu haben. So war ich regelrecht überrascht von dem gebotenen Federungskomfort und das trotz der teils schlecht ausgebauten und zweifelsohne kurvigen Landstraßen.
Die Fahrt war stets begleitet von dem wunderschön sonoren Brummen des V8. Es ist nicht dieses klassische V8 Blubbern eines Amis, der Montreal umschmeichelt die Ohren viel mehr mit einem durchaus weichen, aber stets sonoren und teils sogar heißeren und fauchenden satten Sound, der die Faszination Montreal perfekt musikalisch untermalt. Auf der anderen Seite weiß der Achtzylindermotor eine wunderbare Laufkultur zu bieten. Klangtechnisch erlaubt sich der Alfa Romeo Montreal zu keinem Zeitpunkt einen akustischen Patzer, ob nun im entspannten Modus, unter Volllast oder gar im niedertourigen Bereich.
Gleiches gilt auch für das großartige ZF-Fünfganggetriebe. Ein Sahnestück, dass auch nach all den Jahren mit einer einzigartigen Zuverlässigkeit glänzen kann, hier verlassen sich die Italiener auf deutsche Wertarbeit.
Natürlich ist die Getriebelösung für den Montreal-Neuling zunächst etwas ungewohnt, denn das Fünfgang-Getriebe setzt beim Schaltschema auf den Motorsport. Der erste Gang liegt links hinten und dient lediglich zum Anfahren und erleichtert das Wechseln zwischen den häufig benötigten Gängen Zwei und Drei. Die Schaltwege sind knackig kurz, der Schalthebel wunderbar griffgünstig und lässt sich schnell und präzise schalten.
Im Nu hat man das Spiel heraus und vergisst auch bei der Jagd durch die Serpentinen darüber nachzudenken, wo sich nun welcher Gang befindet. Und ja, wenn der Alfa Romeo Montreal auch der Inbegriff eines Gran Turismo ist, so kann man den engen Kehren nicht immer widerstehen. Zugegeben, hier ist am Lenkrad mit dem schönen Holzkranz Muskelkraft und Ausdauer gefragt und selbstverständlich ein gewisses fahrerisches Können vorausgesetzt, doch es ist nun mal ein Oldtimer.
Zurück im Tal angekommen, sind es aber wieder diese kleinen verträumten Straßen und gerade die etwas langgezogenen Kurven, die dem Alfa Romeo Montreal schmeicheln. Zumindest, bis eine starke Bremsung von Nöten ist, das Coupé gönnt sich ordentlich Bremsweg und taucht stark mit dem Vorderwagen ein. Hiervon darf man sich wahrlich nicht aus der Ruhe bringen lassen und darum sei jedem Montreal-Fahrer eine vorausschauende Fahrweise ans Herz gelegt.
Neben seinem Design, besticht der Montreal unbestritten durch seinen Motor. Für die damalige Zeit konnte der Alfa absolut beeindruckende Leistungswerte bieten, die sich auch heute noch in eindrucksvollen Fahrleistungen niederschlagen.
Was mir besonders gefällt, ist die Drehfreude die der V8 an den Tag legt, die spontanen Überholmanöver die immer wieder begeistern, bis über 7000 Umdrehungen lässt sich der Achtzylinder hoch drehen, ein wirklich souveränes Fahrverhalten mit dem der Gran Turismo auf der Kurz- wie auch der Langstrecke begeistern kann.
In der Tat hatte das Fahrzeug auch schon Verbrauchswerte von 20 Liter auf der Uhr gehabt, nachdem es jedoch perfekt eingestellt und der Motor optimal abgestimmt wurde, kann er sich mittlerweile über 13 bis 14 Liter auf hundert Kilometer freuen.