Ich fahre seit November 2010 den Giulietta mit der Top-Motorisierung unter den Selbstzündern.
Die Ausstattungsmerkmale: großes Glasdach, Sportpaket 1, Premium-Audio-System, Bluetooth, abgedunkelte Scheiben hinten, Xenon mit Kurvenlicht. Das sind auch schon die wichtigsten Merkmale, die zum Listenpreis von 32.850€ führen.
Ich muss gestehen, dass ich ja anfangs etwas skeptisch war, in ein so kleines Auto eines Herstellers einzusteigen, mit dem ich im Vorfeld noch keinerlei Berührungspunkte hatte. Als ausgemachter BMW-Fan und Besitzer eines E39 530d touring ist man etwas verwöhnt, aber der Giulietta kann dennoch überzeugen.
Das Design ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und ich muss sagen, dass mir der Wagen von hinten deutlich besser gefällt, als von vorn. Aber letztlich ist sowas Geschmackssache. Fazit hier: vorne Knutschkugel, hinten grimmiger Mini-Macho.
Besonderheit ist allerdings beim Design sicher der hintere Türgriff, den manch einer schon mal sucht. Er verbirgt sich hinten am Fenster und ist kaum zu sehen, was dem Wagen eine Dreitürer-Silhouette verschafft und insgesamt sportlicher wirken lässt.
Im Innenraum erwartet einen dann ein modernes und nicht zu sehr polarisierendes Cockpit. Das Design ist stimmig und modern, die Oberflächen sind recht hochwertig und nicht nur einfaches Plastik. Das in der Zierblende integrierte Radio hat ein sehr großes Display, welches allerdings in meiner Version nur begrenzt Informationen wiedergibt und dessen große Pixel-Blöcke zwar enorm gut lesbar, aber in Zeiten von Touchscreen nicht mehr wirklich herausragend ist.
Alle Schalter sind gut erreichbar angebracht und gut bedienbar. Recht witzig finde ich die Kippschalter für Kurvenlicht, Start & Stop, Nebellicht und Türverriegelung.
Die Sitze sind straff, aber genau passend, was bei meinem Gewicht auch nicht gerade leicht zu erreichen ist. Sie bieten guten Seitenhalt und sind nicht nur für kleine Südländer passend dimensioniert.
Bei Bestellung des Glasdaches ist der Dachhimmel komplett schwarz, was ich persönlich recht angenehm finde. Das Dach öffnet zwar leider nur vorn und mir ist schon ein oder zwei Mal der Schalter verklemmt, allerdings drückt man dann einfach nochmal und das war's. Die Funktion des Schiebedaches war dadurch auch nicht beeinträchtigt.
Im Innenraum gibt es ausreichend Stauraum und Ablageflächen. Ein großes Handschuhfach, in dem sich auch - leider etwas versteckt - der USB-Anschluss für den Media Player befindet, wird ergänzt durch ein Fach oben auf dem Armaturenbrett und eine praktische, aufklappbare Mittelarmlehne.
Geht man nach hinten, dann erwartet einen ein recht gutes Platzangebot. Da ich immer sehr weit hinten sitze, ist der Platz hinter mir nicht so üppig, allerdings haben dann immer noch 4 Erwachsene mehr als ausreichenden Platz.
Die Zwei-Zonen-Klimaautomatik ist sehr leicht zu bedienen und leistet gute Arbeit. Allerdings bläst einem morgens schon mal ein heftiger Wind entgegen, bis die Anlage ihren anfänglichen Enthusiasmus, den Wagen aufzuheizen, etwas hinter sich gelassen hat.
Motor und Getriebe sind allerdings der Hammer.
Es gibt in der Mittelkonsole einen netten Schalter, mit dem man zwischen Allwetter-, Normal- und Dynamik-Programm wählen kann. Beim Allwetter-Programm sind alle elektronischen Helferlein in Alarmbereitschaft und der Wagen ist bei Schnee und Eis nochmals deutlich besser beherrschbar. Auch die Lenkung spricht deutlich direkter an und man hat ein sehr gutes Gefühl für den Wagen.
Im Normal-Modus ist alles, wie der Name schon sagt, normal. Die Einstellung ist perfekt für lange Fahrten. Der Motor spricht an, wie es sich für einen Diesel gehört und der Wagen liegt enorm ruhig auf der Straße.
Im Dynamik-Modus ist der Wagen allerdings eine kleine Rakete. Die Lenkung schaltet in den Sportmodus und der Turbolader läuft offenbar schon bei einem leichten Antippen des Gaspedals mit. Der Wagen setzt enorme Kräfte frei und es steht ein sattes Drehmoment zur Verfügung. Insgesamt ist das Ansprechverhalten dann extrem verbessert, allerdings eben zu Lasten des Komfort und des Verbrauches. Allerdings kann man diese Einstellung gerade im hektischen Berufsverkehr immer mal gut nutzen, um schnell noch in eine Lücke zu ziehen.
Was mich am meisten überrascht hat, ist die Ruhe. Der Wagen liegt dermaßen gutmütig auf der Straße, dass man sich nicht wie in einem kleinen Wagen fühlt. Selbst bei schnellen Autobahn-Fahrten fühlt man sich nicht nervös oder überfordert.
Im Falle der Fälle steht dem Fahrer eine sehr gute Bremsleistung mit einem sehr schnell ansprechenden Not-Bremslicht (hektisch blinkende Warnblinkleuchten) zur Verfügung.
In Sachen Verbrauch liegt der Wagen bei mir bei rund 6,5 Litern, allerdings fahre ich eben auch sehr viel Autobahn. Leider täglich mit stockendem Verkehr, also ist das nicht unbedingt aussagekräftig und kann sicher noch besser werden.
Der Verbrauch geht übrigens nach rund 7000km nochmal deutlich nach unten, wie ich feststellen konnte.
Ich glaube, dass niemand wirklich sagen kann "Kauf das Auto", aber gerade in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis ist der Giulietta ein sehr interessantes Auto, welches man durchaus in Betracht ziehen sollte, wenn man sich in der Klasse von Golf, Astra, Fokus und A3 bewegt. Eine Probefahrt lohnt immer, kann ich nur sagen.