Erfahrungsbericht Alfa Romeo Giulietta 1.8 TBi 16V (235 PS) von GreenFox360, Januar 2023
Hallo Zusammen,
ich möchte meine Erfahrungen zur Alfa Romeo Giulietta QV teilen.
Meine Jule ist Baujahr 2011, hat also den 1.8 TBi Motor mit 235 PS. Ich habe Sie von privat, Mitte 2018 mit 80.000km gekauft. Mittlerweile hat Sie 139.000km drauf.
Zum technischen: mMn ist der 1.8 TBi ein zuverlässiger und mit der Literleistung auch nicht zu hochgezüchteter Motor. Wenn man zwei Sachen beachtet, muss man sich keine Sorgen machen:
1. Zeitiger Ölwechsel! Anfangs hat Alfa Romeo viel zu lange Ölintervalle angesetzt. Kein Wunder also, dass in den ersten Jahre einige Fahrzeuge Turboschäden hatten, bei 25.000 km oder gar über 30.000 km altem Öl. Wenn man alle 15.000 km, besser alle 10-12t km, oder spätestens nach 2 Jahren, das Öl wechselt, ist das schon "die halbe Miete".
2. Warm-/Kaltfahren! Wenn ich teilweise bei Kollegen, Freunden etc. mitfahre, wundert es mich nicht, dass Motor-/Turboprobleme entstehen. Schlüssel umgedreht und Motor hochgedreht... HIer ist es ratsamer, und das nicht nur bei der Alfa Giulietta QV, das Auto zu starten, ein paar Sekunden zu warten, bis die Drehzahl auf Standard-Leerlauf-Drehzahl fällt und dann loszufahren. Außerdem nicht über 2.500 / 3.000 drehen, solange Wasser und Öl nicht auf Temparatur sind.
Hier möchte ich gleich zu den "Nachteilen" übergehen:
- Keine Öltemparatur-Anzeige; somit muss man sich am Wasser orientieren. Sobald dieses bei 90 Grad ist, am besten noch mindestens 5min "normal gemäßigt" weiterfahren und dann erst "volles Rohr"
- Öl-Kontrollleuchte; Verlassen Sie grundsätzlich und schon garnicht bei Alfa Romeo auf die Öl-Kontrollleuchte. Gerade bei Alfa ist das bei älteren Modellen aber auch bei MiTo und Giulietta durchwegs der Fall, dass es beim Aufleuchten der Öl-Lontrollleucht meistens schon zu spät ist. D.h. nehem Sie sich ggf. alle 2 Tankfüllungen die 2 min Zeit und kontrollieren Sie den Ölstand mittels Füllstandsstab.
- Elektronische Lenkung; Die Giulietta verfügt über eine elektronische Lenkung. Diese ist zwar keine Katastrophe, vermittelt einem aber nicht das 1:1 Feedback wie eine klassische.
- Radio/Multimedia; klar das Auto ist aus 2011 und mit dem Facelift 2015? wurde Radio/Navi und "Connectivity" schon besser. Trotzdem ist das Radiodisplay nicht "2011". Ich hatte zuvor einen 2006er Alfa 147, der schon einen Display mit schönerer Auflösung hatte, als das Giulietta Standardradio. Das Zubehör-Navi von TomTom kann über eine Schnittstelle mit dem Auto verbunden werden, sodass keine nervigen Kabel rumhängen. Für 2011 ist das TomTom-Navi ok. Stand 2022 ist jedes Standard Smarthone mit Maps wohl der bessere Begleiter für Reisen.
Nun zu den "Vorteilen":
- Fahrwerk; die QV ist ab Werk einige Zentimeter tiefer als die anderen Giulietta-Modelle. Diese kommen mMn ein bisschen "wie auf Stelzen" daher, weshlab die Giulietta QV nicht zu tief und nicht zu hoch ist. Das Auto liegt gut auf der Strasse und man kann für einen Frontantrieb echt sportlich fahren, auch wenn die Jule natürlich im Grenzbereich (konzept-bedingt) untersteuert.
- Motor; der 1.8er macht wirklich sehr viel Spaß. Er hat unten rum schon viel Power und ist auch relativ drehfreudig. Wenn man ohne Ballast (wenig Sprit, keine Mitfahrer, keine Zuladung, etc.) fährt, schiebt die Giulietta QV schon richtig gut an und vermittelt einem auch das Gefühl von "wahren" 235PS
- Sprit/Benzin-Verbrauch; in den bald 50.000 km welche ich die Jule bereits fahre bin ich mit dem Verbrauch mehr als zufrieden. Überland und Autobahn bei normaler Fahrweise (nicht über 140km/h) kommt man mit 8 bis 8,5 Litern hin. Bei Kurzstrecken und Stadtverkehr sind es 9 bis 9,5 Liter. Wenn man es öfter auch mal sportlich mag und gerne erst bei 5.000 Umdrehungen oder mehr schaltet, steigt der Verbauch über 10 Liter. Ich habe es aber noch nicht "geschafft" über 11 Liter zu kommen (ist vermutlich dann erst auf der Rennstrecke möglich oder Autobahn mit dauerhaft 180 km/h.... Im Schnitt liege ich bei 8,7 Litern.
- Öl-Verbrauch; findet (bei meinem Fahrzeug) quasi nicht statt. Nach mehreren 100km Autobahnfahrt mit sehr viel Volllast-Anteil kann es sein, dass man mal 100ml/200ml nachfüllen muss. Ist bei aber nur 2mal passiert. Ansonsten verbaucht der Motor kein Öl
- Innenraum-Verarbeitung; grundsätzlich eine gute Verarbeitung für ein Fahrzeug der Golf-Klasse. Es klappert und quietscht nichts, selbst nach über 11 Jahren und bald 140.000km. Kein elender Softlack im Innenraum, der sich abnutzt. Sitze sind immer noch nicht rissig (Teilleder/Stoff). Das Lenkrad ist minimal abgenutzt, sonstige Knöpfe oder Schalter jedoch garnicht.
- Zuverlässigkeit/Technik; bis heute musste ich genau einmal den Turboschlauch erneuern (wurde rissig). Ansonsten wurde nur immer der Service gemacht (Ölwesel, Ölfilter, Pollenfilter). Sowie weitere Verschleißteile (Bremsbeläge, Bremsscheiben, Bremsflüssigkeit, Klimaservice) und bei 120.000km habe ich das Getriebeöl gewechselt. Alfa Romeo spricht ja hier von einer "Lebensfüllung"; mMn Schwachsinn, das Getriebeöl nicht nach 8 Jahren oder 80.000/100.000 km zu wechseln, da der Aufwand und Kosten wirklich überschaubar sind. Vermutlich wäre aber inzwischen der werksseitig verbaute Endtopf durchgerostet; ich habe seit 2019 (bei ca 95.000 km) einen Edelstahlendtopf.
- Rost: die Giulietta ist kein Alfa aus den 70er / 80er Jahren á la "Alfa Sud" und ist zudem noch besser verarbeitet als 147 oder die 159, Brera und Spider der 939er Baureihe. Folglich ist Rost (fast) kein Thema mehr. Logisch, bekommt man nach vielen Jahren / Kilometern, Steinschläge und an den Radläufen springt dann teilweise den der Lack ab, wenn man hier aber präventiv mit Folie arbeitet oder Steinschläge kontinuierlich mit dem Lackstift ausbessert, verbreitet sich die Seuche auch nicht groß. Der Unterboden sieht auch noch sehr gut aus, d.h. das Fahrwerk ist noch nicht vom Rost zerfressen etc. Beim Mittelschalldämpfer kann es aber gut sein, dass verbindungselemente, wie Schrauben oder die Halter beim der nächsten HU bemöngelt werden.
FAZIT:
Die Alfa Romeo Giulietta QV bekommt von mir 5 Sterne, vorallem für die Preis-Leistung. Momentan bekommt man gepflegte Autos mit unter 130.000km für 10-13 tausend Euro. Wenn man dann noch handwerklich geschickt ist und Ölwechsel/Bremsen selbst machen kann, ist der Unterhalt für diese "Spasskanone" mit 235PS wirklich überschaubar. Die Alfa QV ist eine tolle Alternative zu Golf GTI/GTD, Audi A3, BMW 1er, Hyundai i30n und ähnliches. Das italienische Design ist immer noch nicht in die Jahre gekommen und den Mythos "Alfa" spürt man jedes mal beim einsteigen. Für das Geld bekommt man einfach unheimlich viel Auto und kann sich von der Masse abheben.
Schöne Grüße