Von 2008-2010 bin ich den Brera 2.4 JTDM mit 210 PS gefahren. Mitte 2010 habe ich das Fahrzeug entnervt verkauft.
- Positives:
Zur Optik des Brera muss ich eigentlich nicht mehr viel schreiben. Das Auto hat absolut verdient zahllose Designpreise abgeräumt - in dieser Preisklasse wird man wohl kaum ein exklusiveres und aufregenderes Sportcoupé finden. Alfa kauft man nicht aus Vernunft sondern aus Verzückung. Und der Brera bildet mit seinem Schwestermodell Spider die Speerspitze der Charakterflotte von Alfa.
Das Design ist Außen wie Innen aufregend und sportlich. Im Armaturenträger aus gebürstetem Aluminium ist z.B. eine Ladedruckanzeige untergebracht, daneben auch der Start/Stop-Knopf. Nette Spielereien. Das Panorama-Glasdach verleiht der engen Kabine den Anschein von Geräumigkeit. Die vorderen Sitze sind bequem und langstreckentauglich, die Qualität des Bose-Soundsystems ist befriedigend und das Geräuschniveau im Innenraum ist abgesehen von etwas hellhörigen Radkästen normal.
- Negatives:
Eine kleine Heckscheibe und breite C-Säulen vermiesen die Sicht nach hinten. Dass bei einem kompromisslos gezeichneten Sportcoupe die Rücksitze untauglich für Menschen mit Unterschenkeln sind und der Kofferraum zwei Getränkekisten fasst: geschenkt. Der Brera ist kein Transporter und das weiß und erwartet man nach der ersten Begutachtung.
Ein Ausschnitt dessen, was mich unerwartet traf: ein einfrierender Kraftstofffilter legte das Fahrzeug bei Minusgraden lahm. Stark eingeschlagen schleiften die Räder in den Radkästen. Die Bremsen quietschten von Anfang an deutlich. Die Endrohre berührten die Heckschürze – das klapperte während der Fahrt und verschmorte den Kunststoff, behoben wurde es im dritten Versuch. Das Leder der Seitenwangen nutzte sich sehr schnell ab.
Das vom Verkäufer empfohlene kleine Navi ist kläglich langsam zu bedienen und das ausschließlich im Stand. Für seine kompakte Form ist der Brera schwer und träge. Das schlägt sich in den Fahr- sowie den Verbrauchswerten nieder. Im Schnitt genehmigte sich mein Schönling bei zahmer Fahrweise 9 Liter, das wurde aber auch schnell deutlich mehr.
Der Partikelfilter reinigt sich ohne Ankündigung oder festen Zyklus selbst und benötigt dafür ca. 15 Minuten zügige Fahrt ohne Unterbrechung. Bricht man diese Reinigungsphase mehrfach ab – z.B. weil man gerade am Ziel angekommen ist – wird das nach dem vierten Mal zum Problem: dann geht das Fahrzeug in den Notbetrieb und man muss den Filter manuell freibrennen lassen. Die Fahrt zur Werkstatt im Notbetrieb ist hierbei besonders spannend. Es gibt gegen dieses Problem kein Rezept außer auf Verdacht zum Gassi-Fahren auf die Autobahn zu gehen oder mit laufendem Motor vor dem Supermarkt zu stehen.
- Fazit:
Der Brera ist ein Fahrzeug für mutige Individualisten, die überwiegend auf Land- und Bundesstraßen unterwegs sind und im Bedarfsfall auf alltagstaugliche Transportmittel zurückgreifen können. Für jüngeres Publikum fast schon eine Preisklasse zu hoch wird er wohl meist als Zweitwagen zum Einsatz kommen. Leider wurde mein Exemplar dem schlechten Ruf von Alfa gerecht. Ich werde auch weiterhin jedem Interessenten vom Kauf abraten.