Nachdem unser Platzbedarf nicht mehr ganz so groß war und unser vorhandener Ford Galaxy somit nicht mehr wirklich benötigt wurde, entschlossen wir uns, einen Kombi zu kaufen.
Dieser sollte kompakt, sportlich, elegant, gut ausgestattet und deutlich sparsamer sein. Somit standen für uns nur folgende Kombis zur Auswahl:
- Audi A4 Avant
- BMW 3-er touring
- Mercedes C-Klasse T-Modell
Nach einigen Probefahrten blieb dann noch der BMW übrig, da der Mercedes zu unsportlich und der Audi zu unübersichtlich war. Diese Kriterien stammen von meiner Frau, da diese den Wagen überwiegend fahren und es somit "Ihr Wagen" sein würde. Für mich waren natürlich auch die Motoren ein wesentliches Auswahlkriterium. Während beim Mercedes nur der 200-er Kompressor in Frage kam - dieser harmoniert mit der gewünschten Automatik wirklich gut - , waren die Diesel alle viel zu unkulitiviert. Beim BMW boten sich gleich zwei Dieselmotoren an (320d und 330d); beim Audi konnte ich mich für keinen Motor erwärmen.
Karosseriemäßig benötigen wir weder ein großes Ladevolumen noch viel Platz im Innenraum, da wir nicht allzu groß sind und keine platzaufwendigen Hobbies betreiben. Nun begann die Suche nach dem "richtigen" 3-er. Diese gestaltete sich allerdings schwierig, da er abgesehen von einer sehr guten Ausstattung (u.a. Sportsitze, M-Paket, Navi und Automatikgetriebe) auch nur dunkelblau oder schwarz sein durfte. Entweder war das Fahrzeug am anderen Ende der Welt, hatte eine zu hohe Laufleistung oder war mir zu teuer.
Dann kam es, wie es offenbar kommen musste: Ich las von einen Alfa 156 Sportwagon Distinctive 2.5 V6 Bj. 2004 mit Vollausstattung in schwarz aus 1. Hand, unfallfrei, scheckheftgepflegt und ganz in unserer Nähe. Ich wollte zwar ursprünglich keinen 6-Zylinder-Benzinmotor und auch die Laufleistung von damals 132.000 km war mir eigentlich viel zu hoch, aber der Preis war verlockend und ich kannte den Händler. Kurzerhand fuhr ich hin, machte eine ausgiebige Probefahrt und kaufte den Alfa sofort. Der Händler war dann auch noch so nett, mir den Wagen am folgenden Wochenende vor die Haustüre zu liefern - sehr zum Erstaunen meiner Frau, denn sie wusste noch gar nichts davon.
Nach anfänglicher Skepsis gegenüber der Marke Alfa Romeo ist sie mittlerweile eine begeisterte Alfafahrerin. Und das noch mehr, seit ich ihr vor kurzem einen BMW 330d touring E46 (altes Modell 184 PS - wie vor einem Jahr noch gesucht) und anschließend noch einen BMW 320d touring E90 (neues Modell mit 177 PS) jeweils für ein Wochenende zur Verfügung stellte. Denn beim Alfa spürt man jederzeit die "Italienische Leichtigkeit des Seins" im Vergleich zu BMW.
Bis auf den Kraftstoffverbrauch in Höhe von 11,5 Liter Super - meine Frau fährt allerdings häufig nur relativ kurze Strecken, was natürlich nicht im Sinne eines Sechszylinders ist - und dem leider viel zu großen Wendekreis ist sie mit dem Auto voll und ganz zufrieden. Selbst unsere Kinder, die den Galaxy liebten, sind mittlerweile begeistert vom Alfa.
Da ich schon mehrere Alfas gefahren hatte, wusste ich natürlich, dass der Kauf eines Alfa möglicherweise nicht so problemlos verlaufen würde wie der Kauf eines BMW. Denn ich habe bereits einige Alfas und BMWs gefahren und habe mit der Marke BMW die eindeutig besseren Erfahrungen gemacht. Allerdings bietet Alfa eine Fahrfreude, die kaum zu übertreffen ist und deshalb gebe ich der Marke immer wieder eine Chance. Die hat dieser 156-er bisher sehr gut genutzt - er ist der zuverlässigste Alfa, den ich je fuhr. Bisher musste zwar schon das Thermostat für den Kühlkreislauf erneuert und der Heckwischer gangbar gemacht werden, in Anbetracht des Alters und der Laufleistung finde ich das allerdings nicht schlimm. Und es sind bislang keine weiteren Auffälligkeiten hinsichtlich Abnutzung oder sich abzeichnende Reparaturen ersichtlich, sodass das Abenteuer Alfa Romeo (Reparaturkosten) bisher noch keines war.
Neben dem bereits erwähnten geringen Platzangebot und der geringen Zuladung und Anhängelast - alles Nachteile, die für uns ohne Bedeutung sind - fallen lediglich die viel zu schwache Sitzheizung und der große Wendekreis negativ auf, der sowohl beim Rangieren in der Stadt als auch im Parkhaus wirklich unangenehm ist. Ansonsten sind wir nach bisher 17.000 km sehr zufrieden mit diesem Wagen.
Der Kraftstoffverbrauch hält sich bei längeren Fahrten in Grenzen. Auf der Landstraße kann mann mit 9 Litern ebenso auskommen wie auf der Autobahn mit 10,5 Litern bei einem Reisetempo von 150 km/h. Der Fahrkomfort ist bauartbedingt nicht besonders ausgewogen. Speziell die Vorderachse reagiert stuckerig auf kurze Bodenwellen obwohl das Fahrwerk eher komfortabel ausgelegt ist. Vielleicht liegt das aber auch ein wenig an den Stoßdämpfern, die immerhin schon 150.000 km auf dem Buckel haben. Deshalb werde ich hier demnächst mit einem komfortablen Sportfahrwerk nachbessern. Dies dürfte zwar den Fahrkomfort nicht verbessern, jedoch der Härte die nötige Fahrpräzision verleihen. Auch ist die 205-er Bereifung auf 16"-Felgen für ein fast 200 PS starkes Fahrzeug etwas unterdimensionert. Auch da werde ich mit einer größeren Rad-/Reifenkombination nachhelfen (17" oder 18"). Damit sollte das Fahrwerk ähnlich ausgewogen wie bei einem E46 mit Sportfahrwerk bei noch präziserem Einlenkverhalten werden.
Das agile Einlenken ist übrigens wirklich unübertroffen. Ähnlich direkt läßt sich meines Erachtens lediglich ein Mini Cooper bewegen. Kurvige Landstraßen sind wahrlich herrlich mit ihm zu fahren. Selbst mein Alpina B3 reagiert auf Gas- und Lenkbewegungen nicht so spontan wie der Alfa.
Genauso agil ist auch die Gasannahme, hier wird jeder Millimeter mit spürbarem Vorwährtsdrang belohnt. Denn auch der Motor ist ein sehr guter Begleiter. Stets gut gedämmt im Hintergrund kann man bereits mit knapp über 1.000 U/min in jedem Gang ruckfrei beschleunigen. Dabei ist er alles andere als ein Drehmomentwunder, aber die 6 Fahrstufen sind gut aufeinander abgestimmt. Auch die Schaltung funktioniert einwandfrei bis auf den 6. Gang. Dieser liegt etwas zu weit außen und muss stets mit Gefühl oder Nachdruck eingelegt werden. Wer allerdings nicht als Sportfahrer unterwegs ist, muss aus oben genannten Gründen ohnehin nicht viel schalten.
Der Motor passt einfach perfekt zu diesem Fahrzeug - was auch meinen Spontankauf stark beeinflusste, wollte ich ursprünglich doch einen 2.4 JTD.
Die Ausstattung ist in der Distinctive-Version sehr umfangreich. Außer Leder und Schiebedach hat der 156-er eine Vollausstattung, wobei meiner Frau die Sitze in Alfatex (ähnlich wie Alcantara) ohnehin lieber als Ledersitze sind.
Bisher haben wir den Kauf nicht bereut und werden dieses Fahrzeug voraussichtlich noch ein paar Jahre behalten.
Wer Wert auf gutes Design, günstigen Anschaffungspreis beim Gebrauchtfahrzeug und Sportlichkeit legt, ist mit diesem Fahrzeug gut bedient. Allerdings muss klar sein, daß die Verarbeitung und einzelne Funktionslösungen im Detail nicht so perfekt sind und die Zuverlässigkeit voraussichtlich auch nicht ganz auf dem Niveau von deutschen Premiumfahrzeugen liegt.
Auch hier gilt die "Italienische Leichtigkeit des Seins".