Achsgewicht im winter erhöhen
ist es gut, wenn ich im winter bei schnee und matsch etc. das gewicht durch sandsäcke o.ä. auf der hinterachse erhöhe? ich denke, das beim bremsen das zusätzliche gewicht das auto negativ beeinflußt. oder?
Hat du Allrad oder keinen lege den Sandsack an die Hustüre um zu streuen wenn es schneit.
Das ist ein Gelände-Allrad aber kein "Schlechtwetter"-Allrad.
Prima, um Steilhänge zu befahren, oder bei Schotter, oder aus einer Scheewehe langsam heraus zu rangieren, aber bitte nicht einschalten, wenn es "nur" Schnee oder Eis hat. Der Jimny ist ein Auto, mit dem man bei Schnee und Glätte lieber mit Bus und Bahn fahren sollte.
Ein absolut hervorragendes Fahrzeug in der Kiesgrube, dem Steinbruch und im Wald, aber exakt wegen dieser Ausrichtung völlig ungeeignet auf Schnee und Eis.
Schnee-, Matsch- und Eisglätte sind kein "Gelände".
Es gibt für den Winterbetrieb drei ganz große Problemstellen bei diesem Fahrzeug:
Erste große Problem ist die praktisch immer völlig falsche Bereifung. Die grobstolligen Geländereifen machen zwar optisch richtig was her und sind auch im Wald eine gute Sache, haben aber im Winter nichts auf einem Auto zu suchen.
- richtige und gute Winterreifen aufziehen
Zweites großes Problem ist der Allradantrieb. Es wird bei diesem Fahrzeug nicht nur der Frontantrieb zugeschaltet, sondern wegen dem Fehlen eines drehzahlausgleichenden Mitteldiffernzials wird die Vorderachse mit gleicher Drehzahl wie die Hinterachse angetrieben.
Im normalen Fahrbetrieb, also alles, was nicht "wühlen" oder "Gelände" ist, wird in Kurven die Hinterachse mit zu hoher Drehzahl "versorgt". Die Hinterachse fährt einen kleineren Kurvenradius als die Vorderachse, kleinerer Radius ist eine kürzere Strecke, ist eine geringere Drehgeschwindigkeit, das kann dieser Antrieb aber nicht.
Durch die dan zu große Drehzahl (und auch Antriebskraft) an der Hinterachse (relativ zur Vorderachse) ist hinten immer eine Kraft, die die Hinterachse zum Ausbrechen bringen lässt. Diese Kraft steigt auch noch an, je schneller man fährt (schnell ist hier schneller als 15-20 km/h) oder je enger der Kurvenradius ist.
Ist die Fahrbahn glatt, zB. durch Schnee oder Eis, dann bricht der Wagen mit dem Heck in der Kurve aus, dann geht es rund - WEGEN dem verbauten Allradantrieb.
- Finger weg vom Allradantrieb bei "normaler" Fahrt auf glatter Fahrbahn, also bei Schnee, Eis und Matsch. Allrad nur dann einschalten, um zB. sich aus einer Parklücke heraus zu wühlen. Für alles, was nicht mehr "wühlen" ist, bleibt der Allrad aus.
Drittes Problem ist das Fahrzeugkonzept selbst, klein, leicht und Heckantrieb. Alle diese drei Dinge sind ganz wunderbar im Gelände und grauenhaft bei Glätte.
Klein bedeutet leider einen kurzen Achsabstand, das Fahrzeug ist sehr drehwillig um die Hochachse; leicht bedeutet eine geringe Masse und damit leider auch eine geringe eigene Massenträgheit gegen seitliche Einflüsse; Heckantrieb kommt dann noch unterstützend hinzu.
Sowie der Wagen auch nur leicht aus der Spur (gewollten Fahrtrichtung) gedrückt wurde (oder gerutscht ist), schiebt der Heckantrieb auch noch in diese "falsche Richtung" munter weiter. Eine Spurstabilität durch einen "geradeaus ziehenden", bzw. "spurstabilisierenden" Frontantrieb gibt es nicht.
Was bei trockener, "haftender" Fahrbahn als Agilität für Fahrspaß sorgt, macht es bei glatter Fahrbahn nicht mehr.
- Ein zusätzliches Gewicht auf der Hinterachse ist bei diesem Fahrzeug nicht falsch, sondern richtig. Nicht weil damit die Hinterachse mehr "Vortriebskraft" bekommt, sondern weil sie dadurch deutlich mehr (seitliche) Spurstabilität bekommt und die Neigung zum (seitlichen) Ausbrechen reduziert.
Der Jimny ist ein Fahrzeug mit "alter Technik" und so wie man "früher" bei "leichten Heck" und Hinterradantrieb (zB. 3er BMWs) für den Winterbetrieb dann Gewichte in den Kofferraum gelegt hat, ob nun Sandsäcke, Gehwegplatten oder Gußeisen-Heizkörper, so sollte das "heute" bei Fahrzeugen wie einem Jimny auch immer noch gemacht werden.
Hallo
Der Zufriedener Kollege hat das super beschrieben. Aber verzurr deine Zementsäcke oder was auch immer gut
Gruss HoAcc
Ich bedanke mich beim Zufriedener für diese exakte und vom Fachwissen her grandiose und verständliche Auskunft. Viele, die uns gesagt haben, im Winter nur mit Allrad, haben nie einen Jimny gefahren und kennen vermutlich wirklich nur die neuen Allradler.
Wir kaufen uns jetzt Silosäcke und füllen diese mit Kies, (oder Salz??????). Nein, es ist wirklich so,das der jimny im Winter extrem vorsichtig gefahren werden muß. Tja, da müssen wir mal durch.
Der Jimny hat ja noch Vollkasko. Haha.
Salz ist unter Umständen kritisch, wird das von unten feucht, weil etwas aus der Flasche mit dem Scheibenfrostschutz heraus kleckert, dann geht die große Rosterei los.
Auch bei normalen Sandsäcken ist Vorsicht geboten, dass sich dort drunter keine Feuchtigkeit sammelt und dann über Wochen und Monate "wirken" kann.
Ein recht gutes Gewicht bilden Gehweg- bzw. Terassenplatten aus Beton, die auf etwa 1-2cm hohen Holzleisten liegen. Durch die Holzleisten ist das "unterlüftet".
Die Dinger kosten nicht viel, oftmals alte Platten bei Gartenbaubetrieben auch kostenlos zu bekommen. Haben eine ebene Oberfläche, man kann weiterhin problemlos seinen Einkauf, Getränkekisten, Alditüten, ... darauf abstellen.
Sind bei hohem Gewicht mit 4-5cm Höhe immer noch relativ flach und in verschiedenen Breiten zu bekommen, dass die Dinger "maß-genau" in der Breite passen. Und alte Teppichbodenreste ein paar Lagen übereinander als seitliche Klemmung benutzen, dann kann da auch nichts sonderlich verrutschen und zerkratzen. Spanngurt drüber gezogen und die Dinger bleiben auch unten.