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Testbericht

Stefan Grundhoff, 24. November 2020
Der Herbst hat seine ersten kalten Nächte bereits hinter sich und der Winter klopft zaghaft an die Haustür. Es ist längst an der Zeit, das eigene Elektroauto für die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Schließlich will man gerade bei der Reichweite keine böse Überraschung in den Morgenstunden erleben.

Nicht alle Elektroautos haben 400 oder gar 500 Kilometer an Reichweite. Viele Elektromodelle der ersten und zweiten Stunde haben 120, 150 oder 200 Kilometern im Batteriepaket, wenn randvoll getankt ist. Und ohne Frage setzen die kalten Temperaturen den Elektroautos noch mehr zu als den Verbrennern. Diesel und Benziner haben beim Kaltstart einen deutlich höheren Verbrauch, der jedoch beim Stopp an der Tankstelle kaum jemanden ernsthaft interessiert. Bei einem Plug-In-Hybriden sind die winterlichen Wetterverhältnisse ebenfalls kaum ein Problem. Schließlich kann immer noch der Verbrennungsmotor einspringen, wenn das Akkupaket einmal leer sein sollte. Anders sieht es jedoch bei reinen Elektroautos aus, die die winterliche Kälte einiges an der so wertvollen Reichweite kostet.

Daher sollte man dem eigenen Elektroauto etwas unter die Winterreifen greifen, damit man von einer dezimierten Reichweite nicht selbst überrascht wird und unter Umständen sogar liegenbleibt. Denn anders als bei einem Verbrennungsmotor kann der Pannendienst mit einem Starthilfekabel kaum helfen. Das Problem der eiskalten Temperaturen ist dabei nicht der Energiefluss vom Akkupaket an den Antriebsmotor, sondern die zahlreichen Nebenaggregate und Verbraucher, die mehr als viele befürchten von der realen Reichweite abknabbern. Zunächst einmal sollte man das eigene Elektroautos zur kalten Jahreszeit in den Abendstunden obligatorisch aufladen, auch wenn an sich noch genügend Fahrstrecke für den nächsten Morgen vorhanden sein sollte. Unter Umständen hat es in der Nacht Temperaturen von deutlich unter null Grad und wer seine Standklimatisierung in den Morgenstunden 20 bis 30 Minuten aktiviert, reduziert die Restreichweite spürbar.

Daher sollte man sich bereits am Vorabend Gedanken machen, wo man das eigene Elektroauto abstellt. Kann man nicht zu Hause laden, empfiehlt es sich, vor dem Weg nach Hause das Akkupaket noch maximal erstarken zu lassen. Nicht ganz unwichtig ist daher auch der rechte Parkplatz. Ist keine Ladesäule in Sicht, an der ich das Auto am Abend anstecken kann, bringt es durchaus Vorteile, den Wagen besonders geschützt abzuparken. Der Wagen friert dann nicht derart stark zu wie wenn er komplett frei stehen würde. Heißt, das Enteisen der Scheiben dauert durch die Standklimatisierung nicht so lange und wer selbst Hand anlegen muss, um die Scheiben mit dem Kratzer zu enteisen, spart ebenfalls Zeit und Energie. Nicht vergessen: auch das Elektrofahrzeug ist ein ganz normales Auto, das im Herbst und Winter etwas mehr Aufmerksamkeit als bei wärmeren Temperaturen benötigt. Daher gehören Eiskratzer ebenso ins Auto wie ggf. eine Schutzfolie für die Windschutzscheibe und Frostschutz in die Waschflüssigkeit der Scheiben- / Scheinwerferwaschanlage. Winterreifen? Selbstverständlich!

Doch nicht nur die so praktische Standklimatisierung setzt dem Akkupaket der Elektroautos zu. Da die Wärme des Verbrennungsmotors nach dem Kaltstart fehlt, müssen Wärmepumpe und elektrischer Zuheizer wahre Kraftanstrengungen vollführen, um den Innenraum für die Insassen wohlig und warm zu bekommen. Zudem schaltet man in der kalten Jahreszeit nur allzu gern Sitz- und Lenkradheizung ein. Für freie Sicht sorgen die beheizten Außenspiegel nebst Klimaautomatik und die entsprechend erwärmte Heck- sowie ggf. Frontscheibe. Je mehr zusätzliche Verbraucher man zuschaltet, umso mehr reduziert sich daher die Reichweite des Akkupakets. Bei einem Auto, dass abends noch 150 Kilometer an Reichweite auf dem Smartphone oder dem Bordcomputer angezeigt hat, werden nach erfolgreicher Klimatisierung schnell nur noch 100 Kilometer oder weniger. Und je weniger ich den Akku mit den zahlreichen Verbrauchern stresse, umso weiter komme ich.

Daher sollte man den Akku des eigenen Elektroautos gerade im kühlen Herbst und noch mehr im eiskalten Winter nicht derart leer werden lassen. Etwas früher und voller als sonst nachladen, bringt einen auf die sichere Seite und erspart einem morgendlich allerhand unangenehme Überraschungen und einen eilig einzulegenden Zwischenstopp auf dem Weg zum ersten Termin. Denn so praktisch eine Konditionierung zur morgendlichen Abfahrt auch ist, einfach mit einem Drei-Minuten-Stopp an der Zapfsäule den Tank vollmachen, klappt nur mit einem Verbrenner. Vorbereitet sein ist daher alles.

Quelle: Autoplenum, 2020-11-24

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