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Testbericht

Wolfram Nickel/SP-X, 2. November 2021
SP-X/Köln. Diesen hochkarätigen Stern wollte in den statusbewussten 1980ern fast jeder Star haben: Ob die Formel-1-Titanen Niki Lauda und Ayrton Senna, Rallyechampion Walter Röhrl, Künstler, Könige, Politprominenz oder Scheichs, sie alle fuhren die 1981 vorgestellten V8-Coupés von Mercedes mit dem sperrigen Schriftzug SEC („S-Klasse-Einspritzmotor-Coupé“) auf der Kofferraumklappe. Auch die reichen TV-Helden und -Bösen in Kultserien wie Dallas, Magnum oder Miami Vice zeigten sich plötzlich im extravaganten und extrem kostspieligen Mercedes SEC der Baureihe C 126 – rund 35 Prozent teurer als die entsprechenden V8-Limousinen (W 126) und exklusiver als der bis dahin von Promis präferierte SL-Roadster. Statt Protz, den gab es für Poser natürlich auch, etwa bei Tunern wie Zender und Styling Garage, zierte die SEC-Typen 380 bis 560 eine distinguierte Eleganz aus der Feder des in Italien geborenen Stardesigners Bruno Sacco. Dies ergänzt um technische Innovationen á la Fahrer- und Beifahrerairbag, Gurtstraffer und -bringer, elektronische Traktionskontrolle, automatisches Sperrdifferenzial sowie V8 mit bis zu 221 kW/300 PS Leistung im 1985 lancierten Spitzenmodell 560 SEC. „Der Erste unter den Besten“ sollte der noble Zweitürer laut Mercedes-Werbung sein. Ein Anspruch, dem dieser Herausforderer von Jaguar XJ-S, Bentley Continental R oder Porsche 928 als Bestseller gerecht wurde.So übertraf die zehn Jahre lang gebaute Reihe C 126 mit mehr als 74.000 Einheiten nicht nur sämtliche direkten Wettbewerber – die BMW 6er Coupés spielten übrigens in einer erschwinglicheren Liga – der fast fünf Meter lange und voll besetzt trotz neuer Leichtbau-Technik immer noch über 2,1 Tonnen schwere SEC brachte es zum vorläufig meistverkauften S-Klasse Coupé aller Zeiten. Eine Karriere, die sich schon bei der Weltpremiere der Typen 380 SEC und 500 SEC auf der IAA im Herbst 1981 andeutete. Vorhang auf für den Nachfolger der Typen 280 SLC bis 500 SLC hieß es damals, und die Messegäste drängten sich dichter um dieses neue deutsche Traumauto mit rahmenlos versenkbaren Fenstern als um jedes rote italienische Supercar. Die meisten Bewunderer der endlich wieder auf der S-Klasse-Limousine und nicht wie zuvor der SLC auf einem SL-Roadster basierenden neuen 3,8- und 5,0-Liter-V8-Coupés mussten sich allerdings damit bescheiden, eine der heiß begehrten Werbebroschüren zu erbeuten. Obwohl die gesellschaftliche Stimmung Anfang der 1980er durch autofeindliche Strömungen und Sozialneid beeinflusst wurde, gelang Mercedes bzw. Chefdesigner Bruno Sacco mit dem ultrateuren SEC ein Wunder: Die in unaufdringlicher Kraft und Herrlichkeit konturierten Coupés wurden allgemein bejubelt als „bestes Auto der Welt“, nicht zuletzt in der Fachpresse. Und die Kino- und TV-Industrie buchte den schwäbischen Superstar in rund 350 Filmen als automobilen Hauptdarsteller.Vielleicht war es auch die Verwendung von leichtem, anfangs geriffeltem Kunststoff bei Stoßfängern und Seitenschutzplanken – vom Volksmund „Saccobretter“ genannt – die den SEC ebenso wie die schon zwei Jahre früher gezeigten S-Klasse-Limousinen bereits optisch als Botschafter des Fortschritts kennzeichnete. Dazu passte auch, dass der SEC als erstes Mercedes-Coupé den Sport-Kühlergrill der SL-Serie adaptierte, ein Designelement, das Sacco gegen die Bedenken der Daimler-Benz-Vorstände durchgesetzt hatte. In späteren Jahren äußerte sich Sacco einmal über die ihm wichtige vertikale Designverwandtschaft bei Mercedes. Mit markanten Details wie der geriffelten unteren Seitenstruktur (wenn auch jetzt in Plastik gehalten) sowie dem Kühlergesicht zitierte der C 126 deshalb klar seinen Vorgänger, den SLC (C 107) mit eigenwilliger Dachkonstruktion.Allerdings machte der auf Anhieb erfolgreiche SEC den Sportgrill mit mittigem Stern auch schnell zum Verkaufsschlager der Tuningindustrie, die das Leistungsabzeichen schon nach kurzer Zeit für alle schwäbischen Limousinen und Kombis offerierte, inklusive der damals noch phlegmatischen Diesel-Taxis. Und dann gab es da noch die Brabus, Lorinser oder AMG für alle Adrenalinjunkies unter den Multimillionären. Während ein AMG 500 SEC sogar beim 24-Stunden-Rennen in den Ardennen antrat, dominierte der 6,0-Liter-Brabus mit 283 kW/385 PS die linken Autobahnspuren. Zuvor allerdings galt es, doppelt so viel Geld zu bezahlen, wie für einen konventionellen 560 SEC vom Mercedes-Händler des Vertrauens berechnet wurde. Fast mit Gold aufgewogen wurden die SGS Gullwing der Hamburger Styling Garage, zu deren Kunden Promis wie Frank Sinatra oder Michael Jackson gehörten. Der Flügeltüren-Umbau des 500 SEC ohne Stern (Mercedes opponierte, deshalb lag er im Handschuhfach) war nämlich so teuer wie gleich zwei Maranello-Boliden vom Schlag eines Ferrari 512 BB. Alternativ gab es von der Styling Garage noch ein Sonnenstudio in Form des 560-SEC-Umbaus SGS Marbella Cabriolet.Für die überwiegende Mehrheit der Mercedes-Fans machten allerdings gerade die unverfälschten schlanken und skulpturalen, im Windkanal auf gute Cw=0,34 gebrachten Formen des originalen Sacco-Entwurfs den Reiz des SEC aus: Unter ihnen verbergen sich auf Effizienz getrimmte Achtender, gekoppelt an sanft schaltende Viergang-Automaten mit langer Hinterachsübersetzung. Nur 13,9 Liter konsumierte der 380 SEC laut DIN-Norm im Stadtzyklus, ein Ferrari Mondial dagegen 25 Liter und ein Jaguar XJ-S üppige 18 Liter. Ähnlich sah der Verbrauchsvorteil des Stuttgarters auf Autobahnen aus, vor allem gab es ihn frühzeitig mit geregeltem Katalysator, der allerdings zunächst rund zehn Prozent Leistung kostete. In der Vmax stellten sie alle, vom 380 SEC über den 1985 nachfolgenden 420 SEC bis zu den Toptypen 500 SEC und 560 SEC, keine Wunderwerte auf. Aber die 250 km/h des 560 SEC genügten, um das 1989 aufgelegte Coupé BMW 850i mit V12 zu parieren. Wichtiger war den SEC-Käufern ohnehin die souveräne Gelassenheit, mit der die Luxuscoupés hohe Langstreckendurchschnitte erzielten.Punkten konnten die elitären Grand Turismo auch mit Sicherheitstechniken wie der weltweit ersten Karosserie, die konstruktiv für den praxisnäheren Offset-Crashtest ausgelegt war. Ein Konzept, das die amerikanischen Sicherheitsbehörden beeindruckte, denn gerade bei einem Coupé ohne steife B-Säule schien das lange Zeit kaum möglich. In den USA war der SEC ohnehin endgültig auf dem Weg alle konservativeren Konkurrenten in den Verkaufszahlen zu deklassieren, erfüllte er doch das Bedürfnis nach sicherer und geschmackvoller Fahrkultur. Dazu passte der im Interieur sparsame Einsatz von Holz ebenso wie das einzige kleine Facelift, das Mercedes für nötig befand, um den SEC en vogue zu halten. Vier Jahre nach seiner Premiere spendierten die Stuttgarter ihrem Flaggschiff neue Stoßfänger, einen geglätteten Flankenschutz, neue Räder und motorische Nachschärfungen. Damit blieb der SEC bis zum Herbst 1991 frisch, um dann das Ruder an das gigantische W-140-Coupé zu übergeben. Aber das ist ein neues Kapitel, geschrieben ebenfalls von Bruno Sacco.Kurzcharakteristik:Chronik:1951: Startschuss für die großen Mercedes Coupés der Nachkriegsära. Auf der IAA in Frankfurt wird im April der neue Typ 220 vorgestellt, der bis 1955 auch als Coupé produziert wird. Enthüllung des 300 S Coupé auf dem Pariser Automobilsalon1961: Erweiterung der W 111-Baureihe durch Coupés und Cabriolets, die zweitürige Typenfamilie 220 SEb bis 300 SE bzw. später auch 280 SE 3.5 kommt in Fahrt1971: Auf dem SL der Baureihe R 107 basiert das SLC Coupe, das die Nachfolge des 280 SE bzw. 280 SE 3.5 Coupés antritt1979: Die S-Klasse-Limousinen der Baureihe W 126 werden vorgestellt1981: Auf der IAA in Frankfurt feiern die Achtzylinder-Coupés 380 SEC und 500 SEC Weltpremiere. Sie ersetzen die Coupés SLC der Baureihe R 107. Die Bezeichnung SEC steht für „S-Klasse-Einspritzmotor-Coupé“. Der SEC basiert auf der Plattform der Limousine, verfügt aber über einen kürzeren Radstand. Das Design der Coupés – unter der Verantwortung von Bruno Sacco entwickelt – orientiert sich ebenfalls an den Limousinen, zitiert jedoch den SL-typischen Kühlergrill mit horizontalen Streben und großem Stern in der Mitte. Zugunsten der passiven Sicherheit ist das Dach mit hochfester Struktur verstärkt und gleiches gilt für die A-Säulen. Neu sind elektrisch betätigte Gurtbringer, die zum serienmäßigen Lieferumfang der SEC-Typen gehören. Auf Wunsch sind Airbag für den Fahrer und ein Gurtstraffer für den Beifahrer lieferbar1982: Der Hamburger Tuner Styling Garage präsentiert einen Flügeltüren-Umbau des 500 SEC mit der Modellbezeichnung SGS Gullwing. Insgesamt werden 57 Einheiten des bis zu 200.000 Mark teuren SGS Gullwing gebaut. Ab 1985 ergänzt der in etwa zehn Einheiten produzierte SGS Arrow C1 das Portfolio, basierend auf dem Gullwing biet er eine Klappscheinwerfer-Front im Stil des Wankelmotorsportwagens Mercedes-Benz C111. Dagegen ist der in rund 300 Einheiten gefertigte SGS Marbella ein Cabriolet-Umbau des Mercedes 500SEC/560 SEC1983: Unter Formel-1-Fahrern genießt der SEC unvergleichliche Popularität, erstmals entscheidet sich jeder dritte Pilot für den gleichen Autotyp, den 500 SEC 1985: Im August umfangreiche Modellpflege und neue Motorisierungen. Bei der seitlichen Kunststoff-Beplankung entfällt die Riffelung, außerdem sind die sogenannten Sacco-Bretter jetzt in vier Farben bestellbar. Statt 14-Zoll-Räder sind jetzt 15-Zoll-Aluminiumräder Standard. Einführung des neuen, damals repräsentative 250 km/h schnellen Spitzenmodells 560 SEC und des leistungsgesteigerten 500 SEC. Der neue 420 SEC ersetzt den 380 SEC. Wahlweise sind die Achtzylinder mit Katalysator oder als sogenannte „RÜF“-Versionen lieferbar, die auf späteren Katalysator-Einbau vorbereitet sind1987: Im September erneute Modellpflege. Der 500 SEC erhält abermals eine Leistungsstärkung. Karossier Chris Hahn, vormals Styling Garage, offeriert SEC Cabriolets zu Umbaupreisen von etwa 65.000 Mark1989: Die seitlichen Kunststoff-Planken sind in 16 Farben bestellbar und harmonieren mit der Lackfarbe. Neuer Wettbewerber für den 560 SEC ist der BMW 850i mit V12-Motor. Beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps startet ein 500 SEC von AMG1991: Am 27. August erfolgt die Produktionseinstellung. Als letztes Fahrzeug rollt ein 560 SEC vom Band. Nachfolger des C 126 wird das S-Klasse Coupé der Serie C 1402011: Die Mercedes-Benz SEC der Reihe C 126 werden 30 Jahre alt und damit Kandidaten für das amtliche H-Kennzeichen 2021: Die SEC Coupé der Baureihe C 126 werden 40 Jahre alt und von der Community gefeiertProduktionszahlen:Insgesamt 74.060 Einheiten, davonMercedes-Benz 380 SEC: 11.267 EinheitenMercedes-Benz 420 SEC: 3.680 EinheitenMercedes-Benz 500 SEC: 30.184 EinheitenMercedes-Benz 560 SEC: 28.929 EinheitenMotorisierungen:Mercedes-Benz 380 SEC (1981-1985) mit 3,8-Liter-V8 (150 kW/204 PS)Mercedes-Benz 420 SEC (1985-1991) mit 4,2-Liter-V8 (RÜF 160 kW/218 PS bzw. KAT 150 kW/204 PS bzw.165 kW/224 PS)Mercedes-Benz 500 SEC (1981-1991) mit 5,0-Liter-V8 (170 kW/231 PS bzw. ab September 1985 180 kW/245 PS bzw. 164 kW/223 PS bzw. ab September 1987 195 kW/265 PS bzw. 185 kW/252 PS)Mercedes-Benz 560 SEC (1985-1991) mit 5,6-Liter-V8 (ECE 220 kW/300 PS bzw. RÜF 200 kW/272 PS bzw. KAT 178 kW/242 PS bzw. 205 kW/279 PS)Dieses Coupé schuf klare Verhältnisse. Schon bei seinem Debüt auf der IAA 1981 überstrahlte der V8-Mercedes mit dem Typencode SEC die versammelte Luxuskonkurrenz. Und so wundert es nicht, dass die Stil-Ikone mit dem Stern im Grill in Hollywood, Nizza oder Berlin angesagter war als Aston Martin oder Bentley .
Fazit
Dieses Coupé schuf klare Verhältnisse. Schon bei seinem Debüt auf der IAA 1981 überstrahlte der V8-Mercedes mit dem Typencode SEC die versammelte Luxuskonkurrenz. Und so wundert es nicht, dass die Stil-Ikone mit dem Stern im Grill in Hollywood, Nizza oder Berlin angesagter war als Aston Martin oder Bentley .

Quelle: Autoplenum, 2021-11-02

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