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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 1. Dezember 2020
Nach dem Opel Vivaro-e kommen nun auch die Schwestermodelle Peugeot e-Expert und Citroën e-Jumpy auf den Markt. Die Elektromodelle dürften bei vielen Gewerbetreibenden gut ankommen.

In Frankreich geht man offenbar entspannt mit der Positionierung von Marken sowie dem Thema Modell-Kannibalismus innerhalb eines Automobil-Konzerns um. Das Stromer-Geschwisterpaar Peugeot e-Expert und Citroën e-Jumpy unterscheidet zwar das Antlitz - Löwe und große Augen hier, zwei Chromspangen und Doppelwinkel dort, aber im Innenraum und der Technik sind die gallischen Brüder im Grunde aus einem Holz geschnitzt. Kein Vergleich zu dem Aufwand, den man bei VW, Skoda, Seat und Audi treibt, um die Gleichteile zu kaschieren. Ebenso wie der Opel Vivaro-e stehen die beiden Gallier auf der bekannten EMP2-Architektur und der Kunde kann zwischen zwei Akku-Größen wählen: eine 50 Kilowattstundenbatterie für maximal 230 Kilometer WLTP-Reichweite und ein mit 75 kWh, mit der man bis zu 316 Kilometer weit kommt. Bei einem Basispreisunterschied von 5.000 Euro netto (39.070 Euro zu 44.070 Euro) überlegt man sich schon ganz genau, ob man sich die großen Akkupakete unter den Boden schnallt. Letztendlich ist auch der Einsatzzweck des Nutzfahrzeug-Transporters maßgebend. Wer nur zu Baustelle und zurück zur Firma pendelt, greift zur Basis-Batterie, Personentransporter und Shuttle-Dienste zu den Maximal-Stromspeichern.

Weit vielfältiger also die Akku-Wahl sind die Karosserie und Aufbau-Varianten des e-Expert. Grundsätzlich bietet Peugeot (und auch Citroën Transporter in drei Längen: 4,61 Meter (S), 4,96 Meter (M) und 5,31 Meter (L) und vier Aufbau-Varianten an: Als Kastenwagen, mit Doppelkabine, als geräumiger Hochdachkombi sowie als Fahrgestell für Sonderaufbauten. Mit einer Höhe von weniger als 1,90 Metern sind auch Tiefgaragen keine Problemzone. So weit, so Opel Vivaro-e, allerdings schaffen die beiden Franzosen nach eigenem Bekunden eine Zuladung von bis zu 1.275 Kilogramm, bei der Anhängerlast von maximal einer Tonne herrscht wieder Gleichstand. Je nach Version variiert das Ladevolumen, das bei unserer L2-Version 5,3 Kubikmeter beträgt (mit Moduwork, bei dem der Beifahrerplatz genutzt werden kann: 5,8 Kubikmeter).

Wer sich auf den Fahrersitz eines Nutzfahrzeugs schwingt, muss seine haptischen Ansprüche etwas herunterschrauben. Auch wenn die Anordnung der Instrumente mehr einem PKW als einem Hardcore-Blaumann-Transporter entspricht, regiert doch das graue Hartplastik und die vielen Ablagen in den Türtaschen. Da passt auch eine 1,5 Liter Flasche rein. Wenn der Fahrer eine kleine Flasche dabei hat, die in der Tiefe des Fachs verschwindet, dass man von der hohen Sitzposition nur schwer herankommt, Pech gehabt. Trotzdem freut man sich als gewöhnlicher Pkw-Fahrer über den Acht-Zoll-Touchscreen, die Möglichkeit, sein Smartphone per Apple CarPlay oder Android Auto einzubinden und die Assistenzsysteme wie einen Toter Winkel Assistent oder einen Notbremsassistenten. Dass aber bei unserem Fahrzeug mit der Avantage-Ausstattung und einer Trennwand zwischen Führerhaus und Laderaum keine Rückfahrkamera (die es für den e-Expert gibt) enthalten ist, irritiert.

Das macht das Rangieren schwieriger als nötig. Beim Fahren kommt man mit dem Elektro-Transporter sehr gut klar. Der Antrieb und die Fahrmodi bieten die bekannte EMP2-Plattform-Kost. Mit Power steht die volle Leistung zur Verfügung. Das bedeutet 100 kW / 136 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment. Dann schafft der 75 kWh e-Expert Kastenwagen in der L2-Ausführung nach 13,3 Sekunden die 100 km/h-Marke und bei 130 km/h bleibt die Tachonadel stehen. Die beiden anderen Modi \"Eco\" (60 kW / 82 PS und 190 Nm) sowie \"Normal\" (80 kW / 109 PS und 210 Nm) stellen je nach Streckenprofil eine stromsparende Alternative dar. Um den Effekt noch zu verstärken, kann man mit einem Druck auf den B-Knopf die Rekuperation beim Lupfen des Gaspedals verstärken. Da die Motorbremse nicht so hart eingestellt ist, geht das auch bei hohen Geschwindigkeiten sehr geschmeidig. Bei unserer Testfahrt herrschten Minusgrade, die Gift für ein Elektromobil beziehungsweise die Akkus sind, Peugeot gibt einen Durchschnittsverbrauch von 27.0 kWh/100 km an. Wir protokollierten 36,8 kWh/100, wobei der Transporter nicht beladen und wir nur selten in den Power-Modus geschalten haben, sondern die rund die Hälfte der Fahrt im schmalbrüstigen Eco-Fahrprogramm absolviert haben.

Wenn es um das Nachladen der Batterien geht, fügt sich der Peugeot e-Expert in die Reihe der technischen PSA- und Opel-Verwandtschaft ein. An einer 100 kW-Schnellladesäule sind die Energiespeicher nach 45 Minuten zu 80 Prozent gefüllt. Mit dem dreiphasigen 11 kW-Onboardlader sind die Akkus nach rund 6.55 Stunden wieder gefüllt. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, ein Elektroauto mit einer 75 kWh Batterie an einer Haushaltssteckdose (einphasiges Laden mit acht Ampere) zu tanken, wartet fast 42 Stunden, bis der Akku-Füllstandzeiger ganz oben auf der Skala angekommen ist. Apropos ankommen: Der elektrifizierte PSA-Kastenwagen steht ab Januar beim Händler. Der Peugeot e-Expert L2H1 Avantage Edition kostet mit der 75 kWh Batterie 51.121,20 Euro (44.070 netto) und mit der 50 kWh-Batterie 45.321,20 Euro (39.070 Euro netto). Im Gegensatz zum Opel Vivaro-e, bei dem viele Ausstattungsoptionen einzeln dazu buchbar sind, setzen die Franzosen auf Ausstattungspakete.
Technische Daten
Antrieb:Vorderradantrieb
Getriebe:Eingang-Automatik
Motor Bauart:Elektromotor
Preis
Neupreis: 51.121,20 € (Stand: 2020-12-01)

Quelle: Autoplenum, 2020-12-01

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